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Kommentar: Der Notfallplan

Michael Rosentritt beglückwünscht Joachim Löw zu seiner ersten Niederlage.

Joachim Löw hat seine liebe Mühe, zum England-Länderspiel am Mittwoch eine passable Mannschaft aufbieten zu können. Man könnte das Wort Mühe auch durch das Wort Not ersetzen. Wie anders ist sonst zu verstehen, dass der Bundestrainer David Odonkor für die Nationalmannschaft reanimiert? Einen Spieler also, der seit der WM kaum eine Rolle spielt. Aber Löw hat eben auch eine Ahnung davon, wie man den Notfall im Fußball beherrschbar machen kann.

Was gab es im Frühjahr für ein Gegrummel, als Löw gegen Dänemark eine B-Mannschaft aufs Feld schickte. Gleich sechs Neulinge testete er – auf die Gefahr hin, das Spiel zu verlieren. Für viele setzte der Bundestrainer scheinbar grundlos die bis dahin makellose Serie der Nationalelf – acht Spiele ohne Niederlage – aufs Spiel. Das Duell ging tatsächlich 0:1 verloren. Aber der eigentliche Nutzen dieses Spiels könnte sich jetzt zeigen.

Löw hat es sich nicht gewünscht, dass ihm vor dem Prestigeduell mit England eine halbe WM-Stammelf wegfällt. Aber in gewisser Weise hat er einem solchen Umstand vorgebaut. Spieler wie Hilbert, Rolfes, Castro, Kießling oder Helmes durften sich im März 2007 ausprobieren und wesentliche Erfahrungen sammeln. Das ist vor 30 000 Zuschauern in Duisburg weniger gewagt und daher sinnvoller als vor 90 000 in Wembley. Das Erlebnis Duisburg löste Entwicklungsschübe bei den Debütanten aus.

Bleibt David Odonkor. Der passt so gar nicht in diesen Plan. Odonkor ist und bleibt, was er bei der WM war – eine Überraschung.

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