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Doping-Verdacht: Discovery Channel suspendiert Basso

Nach neuerlichen Doping-Vorwürfen hat der Discovery-Channel-Rennstall den Italiener Ivan Basso vor die Tür gesetzt. Dem könnte analog zum "Fall Ullrich" ein DNS-Test zum Verhängnis werden.

Berlin - Nach Jan Ullrich steht mit Ivan Basso ein weiterer vermeintlicher Doping-Kunde des spanischen Frauenarztes Eufemiano Fuentes vor einem abruptem Karriere-Ende. Das Anti-Drogen Komitee "Coni" lädt den Italiener erneut vor. Während Ex-Tour-de-France-Gewinner Floyd Landis nach den neuen positiven Tests auf alter Verteidigungslinie fährt, wird Basso von seinem Team Discovery Channel suspendiert.

Basso, der 29-jährige Giro-Sieger von 2006 aus Italien, hatte dort erst im November unter Protest der anderen ProTour-Mannschaften einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben, obwohl er als äußerst verdächtigt galt. Sein US-Team soll sich weitere Schritte vorbehalten haben, wenn per DNS-Analyse nachgewiesen werden sollte, dass ihm zugerechnetes Blut bei Fuentes tatsächlich Bassos Blut ist. Auf dieselbe Weise war Ullrich im März zu Fall gekommen.

Landis sammelt Geld für Anwälte

Am 2. Mai muss sich Basso unter der Südkurve des Olympiastadions in Rom erneut der Anti-Doping-Agentur des Nationalen Olympischen Komitees Coni stellen. In Spanien tauchte weiteres Belastungsmaterial auf und Medien spekulieren, dass die Staatsanwaltschaft Bergamo schon nächste Woche einen DNS-Test nach deutschem Vorbild einleiten könnte. Grundlage dazu könnte das in Italien existierende Anti-Doping-Gesetz bieten.

Unterdessen hat der gedopte Landis auf neue positive Tests wieder mit Anschuldigungen gegen das Untersuchungslabor Chatenay-Malabry reagiert. Das Anti-Doping-Institut bei Paris hatte auch die ersten positiven Proben direkt nach der Tour erbracht. Die neue Veröffentlichung positiver B-Proben aus der vergangenen Tour seien ein erneuter Beweis "unethischer Manöver", ihm sein Gelbes Trikot wieder abzunehmen, sagte Landis, der sich am 14. Mai vor der amerikanischen Anti-Doping-Agentur USADA verantworten muss. Wegen der neuen Erkenntnisse könnte es allerdings zu einer Verschiebung des Termins in der Pepperdine Universität kommen. Um seine Anwälte zu bezahlen, rief Landis zu Spenden auf, die bisher etwa 500.000 Dollar erbracht haben.

111.000 Euro für Dopingmittel und "gefrorenes Blut"

Nun steht mit Basso der nächste Rad-Prominente vor dem Sturz: Auch Basso hatte sich kürzlich über sein Team - wie fast alle ProTour-Fahrer - bereit erklärt, "bei Bedarf" einen DNS-Test abzugeben. Ullrich trat am 26. Februar zurück. Basso, der wegen erster Indizien wie Ullrich am Tour-Start 2006 gehindert wurde, ist seit Februar wieder im Rennbetrieb. Über einen DNS-Vergleich war Ullrich nachgewiesen worden, dass die neun bei Fuentes gelagerten und ihm zugerechneten Blutbeutel das Blut des Toursiegers von 1997 enthielten.

"Aus Spanien bricht ein neuer Sturm über Basso herein", hieß es in der "Gazzetta dello Sport", die auf die Veröffentlichungen der spanischen Zeitung "Interviú" reagierte. Das Wochenblatt hatte berichtet, Kalender mit Blutentnahme - und Blutgabe-Terminen von Basso bei Fuentes seien aufgetaucht. Außerdem sollen zwischen 2004 und 2006 insgesamt 111.000 Euro für Dopingmittel und "gefrorenes Blut" über ein Züricher Konto geflossen sein. Basso soll eine Blutuntersuchung im November 2005 bei dem Fuentes-Komplizen Merino Batres in Madrid vorgenommen haben.

"Rudys Sohn" stand für Jan Ullrich

Bislang hatte Basso - wie Ullrich - immer bestritten, in Madrid gewesen zu sein und Fuentes überhaupt zu kennen. Die spanischen Ermittler behaupteten, die von Fuentes verwendeten Decknamen "Birillo" (der Name seines Hundes) und "Nummer zwei" bezögen sich auf den 29-jährigen Italiener. Durch den positiven DNS-Abgleich im Fall Ullrich war bewiesen worden, dass die Guardia Civil richtig lag und mit den Pseudonymen "Jan", "Nummer eins" und "Rudys Sohn" unzweifelhaft Ullrich gemeint war.

Die Staatsanwaltschaft Bergamo hatte im Juli 2006 Kontakt zu den spanischen Ermittlern. Damals ging es um internationalen Doping-Handel. Ende September 2006 ermittelte sie dann unter anderen gegen Bassos Schwester Elisa, die auch Dauergast bei der vergangenen Tour war, wegen Dopinghandels in Fitness-Studios in Italien. Gegen Basso wurde in Italien von der Sportjustiz das Verfahren eingestellt, weil aus Madrid kein Material kam und das vorliegende nicht reichte. Die CONI-Ermittler kündigten zum Ende des vergangenen Jahres an, den Fall wieder aufzunehmen, wenn neues Material vorläge.

51 Profis in Fuentes-Affäre verwickelt

Für neue Verfahren plädiert auch Weltverbands-Präsident Pat McQuaid, der die spanischen Behörden und den Sportminister des Landes in einem Brief um Unterstützung bat. Die nächste UCI-Sitzung findet am Donnerstag in Lüttich vor dem Weltcup-Rennen statt. Davor wollen sich bei einem Treffen mit dem französischen Tour-Veranstalter ASO auch die ProTour-Teams positionieren, um vielleicht eine einheitliche Front gegen den Einsatz aller 51 Profis zu bilden, die in der Fuentes-Affäre unter Doping-Verdacht stehen. (Von Andreas Zellmer und Bernhard Krieger, dpa)

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