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Sport: Die Spitze finden

Die deutschen Fechter wollen bei der WM in Leipzig an alte Erfolge anknüpfen

Der Russland-Termin ist leider in letzter Minute geplatzt. Es gab organisatorische Probleme, da war nichts zu machen. Dafür waren die deutschen Spitzenfechter in Rumänien und in Griechenland. Auslandserfahrungen sind den deutschen Fechtern seit neuestem besonders wichtig. „Wir haben inzwischen umgedacht“, sagt Claus Janka. Er ist Sportdirektor des Deutschen Fechterbundes. Auch für ihn sind Trainingslager im Ausland ungewohnt. „Aber es war notwendig. Früher haben wir im eigenen Saft geschmort.“ Früher gab es in Deutschland genügend Spitzenfechter, die konnten sich gegenseitig ausreichend im Training fordern. „Zuletzt war das interne Leistungsgefälle zu groß“, sagt Janka. Deshalb haben er und seine Verbandskollegen auch noch Leute aus der Ukraine, aus Ägypten oder aus Japan nach Deutschland geholt, als Trainingspartner fürs eigene Personal.

Es steht schließlich einiges auf dem Spiel: Fördergelder, Medaillen und Prestige. In Leipzig beginnen heute die Fecht-Weltmeisterschaften, die ersten seit 1993 in Deutschland. Da müssen Deutschlands Fechter beweisen, dass sie etwas mehr sind als bloß Mitläufer im Wettkampf-Ablauf. Fast trotzig sagt Janka: „Ich habe die Statistik unter meinem Herzen. Wir haben bei den vergangenen fünf Weltmeisterschaften immer Gold gewonnen.“ Andere haben jedoch die Statistik der vergangenen drei Olympischen Spiele zur Hand. Und dort steht, dass Deutschlands Fechter keinen Olympiasieg erreicht haben. Athen, 2004 war der Tiefpunkt. Einmal Silber (Degen, Damenteam), einmal Bronze (Herren, Degen-Team), Platz acht in der Nationenwertung. „Wir haben keine Siegertypen mehr“, resignierte danach Verbandspräsident Gordon Rapp im Verbandsorgan „Fechtsport“.

Also ist Janka vorsichtig geworden mit seinen Medaillenprognosen. „Gold könnte möglich sein“, sagt er. Den Degen-Teams traut der Sportdirektor am meisten zu, die Männer-Mannschaft steht schließlich auf Platz zwei der Weltrangliste. Im Degen-Einzel hat Imke Duplitzer Chancen auf Platz eins. Sie hat 2005 den Gesamtweltcup gewonnen. Auch die Männer-Florettmannschaft ist für eine Medaille gut, dort steht mit Peter Joppich der Einzel-Weltmeister von 2003. Aber der Rest?

Janka muss erst einmal analysieren, was die Änderungen gebracht haben. Nach Athen haben sie hart durchgegriffen im Verband. Drei von sechs Bundestrainern wurden ausgewechselt. Aber schließlich sind drei von sechs Disziplinen von der ersten in die dritte oder vierte Förderstufe des Deutschen Sportbundes gerutscht, das bedeutet jeweils rund 20 Prozent weniger Fördermittel.

Der Verband hat auch Strukturen geändert. Der Öffnung für ausländische Athleten ist nur ein Teil der Maßnahmen. Die Zahl der Lehrgangstage wurde erhöht, und die Topleute in einem Kernteam zusammengefasst. In dieses Team stießen mehrere Talente, die vor allem für die Olympischen Spiele 2008 aufgebaut werden sollen. „Die haben sich jetzt schon gut integriert. Wir haben Junioren, die Leitungsträger sind“, sagt Janka. Zum Beispiel die Junioren-Weltmeister Benjamin Kleibrink (Florett) und Nicolas Limbach (Säbel). „Fast jedes Mitglied des Kernteams ist im WM-Kader“, sagt Janka. Und von ihnen steht die Hälfte unter den ersten 16 der Weltrangliste. Für dieses Kernteam wird trotz geschmolzener Fördermittel genügend Geld für Trainingslager zur Verfügung gestellt. Eines muss der Sportdirektor noch sagen. Das Training mit Ausländern hat auch seinen Nachteil: „Wir profitieren sehr von denen, aber die eben auch von uns.“

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