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Sport: Der Wasserwirbler

Phelps holt sein erstes Gold mit einem Weltrekord

Peking - Beim nächsten Mal sollte Michael Phelps besser selbst die Nationalhymne auflegen. Dann läuft sie wenigstens durch, zügig bis zum Ende. Michael Phelps gibt nämlich nicht vorher auf, wie die amerikanische Hymne, die am Sonntag ihm zu Ehren gespielt wurde, für seinen ersten Olympiasieg 2008. Es war der über 400 Meter Lagen. Kurz vor dem Ende brach dieses Ständchen einfach ab. Es fehlte die letzte Textzeile, und die ist doch eigentlich wie geschrieben für einen Mann wie Phelps.

Was soll er also davon halten, dass gerade „home of the braves“, „die Heimat der Tapferen“, abgeschnitten wurde von der Technik oder vielleicht irgendwelchen Saboteuren? Vielleicht muss er sich diese Liedzeile erst noch durch weitere Goldmedaillen erschwimmen, oder sie soll ihn daran erinnern, was er in Peking erreichen könnte, nämlich mindestens so oft zu siegen wie Mark Spitz bei den Spielen von München 1972, sieben Mal. Die perfekte amerikanische Show hatte auf einmal keine Töne mehr, sie hatte angefangen mit einem lauten Jubel, als Präsident George W. Bush sich vor dem Rennen eine amerikanische Fahne vor die Brust hielt. Später griff er noch einmal zu kleineren patriotischen Winkelementen, handlich am Stil befestigt. Phelps dehnte sich derweil noch ein bisschen am Startblock in seiner Schwimmhose, die wie die seiner Mannschaftskollegen mit Streifen und Sternen verziert ist.

Dann wirbelte er auch schon durch das Wasser und lieferte seinem Trainer Bob Baldwin das Ergebnis dafür, dass der vor vielen Jahren darauf bestanden hatte, Phelps in allen vier Schwimmstilen gut auszubilden. Jetzt reicht es Phelps aber auch mit der Lagenstrecke. „Ich habe Bob gesagt, dass dies mein letztes Rennen über 400 Meter Lagen sein wird, und deshalb bin ich rausgegangen und habe eine gute Zeit geschwommen.“ Es war die bisher beste Zeit, Weltrekord. Den hatte sich Phelps vorgenommen. „Ich wollte eine 4:03 schwimmen“, sagte er. Es wurden 4 Minuten, 3 Sekunden und 84 Hundertstel. Erst Ende Juni hatte Phelps diesen Rekord verbessert auf 4:05,25 Minuten. Es ist schon eigenartig, wenn sich jemand einfach so vornimmt, die schnellste bisher geschwommene Zeit um zwei Sekunden zu unterbieten.

Gefühlt habe er sich nicht gut nach dem Rekord, sagte Phelps. „Als ich im Warteraum war, fühlte ich mich etwas erkältet.“ Das bedeutet, dass er ohne Erkältungsgefühl wohl noch schneller hätte schwimmen können. Auf den ersten 250 Metern hielt noch sein Landsmann Ryan Lochte mit, der wurde am Ende Dritter hinter Laszlo Cseh aus Ungarn. Cseh brauchte 4:06,16 Minuten für die Strecke, richtig spannend war das Rennen daher nicht, das 11 000 Zuschauer in der Schwimmhalle sahen, aber wenigstens ist Csehs Zeit Europarekord.

Den Moment des Auftauchens, des Sieges, schilderte Phelps so: „Ich habe versucht, meine Mutter zu finden, aber ich habe sie nicht gefunden.“ Dafür aber jemand anderen: „Ich habe hochgeschaut und Präsident Bush gesehen, sein Daumen zeigte nach oben, und er hielt die amerikanische Flagge. Das war ziemlich cool.“

Und so geht es jetzt für ihn weiter: „Essen, schlafen, schwimmen. Ein paar Kalorien in meinen Körper kriegen und so gut erholen, wie es geht.“ Das kann nur die Langeweile vor dem nächsten Rekord sein. Friedhard Teuffel

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