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Eduard Geyer, 66, war als Spieler und Trainer insgesamt 23 Jahre für Dynamo Dresden aktiv. Energie Cottbus führte er von der Regionalliga in die Bundesliga und 1997 ins DFB-Pokalfinale.

© picture-alliance/ dpa

Eduard Geyer über Cottbus und Dresden: "Die ganze Liga wird von Dynamo profitieren"

Trainer Eduard Geyer über das Aufeinandertreffen seiner ehemaligen Klubs Energie Cottbus und Dynamo Dresden zum Saisonstart der Zweiten Liga.

Herr Geyer, haben Sie eigentlich Frauenfußball geschaut?

Ja, ich war bei zwei Spielen in Dresden. Die Amerikanerinnen spielen einen guten Ball, aber von den Deutschen war ich natürlich enttäuscht. Da war kein Esprit, obwohl alle vorher schon vom Titel gesprochen haben. Da greift der Spruch: Lächle erst auf dem Heimweg.

Am Freitag startet nun der Männerfußball, dann gleich mit dem Spiel Cottbus gegen Dresden, Ihren langjährigen Vereinen.

Ja, ich war 23 Jahre für Dynamo aktiv und zehn Jahre Trainer bei Energie. Mit diesen beiden Vereinen verbinde ich natürlich viel. Dass Dynamo wieder im Profifußball ist, ist ein echtes Pfund. Die Leute in Dresden leben für den Verein, von der Reinigungsfrau bis zum Professor. Dynamo bringt überall viele Zuschauer mit, davon wird die ganze Liga profitieren.

Dem Klub haftet aber der Ruf gewaltbereiter Fans an. Das Spiel am Freitag gilt als Hochrisikospiel.

Fans sind das nicht, sondern Kriminelle. Sie schaden dem Verein, der diese immens hohen Strafen schultern muss. Es kann schon sein, dass es jetzt bei den vielen Derbys häufiger knallt, aber wir wollen es nicht hoffen. Das Ganze ist aber keine Ost-Problematik, bei Vereinen aus dem Westen passiert so etwas auch – leider.

Seit der Präsidentschaft von Rolf-Jürgen Otto ist Dynamo den meisten als chaotischer Klub in Erinnerung.

Otto war schon ein Gangster. Dresden hat sich auf Scharlatane eingelassen. Und zu wenig auf Leute, die aus dem Sport kommen. Man hat nie Geduld gehabt und gute Leute abgegeben. Dabei hat man in Dresden eine gute Ausgangsbasis – die hat Cottbus zum Beispiel nie gehabt.

Wie meinen Sie das?

Als ich 1994 nach Cottbus kam, mussten wir erst einmal in der Umgebung Trainingsplätze suchen. Als ich samstags trainieren wollte, haben mich die Spieler nur blöd angeschaut. Das waren noch Amateure, die Strukturen mussten erst geschaffen werden. Nach dem ersten Jahr hatte ich eigentlich genug und wollte zurück nach Dresden.

Woran scheiterte es in Dresden?

Am Präsidium, das es nicht geschafft hat, mir einen Vertrag aufzusetzen. Ich habe eine Woche im Hotel verbracht und jeden Tag Gespräche mit den Spielern geführt. Das war kurios, irgendwann hatte ich dann die Nase voll. Im Nachhinein war es ein Glücksfall, dass ich in Cottbus geblieben bin.

Sie haben das Team bis in die Bundesliga und ins DFB-Pokalfinale geführt. Was waren für Sie die schönsten Momente?

Das Spiel im Pokalhalbfinale gegen Karlsruhe war besonders. Es war ein sonniger Tag und plötzlich schneite es wie wild. Ich treffe heute noch in ganz Deutschland Leute, die mir von diesem Spiel erzählen. Die Siege gegen Bayern und in der Relegation gegen Hannover waren auch einmalig – was für eine Stimmung! Aber auch die Erfolge neben dem Platz zählen: Ich werde nie vergessen, wie wir endlich eine Anzeigetafel oder eine Rasenheizung bekamen.

Wie sehen Sie heute die sportliche Situation von Energie und Dynamo?

Dynamos Vorbereitungsspiele waren durchwachsen – es wurden gute Spieler abgegeben, um die man hätte kämpfen müssen. Die Neuzugänge kann man noch nicht einschätzen. Dresden muss irgendwie den Klassenerhalt schaffen, das wäre für die Stadt enorm wichtig. Energie sehe ich im gesicherten Mittelfeld. Sie hatten letztes Jahr die Chance aufzusteigen. Das haben sie verpasst. Nichtsdestotrotz macht Wollitz solide Arbeit.

Der Cottbuser Trainer erinnert mit seiner Art an Ihre emotionalen Ausbrüche.

(lacht) Nein, da müssen Sie mich verwechseln. Ich war immer ruhig und sachlich.

Das Gespräch führte Ron Ulrich.

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