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Wer hält wen auf? Münchens Ribéry (r.) und der Dortmunder Piszczek. Foto: dpa

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Sport: Die Schmach besiegen

Für Bayern geht es gegen Dortmund auch darum, einen Komplex zu überwinden.

Manuel Neuer spielt nun seine zweite Saison beim FC Bayern München, und deshalb hat er genau wie seine Mannschaftskollegen einige Gründe für eine solide Wut auf Borussia Dortmund: Zwei Niederlagen in der Bundesliga in der vergangenen Saison etwa, eine im Pokalfinale, dazu die verlorene Meisterschaft. Manuel Neuer aber hat seine gesamte Jugend beim FC Schalke 04 verbracht, weshalb er noch einmal eine ganz andere Beziehung zu dem Duell hat. In guter Gelsenkirchener Tradition versucht es Neuer deshalb momentan zu vermeiden, den früheren Lokalrivalen beim Namen zu nennen: Auf seiner Facebook-Seite zum Beispiel schreibt der Nationaltorhüter derzeit nur von Borussia D.

Manuel Neuer hat die subtile Spitze gegen den Konkurrenten aber nicht daran gehindert, noch ein paar ausführlichere Worte zu der Begegnung zu finden. „Es geht in dem Spiel darum zu zeigen, wer die Nummer eins im deutschen Fußball ist“, sagt er. Mit dieser Aussage liegt Neuer ganz gut auf der allgemeinen rhetorischen Linie der Bayern in diesen Tagen. Die Münchner haben elf Punkte Vorsprung auf den Rivalen, sie haben Selbstbewusstsein, und sie fühlen sich gerüstet. Die Meisterschaft ist ein realistisches Ziel in dieser Saison, endlich wieder. Ein Titelgewinn ohne einen Triumph über die Emporkömmlinge aus dem Westen, die heute auf ihren verletzten Kapitän Sebastian Kehl verzichten müssen, würde die Bayern nicht komplett befriedigen.

Sie waren deshalb auch ein bisschen genervt von dem ganzen Gerede von der Herbstmeisterschaft nach dem Sieg gegen Freiburg. „Herbstmeister, schön und gut“, sagte Neuer, „aber völlig bedeutungslos“. Die Konzentration gelte Dortmund sollte das heißen, und Thomas Müller assistierte seinem Torhüter bei der Verbreitung dieser Ansicht. Die Herbstmeisterschaft, das sei doch bloß ein erfundener Titel, schimpfte der Nationalspieler und brachte deutlich zum Ausdruck, was die Bayern wirklich umtreibt: „Es geht am Samstag hauptsächlich um drei Punkte“, sagte Müller. „Aber wenn man sagen würde, das Spiel habe für uns keine besondere Bedeutung, wäre das gelogen“. Zwei Jahre habe man von Dortmund „auf den Sack bekommen“. Das wolle man wieder geradebiegen.

Auch die Bayern haben natürlich mitbekommen, dass sie den Tabellendritten Dortmund mit einem Sieg schon so gut wie aus dem Titelrennen werfen können. Die Münchner treten solche Konstellationen sonst eigentlich genüsslich breit, um den Druck auf den Gegner noch ein bisschen zu erhöhen. Nun jedoch gesteht Franck Ribéry freimütig ein, dass das Spiel wichtig für beide Mannschaften sei: „Für uns aber vielleicht sogar noch ein bisschen mehr.“ Es gibt also dieses Mal nicht die üblichen Psychospielchen aus München. Stattdessen will auch Philipp Lahm gar nichts wissen von Vorentscheidungen und Punktepolstern. Und auch von anderen Motivationshilfen außer der Aussicht, die Schmach der vergangenen zwei Jahre auszuwetzen, hält der Kapitän nicht viel.

Ob Präsident Uli Hoeneß eine Extraprämie für einen Sieg ausgelobt habe, wurde Philip Lahm gefragt. Lahm entgegnete nur einen Satz. „Die Mannschaft“, sagte er, „ ist topmotiviert“.

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