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Dressurreiten: Weiter im Galopp

Nach ihrer Dopingsperre könnte Isabell Werth bei Olympia 2012 starten.

Berlin - Groß waren Entrüstung und Schrecken in der Reiterwelt, als Isabell Werth im Frühsommer des Dopings angeklagt wurde. Deutschlands erfolgreichste Dressurreiterin versicherte, sie sei „am Boden zerstört“. Doch groß ist nun auch ihre Erleichterung, weil endlich ein Urteil gefallen ist. Zu einer Sperre von sechs Monaten verurteilte sie der Weltverband der Reiter (FEI). Die Zeit ihrer bisherigen Suspendierung angerechnet, darf Werth schon ab dem 22. Dezember 2009 wieder bei Turnieren starten. Auch für die Olympischen Spiele 2012 in London kann sie sich somit qualifizieren.

Und das dürfte letztendlich nicht nur Isabell Werth freuen, sondern auch das nationale Dressurteam. Denn ohne die fünffache Olympiasiegerin Werth hatte die Nationalmannschaft bei den Europameisterschaften in Windsor Ende August mit ihrem dritten Platz das historisch schlechteste Ergebnis eines deutschen Teams bei kontinentalen Wettkämpfen erzielt.

„Ich bin froh, dass eine Entscheidung da ist und dass ich nun endlich wieder zum Alltag zurückkehren kann“, sagte Werth, die derzeit ohnehin eine Pause einlegt, da sie schwanger ist. Mit der Gesamtsituation hadert die Reiterin jedoch noch immer. „Ich bin keine Doperin. Die ganze Situation ist leider eine Verkettung unglücklicher Umstände.“

Im Rahmen einer Medikamentenkontrolle beim Pfingstturnier in Wiesbaden war in einer Dopingprobe ihres Wallachs Whisper die Substanz Fluphenazin nachgewiesen worden. Bei dem Mittel handelt es sich um ein Psychopharmakon, das für die Behandlung eines Pferdes nicht zugelassen ist und das auf der Dopingliste des Weltverbandes steht. Werths damaliger Tierarzt Hans-Georg Stihl hatte Whisper wegen der sogenannten Zitterkrankheit mit dem Mittel Modecate behandelt, das Fluphenazin enthält.

Die Deutsche Reiterliche Vereinigung FN akzeptiert das Urteil des internationalen Verbandes. „Die Strafe befindet sich im Bereich ähnlich gearteter Fälle. Der Fall ist als Doping klassifiziert“, sagte FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach. Anders als im Fall des Springreiters Christian Ahlmann, dessen Pferd Cöster bei den Olympischen Reiterspielen in Hongkong 2008 positiv auf die Substanz Capsaicin getestet worden war, wird die FN keine Berufung beim Internationalen Sportgerichtshof Cas einlegen. Ahlmann war vom Sportgericht des Weltverbandes zunächst wegen verbotener Medikation – die milder als Doping eingestuft wird – zu einer viermonatigen Sperre verurteilt worden. Nach der Berufung der FN erhöhte der Cas die Strafe auf acht Monate.

Für Ahlmann ist damit auch ein Start bei Olympia in London ausgeschlossen. Denn laut offiziellem Reglement ist ein Reiter vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) automatisch für kommende Spiele gesperrt, wenn seine Dopingsperre mehr als sechs Monate beträgt. „Der Fall Ahlmann war anders, weil der Reiter vor seinem Start bei den Olympischen Spielen eine Championatserklärung unterschrieben hatte, in der er sich verpflichtete, sämtliche Medikationen im Vorfeld der Spiele mit dem zuständigen Mannschaftstierarzt abzusprechen. An diese Vereinbarung hat er sich nicht gehalten“, erklärte Dennis Peiler, Sprecher der FN. Bei Ahlmann habe es sich also auch um einen Vertrauensbruch gehandelt, weshalb sich die FN damals entschied, den Reiter zusätzlich verbandsintern für zwei Jahre aus dem Nationalteam auszuschließen. Das Pfingstturnier, an dem Werth teilnahm, setzte eine solche Erklärung nicht voraus.

Am Mittwoch stellte das FN-Präsidium ein Maßnahmenpaket für einen „sauberen Pferdesport“ vor. Demnach sollen künftig zusätzlich zu Wettkampf- auch Trainingskontrollen durchgeführt werden. Wer des Dopings überführt wird, hat bald auch mit härteren Strafen zu rechnen. Anstelle von sechs Monaten könnte eine Sperre bis zu zwei Jahre dauern, Geldbußen bis zu 25 000 Euro sollen möglich sein. Die Maßnahmen sollen noch 2009 verabschiedet werden.

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