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Sport: Der Ungeliebte

Drei Alba-Spieler wählten die Fans ins All-Star-Team, doch DeJuan Collins zählt nicht dazu

Berlin. Als der Bus beim ersten Europaliga-Auswärtsspiel dieser Saison vom Flughafen nach Lyon fuhr, herrschte in den hinteren Bankreihen unter den Basketballern von Alba Berlin gute Stimmung. Eine Boulevardzeitung hatte Vladimir Petrovic ein Verhältnis mit einer Frau angedichtet, die er erst einmal gesehen hatte und nicht näher kannte. Marko Pesic und Jovo Stanojevic amüsierten sich köstlich über den Artikel, auch Mithat Demirel und Teoman Öztürk hatten die Geschichte mitbekommen und grinsten. DeJuan Collins aber saß in einer der ersten Reihen, hörte Musik – und blickte aus dem Fenster.

Eineinhalb Jahre spielt der US-Amerikaner nun bei Alba Berlin, trotzdem ist der 27-Jährige außerhalb des Spielfeldes noch nicht so integriert in die Mannschaft wie Vladimir Petrovic oder John Best, die beide kürzer bei Alba spielen. Die Zuschauer scheinen das zu spüren. Bei der Wahl für das heutige All-Star-Spiel der Bundesliga in der Kölnarena (ab 20.50 Uhr live im DSF) wählten die Fans drei Spieler von Alba Berlin in die Startformation des Nordens. DeJuan Collins zählt nicht dazu. „Es wäre schön, wenn ich dabei wäre“, sagt der Aufbauspieler des Deutschen Meisters, „es ist schon enttäuschend, aber es ist nicht so schlimm.“

Dabei zählt Collins zu den Leistungsträgern. Bei der jüngsten Niederlage bei Tau Vitoria (81:94) erzielte er 23 Punkte mit einer Wurfquote von 92 Prozent. In der Europaliga ist der Aufbauspieler nach Petrovic zweitbester Scorer der Berliner, in der Bundesliga drittbester Werfer des Teams. Trotzdem wählten die Fans Jovo Stanojevic, John Best und Mithat Demirel ins All-Star-Team. Letzterer konnte verletzungsbedingt in dieser Saison erst acht Bundesligaspiele bestreiten. „Das ist der Bonus von der Europameisterschaft, wo er als einer der wenigen gut aufgetrumpft hat“, sagt Albas Fanklubvorsitzender Jörg Busche, „außerdem hat noch jeder das Pokalfinale in Erinnerung.“ Dieses hatte Demirel mit einem spektakulären Korbleger in den letzten 4,6 Sekunden entschieden. Auswahltrainer Don Beck nominierte Petrovic als vierten Berliner Spieler nach. Was auch ein Grund sein könnte, warum Collins nicht dabei ist. „Er wäre der fünfte Berliner Spieler“, sagt Prigge, „die Bundesliga besteht nicht nur aus Alba.“

Dennoch gibt die Wahl Hinweise auf die Beliebtheit der Spieler. „Es gibt Fans, die mögen Collins nicht, weil er gelegentlich zu eigensinnig ist“, berichtet Busche, „außerdem ist er zu unkonstant – wie die gesamte Mannschaft.“ Dass der Aufbauspieler bei den Berliner Fans generell unbeliebt ist, will er nicht bestätigen. „Wenn er im nächsten Spiel Klasse ist, schweigen seine Kritiker wieder“, sagt Busche. Zwar wird Collins’ Name in der Max-Schmeling-Halle nur selten gerufen. „Aber die Berliner Fans glänzen sowieso nicht durch Sprechchöre.“

Die Berliner Trainer schätzen seinen Wert. „Er hat in höchstem Maße den Respekt von Trainer Emir Mutapcic“, sagt Burkhardt Prigge, „da ist es egal, ob er von den Fans gemocht wird oder nicht.“ Allerdings lässt er auf dem Spielfeld oftmals jene Führungsqualität vermissen, die er einmal verbal kundgetan hat. „I’m a natural born leader“, hat Collins in der letzten Saison gesagt. Doch vielleicht ist er zu introvertiert, um diesen Anspruch auch ausfüllen zu können. Auf dem Spielfeld ruft er nur selten die Mitspieler zusammen, um etwas mit ihnen zu besprechen. Marko Pesic, John Best oder auch der im Dezember zum Team gestoßene Chuck Evans tun dies öfters. Seine Qualitäten als Scorer und als Verteidiger hingegen sind unbestritten. Womöglich aber entspricht er doch eher der Position eines Shooting Guards als eines Spielmachers.

Collins jedenfalls will die Nicht-Nominierung fürs All-Star-Spiel nicht überbewerten. Zumal er im Basketball Wichtigeres kennt. Er sagt: „Man muss seinen Wert fürs Team kennen und ihm beim Gewinnen helfen.“

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