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Besser als nichts. Sebastian Brendel ist einer von zehn Spitzensportlern, die von der Sportlotterie gefördert werden. Der dreimalige Kanu-Olympiasieger erhält 500 Euro pro Monat.

© dpa/Weihrauch

Deutsche Sportlotterie in Not: Wohltäter oder Kannibalen?

Die Sportlotterie will deutschen Athleten finanzielle Hilfe bieten – dabei fehlt ihr selbst die Unterstützung. Nur in Hessen sind bislang Lose der Deutschen Sportlotterie in Lotto-Annahmestellen erhältlich.

Heinz-Georg Sundermann ist ein zielorientierter Typ. Der Geschäftsführer von Lotto Hessen sagt: „Wir wollen mit der Deutschen Sportlotterie einen Teil dazu beitragen, dass wieder mehr Sportler mit dem roten Brustring als Erste durchs Ziel laufen.“ Nun ist der rote Brustring schon seit ein paar Jahren nicht mehr das Identifizierungsmerkmal der deutschen Athleten. Doch vermutlich hat Sundermann an die guten, alten Zeiten gedacht, an die frühen neunziger Jahre zum Beispiel, als die Deutschen bei Olympia vom Erbe des DDR-Sports profitierten und auf Augenhöhe waren mit den großen Nationen.

Bei den Olympischen Sommerspielen 1992 in Barcelona holte Deutschland 82 Medaillen, 2016 in Rio waren es noch 42. Inzwischen hat sich Deutschland medaillentechnisch wieder in die Bundesrepublik von vor dem Mauerfall zurückverwandelt.

Deswegen – und natürlich auch, weil Sundermann ein Geschäftsmann ist – soll es jetzt die Deutsche Sportlotterie richten. Diese war schon vor 20 Monaten von Robert Harting mitinitiiert worden. Dann aber fehlte das Geld, der Diskus-Olympiasieger Harting stieg aus und Mitte dieses Jahres übernahm schließlich Lotto Hessen die Lotterie. „Das ist die modernste Lotterie Deutschlands, mit der besten Gewinnhäufigkeit. Sie wird eins zu fünf betragen, das heißt: Im Schnitt wird ein Spieler, der fünfmal spielt, auch einmal etwas gewinnen“, preist Sundermann die Lotterie an, deren Neustart am Dienstag in München vorgestellt wurde.

Geld blieb aus, Robert Harting stieg aus. Wird nun alles besser?

Geht es Sundermann nun um den Sport oder um das Produkt? So genau lässt sich das nicht sagen. Das Versprechen, mit jedem fünften Los etwas zu gewinnen und gleichzeitig die Medaillenträume der deutschen Athleten wahrer werden zu lassen, hört sich gut an. Doch es darf angezweifelt werden, dass Sundermann dieses Versprechen halten kann. Derzeit werden gerade einmal zehn Sportler mit 500 Euro im Monat gefördert. Das ist besser als nichts.

Aber der große Wurf ist es auch nicht. Einer der geförderten Sportler ist der dreimalige Olympiasieger Sebastian Brendel. „Es geht nicht von null auf hundert, das wird alles noch ein bisschen dauern“, sagt Brendel und benennt das Kernproblem der Deutschen Sportlotterie. „Es ist in jedem Fall wünschenswert, dass noch mehr Lottogesellschaften mitmachen.“

Nur in Hessen sind bislang Lose der Deutschen Sportlotterie in Lotto-Annahmestellen erhältlich. Die anderen 15 Lottogesellschaften der Bundesländer aus dem Lotto- und Totoblock machen nicht mit. Die Sache ist nämlich die: Mit der Glücksspirale gibt es schon eine Nummernlotterie, von der jährlich bis zu 500 Millionen Euro an den Sport – das wenigste davon allerdings an den Spitzensport – abgeführt werden.

Viele sehen in Sundermanns Projekt eine Gefährdung der funktionierenden Glücksspirale. „Es findet ohnehin schon eine Inflation von Soziallotterien statt, was mit einer erheblichen Kannibalisierung einhergeht“, sagt Saartoto-Geschäftsführer Michael Burkert. „Das heißt, die Lotterien nehmen sich gegenseitig die Kunden weg.“ Und auch vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), der eng mit der Glücksspirale kooperiert, sind bislang keine euphorischen Stimmen zur Deutschen Sportlotterie zu vernehmen.

„Natürlich planen wir, die Sportlotterie in allen Bundesländern anzubieten", sagt Heinz-Georg Sundermann. „Hoffentlich werden bald alle im Sinne des Sports und für unsere deutschen Athleten nachziehen.“ Im Moment jedenfalls steht er noch recht alleine da.

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