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Sport: Dortmunds neue Ökonomie

Immerhin sportlich hat Borussia Glück – und siegt 1:0 gegen Köln

Dortmund. Der Kölner an sich ist in diesen Tagen ziemlich gut gelaunt. Es ist Karneval, und der rheinische Frohsinn schwappte gestern auch ins ungeliebte Westfalenland. „Wenn wir wollen, kaufen wir euch auf“, sangen die Fans des 1. FC Köln auf der Nordtribüne des Dortmunder Westfalenstadions. Die finanzielle Not der Borussen eignet sich hervorragend für spöttische Bemerkungen. Am Ende aber wurde die gute Laune des Anhangs durch das Ergebnis ein wenig getrübt. 0:1 verlor der FC bei Borussia Dortmund. Er bleibt Letzter und hat jetzt fünf Punkte Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz.

Für die Borussen hingegen war es der dritte Sieg hintereinander und der erste Erfolg vor heimischem Publikum seit dem 2. November des vergangenen Jahres. „Wir können jetzt ein bisschen beruhigt nach oben schauen“, sagte Dortmunds Nationalspieler Torsten Frings. Jeder Sieg nährt die Hoffnung, dass die sportliche Abteilung die Versäumnisse der kaufmännischen Leitung der Aktiengesellschaft BVB vielleicht doch noch einigermaßen kompensieren kann. Der „Kicker“ und die „Süddeutsche Zeitung“ hatten in der vergangenen Woche berichtet, dass dem BVB bis zum Ende der Saison ein Verlust von bis zu 65 Millionen Euro drohe. Der Verein hatte darauf mit einer öffentlichkeitswirksamen einstweiligen Verfügung reagiert. Sie war jedoch nicht gegen die gesamte Berichterstattung gerichtet, sondern nur gegen die Behauptung, dass der BVB bei der Stadionmiete mit mehreren Millionen Euro im Rückstand sei.

Dem verschwenderischen Geschäftsgebaren der Vereinsführung steht in diesen Wochen eine gewisse spielerische Ökonomie der Mannschaft gegenüber. Schon vor einer Woche, bei 1860 München, waren die Dortmunder mit geringem Aufwand zum sportlichen Erfolg gekommen; gegen Köln sah es nicht wesentlich anders aus. Eine Stunde dauerte es, bis die Borussen zu ihrem ersten Eckball kamen, den zweiten und letzten hatten sie vier Minuten vor Schluss. Und beim einzigen Tor profitierte Ewerthon in der 26. Minute von einer Tanzmariecheneinlage des Kölner Verteidigers Sichone am eigenen Fünfmeterraum. Dortmunds brasilianischer Stürmer hatte daraufhin keine Mühe, den Ball ins Tor zu schießen.

„Man kann nicht immer gut spielen“, sagte Torsten Frings. Trotzdem könne man mit der Leistung der Mannschaft nicht einverstanden sein. Nicht die heimische Borussia, sondern der Tabellenletzte aus Köln hatte vor 80 500 Zuschauern die deutlich besseren Chancen. Allein der von Dortmund an den FC ausgeliehene Florian Kringe vergab fünf gute Möglichkeiten, die letzte eine Minute vor Schluss, als er drei Meter vor dem Tor völlig frei zum Kopfball kam. Dortmunds Torhüter Guillaume Warmuz parierte nach einem grandiosen Reflex. Trainer Matthias Sammer erinnerte noch einmal an seine Vorhersage, dass der Franzose alle haltbaren Bälle halten werde, „und jetzt hält er auch noch einen unhaltbaren“.

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