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Sport: Der Trainer tanzt nicht mehr

Die Euphorie ist vorbei: Peter Neururer und der VfL Bochum spielen gegen den Abstieg

Die Hände waren tief in der Hosentasche vergraben. Sein Blick ging ins Leere. Stocksteif stand er auf dem Feld und schaute aus seiner offenen, etwas zu lang geratenen Lederjacke beinahe traurig seinen Spielern beim Aufwärmen zu. Peter Neururer tanzt nicht mehr. Zumindest vorerst nicht. Anscheinend ahnte er schon vor dem Spiel in Mainz, was da auf ihn zukommen würde.

Auch während des Spiels änderte sich die Pose des Bochumer Trainers kaum: Hier und da ein paar zaghafte Anweisungen. Die Jacke blieb offen, als wolle Neururer dem eisigen Wind trotzen. Wahrscheinlich hat er ihn gar nicht mehr wahrgenommen, so geschockt war der Trainer von der Leistung seiner Mannschaft in der ersten Halbzeit. „Für diese erste Halbzeit kann ich mich nur bei den Fans entschuldigen“, sagte Peter Neururer nach dem Spiel. 0:1 verlor der VfL Bochum. Und es hätten locker zwei bis drei Gegentore mehr sein können. „Unsere Offensive und vor allem unser Mittelfeld sind völlig ausgefallen. Unsere besten Leute waren Kalla, Knavs und Torwart Rein van Duijnhoven – das sagt schon alles“, schimpfte Neururer.

Lange nahm er sich Zeit für die fragenden Journalisten. Ruhig und ehrlich stellte er sich der Situation. Und diese Situation heißt Abstiegskampf. Der Coach hatte sich in der Halbzeitpause selbst warm geschimpft. Danach lief es besser, die Spieler zeigten wenigstens Willen. Genützt hat es nichts.

Rückendeckung für den Trainer gab es von Manager Dieter Meinhold: „Er hat in der Halbzeit deutliche Worte gefunden und auch richtig ausgewechselt. Er hat für unseren Verein viel getan, und wir werden auch da wieder gemeinsam rauskommen, deshalb haben wir keine Trainerdiskussion in Bochum.“ Und wenn, dann würde Neururer diese Diskussion selbst anstimmen. Er kennt das Geschäft und weiß wohl auch, was solche Aussagen wie die des Managers wert sind. „Wenn ich merke, dass ich die Mannschaft nicht mehr erreiche und keinen Einfluss mehr habe, dann wäre ich fehl am Platz und würde das auch einsehen und das Gespräch von mir aus suchen“, sagt Neururer. „Aber so weit sind wir noch lange nicht.“

Trotzdem muss es Gründe dafür geben, dass die mit großen Ambitionen gestarteten Bochumer jetzt nur deshalb nicht Letzter sind, weil alle Konkurrenten im Abstiegskampf auch gepatzt haben. Das unglückliche Ausscheiden im Uefa-Pokal gegen Lüttich wollen Trainer und Vereinsführung nicht mehr gelten lassen. „Das war ein psychologischer Hammer, aber das ist nicht der Grund für das schlechte Spiel heute“, sagt Neururer. Hoffnung hatten die Bochumer gesammelt nach dem guten Auftreten gegen die Bayern. „Aber dieselbe Mannschaft spielt dann hier so eine erste Halbzeit“, sagte Neururer. An der Stimmung im Team könne es nicht liegen. „Es gibt keine Diskrepanzen oder Kommunikationsprobleme“, beteuert Neururer, der aber im selben Atemzug sagt, sobald so etwas auftrete, sei er einen Tag zu lange Trainer des VfL Bochum gewesen.

Ein wichtiger Grund für die Probleme ist der personelle Umbruch der Mannschaft. Wichtige Leute wie Hashemian und Fahrenhorst sind gegangen und nur vermeintlich Gute wie Preuß oder Lokvenc sind gekommen. „Das war am Anfang schwierig, aber in den vergangenen Wochen habe ich schon Fortschritte gesehen“, sagte Manager Meinhold. Nur in Mainz war davon über weite Strecken nichts zu sehen.

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