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Sport: Die Rückkehr der Spielkultur

Ein wenig seltsam sah es schon aus, als Unions Stürmer Cristian Fiel kurz vor der Halbzeit zur Tribüne rannte und jubelte. Drei Aachener Spieler hatte der 21-Jährige gerade umkurvt, erst Landgraf, dann Grilic, und auch noch Zimmermann, das ganze auf vielleicht vier Quadratmetern.

Ein wenig seltsam sah es schon aus, als Unions Stürmer Cristian Fiel kurz vor der Halbzeit zur Tribüne rannte und jubelte. Drei Aachener Spieler hatte der 21-Jährige gerade umkurvt, erst Landgraf, dann Grilic, und auch noch Zimmermann, das ganze auf vielleicht vier Quadratmetern. Den Ball lupfte er dann auch noch zum 1:0 über Aachens Keeper Christian Schmidt hinweg. Das Führungstor des 1. FC Union beim 5:1-Sieg über Alemannia Aachen war gewiss nett anzuschauen, nur eben der Jubel sah ein wenig seltsam aus. Fiel hatte sich vor einiger Zeit die Hand gebrochen und rennt seitdem mit einem dicken Verband herum, der den halben Unterarm verdeckt. Wenn Fiel also jubelt, dann reckt er diesen schmutzigen Mullbindenkloß in die Höhe.

Zum Thema Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen Bundesliga-Tippspiel: Das interaktive Fußball-Toto von meinberlin.de Nun kam es in den vergangen Wochen nicht besonders häufig vor, dass Fiel jubeln durfte. Seit fünf Zweitligaspielen hatte der 1. FC Union nicht mehr gewonnen. Die Mannschaft spielte verunsichert und auch ziemlich planlos. Der 5:1-Sieg über Aachen vor 8640 Zuschauern an der Alten Försterei war gestern Nachmittag jedoch mehr gewesen als ein überraschend deutlicher Erfolg. Es war Unions Rückkehr zur gepflegten Spielkultur, zumindest nach Fiels Tor zum 1:0.

"Wir brauchten den Führungstreffer", sagte Ronny Nikol, "der hat uns Selbstvertrauen gegeben, gerade so kurz vor der Halbzeit." In den vergangen Wochen war Union nach dem ersten Gegentor stets eingebrochen. "Der Sieg gegen Aachen war wirklich wichtig. Nach den vergangenen fünf, sechs Spielen habe ich das Gefühl gehabt, dass wir nicht stabil sind, sondern ängstlich spielen", sagte Unions Trainer Georgi Wassilew. "Ich freue mich, dass die Mannschaft ihr echtes Gesicht wiederzufinden scheint." Aus den beiden vergangenen, spielerisch eher bescheidenen Spielen hatte Union zwei Punkte geholt. "Wir mussten jetzt nachlegen", sagte Kapitän Steffen Menze. "Dieser Sieg wertet unsere beiden Unentschieden davor auf." Auf einmal ist Union seit drei Spielen ungeschlagen.

Es hat recht lange gedauert, bis die Köpenicker gegen Aachen ins Spiel kamen. Besonders ideenreich hatte Union in der ersten Halbzeit nicht gespielt. Erst nachdem Steffen Menze das 2:0 erzielt hatte, "konnte Aachen uns nichts mehr entgegensetzen", sagte Menze. Sechs Minuten später fiel das 3:0 durch Unions Spielmacher Kostadin Widolow. Sekundenlang segelte ein Eckball von Fiel über den Platz, genau auf den Fuß des Bulgaren, der volley von der Strafraumgrenze ins Tor traf. Schon beim 5:0 gegen Ahlen hatte Widolow volley von der Strafraumgrenze getroffen. Kurz nachdem Aachens Mannschaftskapitän Frank Schmidt auf 1:3 verkürzt hatte, stellte erneut Fiel den alten Abstand wieder her. Vier Minuten vor Abpfiff traf Steffen Menze per Foulelfmeter zum 5:1. Aachens Trainer Jörg Berger, der zuvor recht engagiert am Spielfeldrand gestikuliert hatte, saß fassungslos auf seiner Trainerbank. "Es ist einfach unbegreiflich", sagte Berger nach Abpfiff. "Wie kann eine Mannschaft, die zu Hause so selbstbewusst auftritt, auf einmal so auseinander brechen." Berger war stinksauer. Und wie würde er die Leistung des 1. FC Union beurteilen, wurde Aachens Trainer dann noch eher unpassend gefragt. Berger antwortete: "Die Mannschaft hat 5:1 gewonnen, deshalb finde ich sie gut."

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