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Sport: Die Grätsche als Stilmittel

Bayer Leverkusen erarbeitet sich einen 1:0-Sieg über den 1. FC Kaiserslautern

Leverkusen. Die zweite Halbzeit hatte kaum begonnen, als Klaus Toppmöllers Blick erstmals unruhig zur Uhr wanderte. Dieses Spiel, wusste Leverkusens Trainer bereits zu diesem Zeitpunkt, drohte eine lange Qual zu werden. Wie nervös er war, zeigte die immer höher werdende Frequenz beim Konsum der Glimmstengel. Gegen Ende lagen nur noch zehn Minuten zwischen jedem Griff zur Zigarettenpackung. Dann aber stand ein ersehnter, wenn auch glücklicher Sieg seiner Mannschaft, ein mühsames 1:0 gegen den Tabellenvorletzten aus Kaiserslautern zu Buche. Der bei einer Niederlage unvermeidliche Sturz auf einen Abstiegsplatz konnte Bayer Leverkusen auf diese Weise verhindern.

Toppmöller, der seine besten Jahre als Stürmer beim 1. FC Kaiserslautern erlebt hatte, durfte endlich aufatmen. Dieser Sieg erinnerte in vielen Details an den Erfolg gegen die Bayern. Wieder waren die drei wichtigen Punkte nicht das Resultat eines glänzend vorgetragenen Kombinationsspiels, sondern das Ergebnis harter Arbeit. Wieder erwartete Bayer Leverkusen in heimischer Arena den Gegner fast eine Stunde lang am eigenen Strafraum, wie im Spiel gegen Bayern München mussten sie einen hauchdünnen Vorsprung fast eine Stunde lang mit zehn Mann über die Runden bringen. Diesmal war Boris Zivkovic nach einer halben Stunde mit gestrecktem Bein in Grammozis’ Füße gesprungen und hatte dafür zu Recht die Gelb-Rote Karte kassiert.

Aber bereits der Beginn des Spiels hatte die Ästheten des Fußballs kaum hingerissen. Denn Bayer Leverkusen besaß ohne Bernd Schneider, der kurzfristig wegen Magen-Darm-Grippe ausgefallen war, auch in dieser Phase offenbar nicht die nötigen spielerischen Mittel, um die Viererkette des 1. FC Kaiserslautern aufzubrechen. Selbst das einzige Tor des Spiels durch Brdaric in der 19. Minute geriet zur grauen Metapher für das große Ganze an diesem grausamen Nachmittag: Im Anschluss an eine Ecke hatte Grammozis die Abseitsfalle der Lauterer aufgehoben, doch Hanno Balitsch konnte, völlig frei vor Torwart Georg Koch, den Ball zunächst nicht im Tor unterbringen. Die Rettungsaktion von Thomas Hengen auf der Linie fälschte Thomas Brdaric schließlich grätschender Weise ins Tor der Kaiserslauterer ab.

In der gesamten zweiten Halbzeit kam Leverkusen nur noch zu zwei Chancen; einmal drosch Zoltan Sebescen aus 35 Metern einen Freistoß aufs Tor, und kurz vor dem Schlusspfiff schoss der eingewechselte Juan nach einem Konter den Ball gegen den linken Pfosten. Zum Ende hin spielte dagegen der 1. FC Kaiserslautern, wie dessen Kapitän Thomas Hengen hinterher sagte, „wie im Handball um den gegnerischen Strafraum“. Jedoch ohne zunächst zu den ganz großen Chancen zu kommen.

„Wir müssen uns den Vorwurf machen, in 60 Minuten Überzahl kein Tor geschossen zu haben“, sagte Thomas Hengen verzweifelt, „wir finden einfach nicht den direkten Weg zum Tor.“ Bei den drei großen Möglichkeiten in der letzten Viertelstunde durch Bjelica, Lokvenc und Basler verhinderte schließlich der überragend aufgelegte Keeper Jörg Butt. Der Torhüter dürfte mit dieser Leistung einen Schlusspunkt unter die Leverkusener Torwartdebatte gesetzt haben.

Speziell wegen der ergebnislosen Schlussoffensive war Kaiserslauterns Trainer Eric Gerets „riesig enttäuscht“. Er fand seine Mannschaft „wieder mal nicht schlechter als der Gegner“. Sein Pendant Toppmöller mochte da nicht widersprechen. Obwohl er Charakter und Einsatzwillen bei seinem Team gesehen haben wollte. Der Leverkusener Trainer musste zugeben: „Wir hatten am Ende Glück, am Ende nicht noch den Ausgleich zu schlucken.“

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