zum Hauptinhalt

Sport: Die Friedensstifterin

Barbara Rittner verzeichnet schon vor ihrem ersten Spiel als Fed-Cup-Teamchefin einen Erfolg

Nur mit einem kleinen Teil ihrer neuen Aufgabe hat sich Barbara Rittner noch nicht angefreundet. „Fed-Cup-Teamchefin“ darf sich die ehemalige Profi-Tennisspielerin seit Januar nennen, doch das findet sie nicht gut. „Mir gefällt der Name Fed-Cup nicht“, sagt die 31-Jährige, „wenn du diesen Namen sagst, fragen sich alle, wieso fett?“ Besonders komisch sei es, wenn sie sich bei einem potenziellen Sponsor-Unternehmen vorstelle. „Ich sage, guten Tag, ich bin die Frau Rittner, ich bin Fed-Cup-Teamchefin – dann sagen die: Kocht die zu Hause?“

Die Leverkusenerin Barbara Rittner hat offenbar rheinischen Humor genug, um sich in nächster Zeit an den seltsamen Namen ihrer neuen Aufgabe zu gewöhnen. Sie bezeichnet sich ohnehin lieber als Bundestrainerin. Wichtiger dürfte ihr der sportliche Erfolg ihres Teams sein, das heute erstmals unter ihrer Leitung in dem Wettbewerb mit dem seltsamen Namen antritt. In Essen spielen Anna-Lena Grönefeld, Julia Schruff, Anca Barna und Sandra Klösel gegen Indonesien in der Weltgruppe II um den Einzug in die nächste Runde. „Ein Sieg ist Pflicht“, sagt Rittner, „wenn man positiven Wind in das deutsche Frauentennis bringen will, dann muss das Spiel gewonnen werden.“

Die meisten Vorzeichen deuten auf einen Erfolg hin. Auf der Sandplatz-Anlage des ETuF Essen treten die deutschen Spielerinnen durchweg gegen Gegnerinnen an, die in der Weltrangliste weit hinter ihnen platziert sind, was aufgrund der durchschnittlichen Leistung der deutschen Frauen zuletzt durchaus bemerkenswert ist. Im ersten Spiel trifft Grönefeld (Nummer 47 der Weltrangliste) auf die unbekannte Ayu-Fani Damantya (Nummer 619), Schruff spielt gegen Wynna Prakusya, die in der Weltrangliste auf Nummer 422 geführt wird. Nach weiteren zwei Einzel am Sonntag werden Barna und Klösel das abschließende Doppel bestreiten. Das Einzige, was gegen das deutsche Team spricht, ist dessen Unerfahrenheit. Grönefeld, mit 19 Jahren bereits Nummer eins im Team, hat in zwei Versuchen kein Match im Fed-Cup gewonnen. „Natürlich hätte ich gerne eine Spielerin wie Steffi Graf oder Anke Huber dabei“, sagt Rittner. Im vergangenen Jahr hatte sie noch selbst alle drei Punkte zum 3:2-Erfolg in der Ukraine beisteuern müssen.

Bei der Nummer zwei hat sie sich auf Julia Schruff festgelegt, was dieser gleichzeitig die einzige Wildcard für das Hauptfeld bei den Katar German Open (2. bis 8. Mai) in Berlin beschert. Seit Katar das Turnier gekauft hat, kann der DTB nur noch eine Spielerin ins Hauptfeld hieven. Falls sich nicht noch eine Deutsche in der Qualifikation durchsetzt, werden in Berlin nur zwei deutsche Spielerinnen im Hauptfeld antreten. Grönefeld ist als Einzige über die Weltrangliste qualifiziert.

Einen kleinen Erfolg verzeichnete Rittner bereits vor dem ersten Einzel. Anca Barna hatte sich mit Rittners Vorgänger Klaus Eberhard so zerstritten, dass sie nie wieder für das Fed-Cup-Team spielen. Nun ist sie wieder dabei. „Es gab viel Gesprächsbedarf, wir haben lange geredet“, sagt Rittner. Auch mit Grönefelds Trainer Rafael Font de Mora galt es, ein Missverständnis auszuräumen. „Da hat er von irgendjemanden gehört, ich hätte gesagt, die hätten eine Beziehung miteinander.“ Auch dieses Problem hat die leutselige Teamchefin durch Kommunikation gelöst. „Ich bin für ehrliche Worte ist“, sagt Rittner, „aber ich weiß, dass ich damit auch auf die Nase fallen werde.“

Der DTB-Präsident Georg von Waldenfels wird nun auch Bekanntschaft machen mit ihrer Art, auf die Leute zuzugehen. Der Präsident hatte sich über eine Kritik des ehemaligen Fed-Cup-Teamchefs Klaus Hofsäß beschwert. „Die bringe ich jetzt auch zusammen“, sagt Rittner und grinst. „Die sitzen am Samstag schön nebeneinander und dann, das habe ich dem Waldenfels schon gesagt, unterhaltet ihr euch.“ Die neue Fed-Cup-Teamchefin, das wird immer offensichtlicher, ist eine Friedensstifterin.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false