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Keisse

© dpa

Bahnradsport: Noch eine schnelle Runde

Der Fall Iljo Keisse wirft Fragen nach den Dopingkontrollen im Bahnradsport auf.

Berlin - Wenn man Iljo Keisse glauben darf, wird er seine Karriere in einigen Tagen beenden. Dann bekommt der belgische Bahnradfahrer die Analyse der B-Probe seines positiven Dopingtests, die wohl kaum von der der A-Probe abweichen wird. Keisse, ein nicht nur in seiner Fahrweise extrovertierter Typ und einer der Publikumslieblinge in jeder Halle, war bei seinem Sieg mit dem Potsdamer Robert Bartko beim Sechstagerennen in Gent vor drei Wochen positiv auf Doping getestet worden und wurde bereits für die Sechstagerennen in Bremen und in Berlin Ende Januar ausgeladen. Sein Partner Bartko zeigte sich schockiert und sagte, „der Bahnradsport galt bisher als relativ sauber, aber jetzt haben wir Probleme“. Wobei relativ sauber relativ ist.

Zwar betonen verschiedene Veranstalter von Sechstagerennen immer wieder, dass es bei ihnen in den letzten 20, 30 oder 40 Jahren keinen Dopingfall gegeben habe. Die gab es auf der Bahn aber durchaus, etwa den von Philippe Tarantini, der 1992 gleich bei zwei Rennen positiv getestet wurde, den von Andreas Kappes 1997, den von Carsten Wolf 1998, den von Guido Fulst 2001 oder den von Robert Sassone 2003.

Von diesen Fällen lassen sich die Veranstalter der zuschauerträchtigen Rennen, bei denen mancherorts die Fahrer vom Unterhaltungsprogramm begleitet werden und anderswo die Sportler eher Pausenfüller für den Showteil sind, wenig beeindrucken. Sie verweisen wie in Berlin Heinz Seesing darauf, dass sie den Anti-Doping-Regeln des Weltverbandes UCI unterstehen. „Wir führen seit ewigen Zeiten Kontrollen durch, in den letzten Jahren hat sich die Zahl verdreifacht“, sagt Seesing.

In der Praxis sieht das so aus, dass ein Kommissär des UCI für die Dopingkontrollen zuständig ist. Wie viele das letztlich sind, liegt in der Hand des UCI, dessen Anti-Doping-Bemühungen bei den Straßenprofis nicht gerade ein Muster an Glaubwürdigkeit darstellen. In Artikel 184 des Reglements steht jedenfalls, dass die Kontrollen höchstens an zwei Tagen durchgeführt werden. Die Nationale Anti-Doping-Agentur ist nicht in diese Kontrollen involviert.

Worauf kontrolliert wird, ist nicht spezifiziert. Iljo Keisse wollte zunächst nicht mitteilen, was in seinem Blut gefunden wurde und ließ nur verlauten, dass es sich nicht um das Blutdopingmittel Epo und dessen neueste Variante Cera, die in diesem Jahr vor allem bei der Tour de France einigen Fahrern nachgewiesen worden ist, handelt. Was auch keinen Sinn machen würde. Bei Sechstagerennen mit den vielen Sprints sind kurzfristige Höchstleistungen und keine Dauerausdauer gefragt. Vor hundert Jahren, als ein Rennen tatsächlich noch sechs Tage und sechs Nächte dauerte, verhinderten die Fahrer in ihren Pausen den Tiefschlaf noch mit Cocktails aus Heroin, Kokain und Amphetaminen. Die heute gebräuchlichen Stimulanzien aller Art sind eigentlich relativ leicht nachzuweisen.

Laut dem belgischen Portal sportwereld.be hat Keisse euphorisierendes Cathin genommen. So etwas nimmt man als Profisportler eigentlich nur, wenn man davon ausgeht, eher nicht kontrolliert zu werden.

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