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Sport: Die Unschuld im Tor

Olaf Kölzig kann das 1:6 gegen Kanada nicht verhindern

Prag. Selbst schuld war er, der Mann. Warum musste Olaf Kölzig auch so gut halten? Am späten Samstagabend durfte der deutsche Eishockey-Nationaltorhüter so schnell nicht unter die Dusche. Das Herr der Fragensteller im Kellergang der Prager Sazka-Arena wurde nicht kleiner. Kölzig hier, Kölzig da – Kölzig war es egal. „Ich bin sowieso noch so aufgewühlt, lasst uns reden!“ Da stand er nun, der 34-jährige Multimillionär von den Washington Capitals aus der nordamerikanischen Profiliga NHL, in Badelatschen und mit einem dicken Eisbeutel um die Wade gewickelt und plauderte über den 3:1-Sieg der Deutschen im ersten Spiel der Weltmeisterschafts-Zwischenrunde gegen Österreich. Kölzig wirkte dabei aber angespannt. Er hatte schon das Spiel vom Sonntag im Sinn, das Spiel der Deutschen gegen den Weltmeister. Kölzig hat einen Großteil seines Lebens in Kanada verbracht: „Ich spiele das erste Mal gegen Kanada, das ist schon etwas Besonderes.“ Das war es dann in der Tat und zwar in negativer Hinsicht für den deutschen Nationaltorwart: Seine Mannschaft unterlag im zweiten Spiel der Zwischenrunde den Kanadiern nach desolater Leistung 1:6 (0:3, 1:2, 0:1).

„Unausgeschlafen geht gegen die Kanadier nichts“, hatte Kölzig am Tag zuvor noch gesagt. Er hatte einen konditionellen Nachteil bei seinem Team befürchtet, schließlich hatten die Kanadier einen Tag länger pausieren können als die Deutschen. Überraschenderweise allerdings leitete ein deutscher Spieler die Niederlage ein, der gar nicht müde sein musste: Erich Goldmann. Der Verteidiger aus Iserlohn war erst vor dem Spiel von Bundestrainer Hans Zach nachnominiert worden, was zugleich bedeutete, dass Stürmer Sven Felski (Eisbären Berlin) nicht mehr in Prag zum Einsatz kommen kann. Der deutsche Kader ist mit Goldmann komplett. Leider, mag so mancher der vielen deutschen Fans gestern gedacht haben: Beim ersten Tor der Kanadier durch Danny Briere saß Goldmann auf der Strafbank, bei den folgenden beiden Gegentoren durch Dan Heatley hatte sich Goldmann unglaubliche Fehler geleistet.

Nach Goldmanns Patzern war schon nach zwölf Minuten alles gelaufen. Der Rest des Spiels verbreitete gepflegte Langeweile auf den Zuschauertribünen. Scott und Rob Niedermayer trafen im zweiten Drittel noch für Kanada, Scott sogar zweimal, zwischenzeitlich hatte Jochen Hecht das 1:4 für Deutschland erzielt.

Torhüter Olaf Kölzig war unschuldig an der hohen deutschen Niederlage. Man hätte dem 34- Jährigen einen beschaulicheren Abend gewünscht. Denn bis zum gestrigen Tage hatte Kölzig seine Freude an der WM in Tschechien, an der deutschen Mannschaft und an den deutschen Fans.

Kölzig wirkt bescheiden und umgänglich. Er verdient in den USA mehr als jeder Profi in der Fußball-Bundesliga. 6,3 Millionen Dollar beträgt sein Jahresgehalt – ohne Prämien. Der in Südafrika geborene Sohn eines Hotelmanagers aus Augsburg hat noch nie bei einem deutschen Klub gespielt. Er scheint das inzwischen zu bedauern. Beim Spiel gegen Österreich hatten sie von den Tribünen seinen Namen skandiert, Kölzig hatte es nicht überhört. „Es ist unmöglich, unsere Fans zu überhören“, sagte er. „Das ist einfach toll, diese Euphorie in Deutschland.“

Gestern allerdings hielt sich die Euphorie auf den blauen Sitzen in der Sazka-Arena bei den deutschen Anhängern in ganz engen Grenzen, dazu war die Leistung von Kölzigs Kollegen zu schwach. Nach der Niederlage gegen Kanada brauchen die Deutschen nun aus dem Spiel gegen die Schweiz am Dienstag noch einen Punkt, um das Viertelfinale zu erreichen. Es sei denn, Österreich und Lettland trennen sich heute (16.15, live im DSF) Unentschieden. Dann wären die Deutschen aufgrund des besseren Vergleichs gegenüber diesen Mannschaften schon vor dem letzten Spieltag der Zwischenrunde für die WM-Endrunde qualifiziert.

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