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Mann in Blau. Souleyman Sané im Trikot von Wattenscheid, rechts der Stuttgarter Michael Frotzeck.

© Imago

Die SG Wattenscheid fleht um Geld: Spenden als Geschäftsmodell

Die SG Wattenscheid will sich per Crowdfunding vor den Ende retten. Das ist ein Geschäftsmodell für die Zukunft. Ein Kommentar

110 Jahre Spielgemeinschaft Wattenscheid 09. An sich wäre das ein Grund zum Feiern, aber in Bochum knallen keine Korken, da zittern sie. Eben noch fast Bundesliga und jetzt so pleite, dass womöglich bald dicht gemacht werden muss, sprich sich die Mannschaft aus dem laufenden Spielbetrieb der Regionalliga West verabschieden muss. Ein Horror-Szenario bei dem Klub, der bis 1994 doch so viel Glanz in der Bundesliga versprühte. Wer erinnert sich nicht an die Dribblings von Souleymane Sané oder an Britta Steilmann, die erste Manager-Frau in der Bundesliga? Sie hat immerhin mal den Trainer-Mann Hannes Bongartz entlassen.

Doch nun, 23 Jahre nach dem Abstieg, droht die Abwicklung des Traditionsklubs. Noch im Juli sollte ein Hamburger Start-Up den Klub mit viel Kohle und neuen Technologien zurück in den Profifußball führen, wie es hieß. Fünf Millionen Euro Geldspritze binnen drei Jahren. Der Aufstieg von der Regionalliga in die Dritte Liga war vorprogrammiert. Ein paar Monate später allerdings steht der Klub am Abgrund, angeblich drücken den Traditionsverein 750.000 Euro an Verbindlichkeiten, nun sollen 350.000 Euro mit einer Crowdfunding-Kampagne zusammenkommen. Auf einer Plattform im Internet dürfen Fans und Fußball-Nostalgiker spenden. Dieses Geschäftsmodell kann den Klub in die Zukunft tragen. Es wird ihn aber kaum in der Zukunft tragen können.

Es wäre schön, für Wattenscheid, wenn das klappen würde mit dem Crowdfunding

Am Montag startete die Aktion der SG 09 und am Dienstag war auch schon eine niedrige sechsstellige Summe zusammen. Es wäre schön, für Wattenscheid, wenn das klappen würde mit dem Crowdfunding. Es gab schon häufiger die Situation bei abgeschmierten Traditionsklubs, dass Fans ihre Liebe retten mussten, beim FC St. Pauli haben sie einst „Retter“-Shirts verkauft. Was Vorstände oder Sponsoren verbockt haben, sollen die Stadiongänger ausbügeln. Insgesamt eine sehr interessante, aber doch ausbaufähige Geschichte im Profisport. Wenn der Fan schon zahlt, dann sollte er auch mitbestimmen dürfen. Aber das gab es ja auch schon, etwa bei Fortuna Köln. Die spielen nun immerhin der Dritten Liga, stehen dort allerdings aktuell am sportlichen Abgrund. Für Wattenscheid 09 ist das ein Luxusproblem, in dessen Genuss der Klub so schnell nicht kommen wird.

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