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Begeisterndes 4:2 gegen Frankreich: Deutschland meldet sich zurück

Die deutsche Mannschaft gewinnt mit einer engagierten und spielerisch guten Leistung 4:2 gegen Frankreich und trifft als Gruppensieger am Samstag im Viertelfinale auf Japan.

Inka Grings hatte den Ball längst auf den Elfmeterpunkt gelegt und starrte konzentriert in Richtung Tor, sie wollte die Sache jetzt erledigen. Allerdings musste sich die deutsche Stürmerin ein Weilchen gedulden. Noch wurde ihre Mitspielerin Fatmire Bajramaj im Fünfmeterraum behandelt, die französische Torhüterin Berangere Sapowicz trabte gerade erst in Richtung Mittellinie. Sapowicz hatte Bajramaj grob von den Beinen geholt und dafür die Rote Karte gesehen. Während die Französinnen wechselten, blieb Grings nahezu unbewegt stehen. Dann durfte die 32-Jährige endlich antreten, hart und platziert landete ihr Schuss zum 3:1 im Netz. Die deutsche Nationalmannschaft musste vor 45 867 gut unterhaltenen Zuschauern im ausverkauften Stadion von Mönchengladbach danach zwar noch ein bisschen zittern, am Ende des Abends stand aber ein verdientes 4:2 (2:0). Durch den Sieg zogen die deutschen Frauen in der Tabelle der Gruppe A noch an den Französinnen vorbei. Als Gruppensieger trifft Deutschland am Sonnabend in Wolfsburg im Viertelfinale auf die Japanerinnen.

Silvia Neid hatte nicht nur wie erwartet die formschwache Birgit Prinz und die angeschlagene Melanie Behringer aus der Startelf genommen, sondern sich noch für zwei weitere Wechsel entschieden. Neben Inka Grings (für Prinz) und Fatmire Bajramaj (für Behringer) spielte auf der rechten Abwehrseite Bianca Schmidt für Linda Bresonik, im defensiven Mittelfeld durfte sich Lena Goeßling für Kim Kulig versuchen. Schnell wurde klar, dass sich Neid richtig entschieden hatte: In der Sturmspitze erzeugte Grings viel Unruhe, noch belebender war die Wuseligkeit von Bajramaj. Die 23-Jährige, die ihre Kindheit nach der Flucht ihrer Familie aus dem Kosovo in Mönchengladbach verbracht hatte und somit vor Heimpublikum auflief, brachte immer wieder Überraschungsmomente ins deutsche Spiel.

Nach 25 Minuten schickte Babett Peter einen Freistoß hoch und lang in den Strafraum, Kerstin Garefrekes berechnete die Flugbahn des Balles am besten und traf per Kopf zum 1:0. Frankreichs 1,87 Meter große Innenverteidigerin Wendie Renard konnte nur zusehen, wie die deutsche Ersatzkapitänin ihren zweiten Treffer des Turniers erzielte. Schon zuvor hatte Neids Mannschaft gute Ansätze im Kombinationsspiel gezeigt, das Führungstor brachte ihr noch mehr Sicherheit. Jetzt klappte auch das direkte Spiel nach vorne, das die deutschen Frauen zuletzt rästelhafterweise verlernt hatten. Nach einer guten halben Stunde setzte sich Simone Laudehr mit einem starken Antritt durch, ihre scharfe Flanke von links fand Inka Grings, die ohne Mühe per Kopf zum 2:0 traf. Erneut war Renards wuscheliger Schopf in der Nähe, aber eben den entscheidenden Moment zu weit entfernt.

Zur zweiten Hälfte brachte Silvia Neid Ariane Hingst für Simone Laudehr ins Spiel. Laudehr war im Spiel gegen Kanada verwarnt worden, die Bundestrainerin wollte die bisher beste deutsche Spielerin des Turniers vor einer zweiten Gelben Karte bewahren. Nach 55 Minuten allerdings sprangen zwei deutsche Verteidigerinnen unter einem Eckball hindurch, die eingewechselte Stürmerin Marie-Laure Delie hielt den Kopf hin und traf aus kurzer Distanz zum 1:2 aus Sicht ihrer Mannschaft. Die deutschen Frauen wirkten nur kurz geschockt, rund zehn Minuten nach dem Anschlusstreffer legte Grings den Ball quer auf Bajramaj, die Frankreichs Torhüterin noch umkurven wollte, aber von den Beinen geholt wurde. Die souverän pfeifende finnische Schiedsrichter Kirsi Heikkinen entschied auf Strafstoß und Platzverweis, Grings gelang vom Punkt ihr zweiter Treffer des Abends.

Auch mit einer Frau weniger auf dem Feld gaben sich die Französinnen nicht auf, Laura Georges gelang nach einer Ecke per Kopf der erneute Anschlusstreffer. Deutschland drängte auf die Entscheidung, ein Distanzschuss von Goeßling klatschte gegen die Latte. Bei den dezimierten Französinnen schwanden nun die Kräfte, nach 88 Minuten übersahen sie Celia Okoyino da Mbabi, die per Flachschuss zum erlösenden 4:2 traf. Beim Schlusspfiff durften sich die deutschen Spielerinnen darüber freuen, den dritten Sieg in der dritten WM-Partie errungen zu haben. Mindestens genauso wichtig war aber, dass sie zur alten Spielfreude zurückgefunden hatten.

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