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Alfons Hörmann (r.)wird am Samstag offiziell Nachfolger vom ehemaligen DOSB-Präsidenten Thomas Bach (l.) werden.

© dpa

DOSB-Präsidentenwahl: Alfons Hörmann: Der neue Bach

Der DOSB wird am Samstag Ski-Präsident Alfons Hörmann zu seinem Präsidenten wählen. Der Nachfolge von Thomas Bach könnte dem DOSB eine neue Richtung weisen.

Es ist noch gar nicht lange her, als Alfons Hörmann betrübt in der Fernsehsendung „Blickpunkt Sport“ saß und über die Zukunft des Sports in Deutschland sinnierte. „Da wird Fundamentalopposition betrieben“, sagte der Präsident des Deutschen Skiverbandes, „das stimmt mich für den deutschen Sport nachdenklich.“ Die eindeutige Absage durch vier Bürgerentscheide an eine erneute Münchner Bewerbung für Olympische Winterspiele hat Alfons Hörmann sichtlich getroffen. 2006 hatte er diese Idee bei den Winterspielen in Turin ins Leben gerufen. Da trifft es sich ganz gut für Alfons Hörmann, dass wenige Wochen nach dieser wohl größten Niederlage seines Sportfunktionärslebens sein größter persönlicher Erfolg folgen wird.

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) wird Alfons Hörmann am Samstag auf seiner Mitgliederversammlung für zunächst ein Jahr zu seinem Präsidenten wählen. Mangels Gegenkandidaten ist eine erneute Niederlage für ihn sogar ausgeschlossen. Der 53 Jahre alte Unternehmer aus dem Allgäu besteht dennoch auf einer geheimen Wahl, „ich will ein ehrliches Votum“, sagt er. Zumal er zuletzt negative Schlagzeilen geschrieben hat. In einem Kartellrechtsverfahren, das seit sieben Jahren läuft, wird seine Rolle als Vorstandsvorsitzender der Creaton AG untersucht. Der Tonziegelfirma werden wettbewerbsbeschränkende Absprachen vorgeworfen. Bei Hörmann besteht der Verdacht einer Ordnungswidrigkeit. „Wenn sich dies bestätigen würde, wäre das schon ein Ballast“, sagte Leichtathletik-Präsident Clemens Prokop.

Alfons Hörmann wird sich daran gewöhnen müssen, dass seine Taten und Worte künftig noch genauer beleuchtet werden, als sie das in seiner Rolle als DSV–Präsident ohnehin schon wurden. Thomas Bach, sein Vorgänger im Amt des DOSB-Präsidenten, wusste sich auf dem sportpolitischen Parkett derart reibungslos zu bewegen, dass ihn im September das Internationale Olympische Komitee gleich zu seinem Präsidenten kürte. Alfons Hörmann zierte sich zunächst zumindest öffentlich, die freigewordene Position einnehmen zu wollen („Ich fühle mich als DSV-Präsident pudelwohl“), ehe er sich alsbald als einziger ernstzunehmender Kandidat für die Bach-Nachfolge herauskristallisierte.

Es wird eine andere Präsidentschaft werden. Nicht nur weil Alfons Hörmann im Gegensatz zum FDP–Mitglied Bach für die CSU im Kreistag Oberallgäu sitzt. Bach war vor allem in der Sportpolitik zu Hause, Hörmann ist auf diesem Gebiet kaum aufgefallen. „In den sportpolitischen Diskussionen habe ich ihn eher wenig wahrgenommen“, bestätigt Prokop.

Dafür hat der ehrgeizige Hörmann den Deutschen Skiverband, den er seit 2005 führt, zu einem der erfolgreichsten Sportverbände Deutschlands gemacht. Neben der erfolgreichen Ausrichtung der Nordischen Ski-WM 2005 in Oberstdorf, der Alpinen Ski-WM 2011 in Garmisch-Partenkirchen und der Biathlon-WM 2012 in Ruhpolding gelang es ihm, den Verband vor allem durch Fernseh- und Sponsorengelder zu finanzieren. Der Geschäftsführer der Hörmann-Gruppe, die 3500 Mitarbeiter hat und zirka 590 Millionen Euro umsetzt, ist weniger Taktiker und mehr Entscheider. Was dem deutschen Sport durchaus guttun könnte.

So hatte Bach beim Thema Doping den Status Quo verteidigt, unter Hörmann aber dürfte der DOSB einem Anti-Doping-Gesetz positiver gegenüberstehen. „Doping gehört zu den drei Topthemen der nächsten zwölf Monate“, hat er gesagt, „es muss uns gelingen, bei diesem Thema aus der Defensive herauszufinden.“ Allerdings befindet er sich selber gerade genau dort, weil er die wenigen positiven Dopingproben in Deutschland dahingehend interpretierte, „dass deutsche Sportler sich das Risiko eines Dopingvergehens einfach nicht mehr leisten können“. Dafür erntete Hörmann viel Kritik. Beim DSV ist er auch nicht gerade durch einen progressiven Anti-Doping-Kampf aufgefallen, bei den Spielen in Turin versuchte der Verband sogar, die Schutzsperre gegen die Langläuferin Evi Sachenbacher zu verhindern.

Mit der Absage der Bewerbung von München 2022 ist ihm das wichtigste Thema vor seiner Präsidentschaft abhandengekommen. Ein Grund mehr, zu betonen, dass er sich für alle Sportarten einsetzen werde. Seine Vita wird zurzeit entsprechend umgeschrieben: Bislang galt er als leidenschaftlicher Skifahrer. Nun erinnert er sich auch seiner Begeisterung für Fußball, Reiten, Segeln und Leichtathletik. Das dürfte reichen fürs wichtigste Amt im deutschen Sport. (mit dpa)

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