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Sophie Rensmann, Athletin Special Olympics Deutschland, entzündet das Feuer.

© IMAGO/Nordphoto

Die Eröffnungsfeier der World Games: Besondere Spiele in besonderen Zeiten

Startschuss für die Special Olympics in Berlin! Unter Jubel und Begeisterung werden die Spiele im Olympiastadion eröffnet – und ganz besondere Spiele versprochen

Von Benjamin Brown

Es sind besondere Spiele, das wird an diesem Samstagabend im Olympiastadion immer wieder betont. Besonders, das steckt mit „Special“ schon im Namen der Weltspiele der Special Olympics in Berlin, die weltweit größte Sportveranstaltung für Menschen mit Lernbeeinträchtigung.

Besonders, weil es die ersten Special Olympics seit der Pandemie und dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sind. Und besonders, weil es für Deutschland das größte Multisportevent seit den Olympischen Spielen von 1972 ist.

Und besondere Spiele verdienen eine besondere Eröffnungsfeier. Das internationale Publikum im Olympiastadion bekam diese mit unzähligen Showeinlagen und einer großen Party voller Lebensfreude geboten.

Jubel für die Ukraine

Unter der strahlenden Abendsonne liefen die fast 6.000 Athletinnen und Athleten aus 176 Nationen in das Stadion ein. Mit dabei war neben nahezu riesigen Delegationen – wie die der USA oder Indien mit jeweils über 200 Sportlerinnen und Sportlern – auch die des Inselstaats Nauru, eines der kleinsten Teams, das nach einer 24-Stunden-Anreise in Berlin eintraf.

Und natürlich mit dabei: Der Gastgeber Deutschland mit über 400 Athletinnen und Athleten, der vor Bundeskanzler Olaf Scholz, Innenministerin Nancy Faeser und dem Regierenden Bürgermeister Kai Wegner wie traditionell üblich unter tosendem Jubel ins Stadion einlief.

Doch der mit Abstand lauteste und längste Applaus der 50.000 Zuschauerinnen und Zuschauer an diesem Abend galt dem ukrainischen Team – die Delegation mit ihren 20 Athletinnen und Athleten hatte sich trotz Luftangriffen und Fluchterfahrungen auf die Spiele vorbereitet. Auf russische Teilnehmende treffen sie in Berlin nicht: Diese nehmen aufgrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine nicht teil.

Besondere Spiele in besonderen Zeiten. Die Hauptstadt und Gastgeberin der Spiele stand dabei immer wieder deutlich im Fokus. Berlin habe dafür gesorgt, dass sich die Anwesenden wie die „am aller willkommensten Leute auf der ganzen Welt“ fühlen würden, so Timothy Shriver, Vorsitzender von Special Olympics International.

Zu Berlin habe der Funktionär – der zugleich Neffe des ehemaligen US-Präsidenten John F. Kennedy und Sohn der Gründerin der Special Olympics, Eunice Kennedy Shriver, ist – eine ganz besondere Verbindung. So sei seine Mutter, die Schwester John F. Kennedys, bei dessen berühmter Berlin-Reise im Juni 1963 dabei gewesen.

Dass die Spiele sechzig Jahre später im damals geteilten Berlin stattfänden, sei für Shriver eine emotionale Erfahrung. Er wünschte, dass seine Mutter dabei sein könne, um die Spiele in Berlin zu sehen.

Sportikonen und Inklusion

Doch trotz der Rückblicke in die Vergangenheit, zu denen auch Shrivers Referenzen auf die Olympischen Spiele 1936 und das Erbe Jesse Owens zählten: Die Gegenwart geriet an diesem Abend nicht aus den Augen.

Die Vorfreude für diese besondere Party, auf der das norwegische Hip-Hop-Duo Madcon für Stimmung sorgte, war schon im Vorhinein in der Berliner U-Bahn zu spüren, in der sich Fans, gehüllt in Flaggen aus aller Welt, unterhielten. Mit dabei: Familienmitglieder von Athletinnen und Athleten, die an den Start gehen, aber auch Berlinerinnen und Berliner, die durch die Wettkämpfe in der Heimatstadt zum ersten Mal die Weltspiele für Menschen mit Lernbeeinträchtigungen verfolgen.

Eine Teilnehmerin des Fackellaufs – irrtümlicherweise – kurz vor der Entzündung der Flamme.

© IMAGO/Nordphoto

Gerade hierin sehen die Veranstalter eine große Chance – eine Hoffnung, die auch von Sportikonen wie dem ehemaligen Basketballer Dirk Nowitzki und dem ehemaligen Skifahrer Felix Neureuther geteilt wird, die auf der Stadionbühne sagten, dass sie ihre Unterstützung für die Spiele zeigen wollten, da diese Inklusion fördern könnten. Die „großartige Eröffnungsfeier“, wie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagte, ehe er die Spiele offiziell für eröffnet erklärte, dürfte geholfen haben.

Wofür die Spiele stehen, wurde beim Fackellauf kurz vor dem Entzünden des Flamme der Special Olympics deutlich. Mehrere Fackelträgerinnen und Fackelträger mit Lernbeeinträchtigungen verpassten es, die Fackel weiterzugeben oder liefen in die falsche Richtung. Eine Läuferin wurde nur knapp daran gehindert, das Feuer deutlich zu früh anzuzünden. Für das Berliner Publikum: Kein Problem. Es reagierte mit noch lauterem Jubel, feierte die Athletinnen und Athleten, die nach ihrem Fauxpas die Arme in die Höhe rissen und sich selbst nochmal feierten. Auch hier sind die Special Olympics besonders: Fehler dürfen passieren – irren ist menschlich.

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