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Schiedsrichter und Mandant. Michael Kempter hat Sport-Rechtsanwalt Christoph Schickhardt verpflichtet. Foto: dapd

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Sport: Doppelte Anzeige: Der Streit Amerell gegen DFB eskaliert

Berlin - Das Schreiben ging gestern an die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main. Absender: Manfred Amerell, der frühere Schiedsrichter-Obmann des Deutschen Fußball-Bunds (DFB).

Berlin - Das Schreiben ging gestern an die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main. Absender: Manfred Amerell, der frühere Schiedsrichter-Obmann des Deutschen Fußball-Bunds (DFB). In Frankfurt am Main ist die Zentrale des DFB. Amerell erstattete Anzeige gegen alle Mitglieder des DFB-Präsidiums. Sein Vorwurf: Die Führungsspitze des DFB habe Verbandsgelder veruntreut. Denn der DFB habe bis vor kurzem Christoph Schickhardt bezahlt, den Anwalt des Ex- Fifa-Schiedsrichters Michael Kempter. Der streitet sich in einem Zivilverfahren mit Amerell. Kempter hatte Amerell sexuelle Belästigung vorgeworfen. Der bestreitet das heftig. DFB-Präsident Theo Zwanziger hatte sich früh auf Kempters Seite gestellt.

Dem Tagesspiegel sagte Amerell: „Der DFB hat mit diesem Verfahren nichts zu tun.“ Kempter müsse seinen Anwalt selbst bezahlen. Dass Schickhardt vom DFB bezahlt worden sei, zumindest bis vor kurzem, habe ihm ein Mitglied aus dem DFB-Führungskreis erzählt. Gegenüber dem Tagesspiegel nannte er den Namen sowie Zeitpunkt und Ort des Gesprächs, das er geführt haben will.

Schickhardt und der DFB bestreiten dagegen die Vorwürfe nachdrücklich. „Das ist völlig falsch. Mich bezahlt Herr Kempter“, sagte Schickhardt. Auch der Gedanke, der DFB habe Kempter Geld zur Verfügung gestellt, damit der Unparteiische damit den Anwalt bezahlen könne, sei abwegig. Ironisch fügte er hinzu: „Ich bin ein so guter Anwalt, dass mich der Herr Amerell bezahlt, weil er den Prozess verlieren wird.“ In dem Prozess im Februar 2011 vor dem Landgericht Hechingen hatte Kempter gewonnen. Amerell hatte ihn auf Schadenersatz wegen Verletzung der Persönlichkeitsrechte verklagt. Amerells Anwalt Jürgen Langer hat Berufung eingelegt.

DFB-Mediendirektor Ralf Köttker sagte: „Das ist völliger Unsinn. Der DFB bezahlt natürlich nicht die Arbeit von Herrn Schickhardt für Herrn Kempter.“ Diese Dementis kommentierte Amerell drastisch: „Herr Schickhardt hat eine große Klappe. Aber der DFB und er werden mit den Lügen des Herrn Kempter noch auf die Schnauze fallen.“ Gestern am späten Nachmittag teilte der DFB mit, dass er Amerell und dessen Anwalt wegen der Vorwürfe abgemahnt und zur Abgabe einer strafbewehrten Unterlassungserklärung aufgefordert habe.

Schickhardt und der DFB haben zudem Anzeige gegen Unbekannt wegen Amtspflichtverletzung und Verletzung von Dienstgeheimnissen erstattet. Amerell, der die Steuer-Ermittlungen gegen fast zwei Dutzend Schiedsrichter ins Rollen gebracht hatte, war Augenzeuge, als die Fahnder auch bei Kempter anrückten. Nach Schickhardts Auffassung hätte Amerell von der Aktion nichts wissen dürfen. Auch der DFB, in dessen Zentrale ebenfalls Steuerfahnder auftauchten, hat den Verdacht, dass Dienstgeheimnisse ausgeplaudert worden sind.

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