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Eastsides Trainerin Irina Palina hat in der laufenden Bundesligasaison bei zwei von drei Partien mitgespielt.

© imago images/Kirchner-Media

Eastsides Trainerin Irina Palina wieder an der Platte: Mit 50 Jahren Stammspielerin beim deutschen Meister

Bei den Tischtennisfrauen des TTC Eastside sind die Personalprobleme derzeit groß. Das zeigt sich auch in der Tabelle der Bundesliga.

Irina Palina ist seit mehr als zwei Jahrzehnten im Verein. Sie kam 1997 zum damaligen Bundesliga-Aufsteiger Berliner TSC, war bei den ersten großen Erfolgen unter dem Namen 3B noch selbst aktiv und bei den zahlreichen Triumphen als TTC Eastside dann Trainerin.

„An einen solch schlechten Saisonstart kann ich mich in der ganzen Zeit nicht erinnern“, sagt Palina. Kein Sieg, zwei Unentschieden, eine Niederlage lautet die bisherige Bilanz in der Tischtennis-Bundesliga der Frauen.

Am Sonntag haben die Berlinerinnen beim SV Böblingen 3:5 verloren. In einer 17 Grad kalten Halle, ohne Zuschauer, drei Spiele gingen im fünften Satz weg. Böblingen, in der vorigen Saison nur Siebter, steht in der nach mehreren Spielabsagen schiefen Tabelle mit 6:0 Punkten vorn. Eastside, das seit 2014 sechs Mal Meister geworden ist, belegt dagegen aktuell nur den fünften Rang unter sieben Teams.

„Für uns ist das ein ungewohntes Bild“, sagt Präsident Alexander Teichmann, „aber es ist kein Beinbruch.“ Durch die Wiedereinführung der Play-offs sind anders als in der vergangenen Saison eine oder auch mehrere Niederlagen in der normalen Runde zu verschmerzen. Trotzdem sagt Palina: „Ich bin unzufrieden. Das ist nicht das, was wir uns vorgenommen haben.“

Völlig überraschend kommt der Fehlstart nicht. Eastside hatte sich bewusst entschieden, zunächst mit einem kleineren und im Vergleich zur vergangenen Saison bei weitem nicht so stark besetzten Kader anzutreten und dann zum neuen Jahr personell nachzulegen. Wegen der Modusänderung und weil durch die Coronavirus-Pandemie nicht längerfristig planbar ist, inwieweit Spielerinnen aus dem Ausland zu den Begegnungen überhaupt anreisen können.

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In der Theorie war der aktuelle Kader zwar schmal, doch zumindest für die Bundesliga immer noch sehr gut besetzt. Dann meldete sich Kathrin Mühlbach vor dem ersten Spiel ab, sie ist schwanger. „Das hat es für uns schwierig gemacht, denn zu diesem Zeitpunkt konnten wir für die Hinrunde nicht mehr reagieren“, sagt Teichmann. Die Spitzenspielerinnen Shan Xiaona und Nina Mittelham kämpften außerdem mit Verletzungen.

Zusage für die japanische Liga

Zudem hatte der Verein Shan bereits vor längerer Zeit die Zusage gegeben, ab Herbst bis Jahresende in der Bundesliga auszusetzen und stattdessen in der finanziell lukrativen japanischen Liga zu spielen. „Ich freue mich für sie, es ist eine Auszeichnung, dort mitspielen zu dürfen“, sagt Palina.

Auf der anderen Seite muss die Trainerin nun wieder eine Rolle übernehmen, die sie unbedingt vermeiden wollte: als Stammspielerin. Auch wenn sie das selbst nicht so nennt. „Ich sehe mich eher als dauerhafte Teilnehmerin“, sagt die 50-Jährige, die in ihrer aktiven Zeit für Russland bei vielen Welt- und Europameisterschaften sowie vier Olympischen Spielen gestartet ist.

Zwei von drei Bundesligaspielen hat sie in dieser Saison bestritten. Einen Punkt hat Palina in ihren vier Einzeln nicht geholt, verlor aber zweimal nur knapp im fünften Satz. Das Training hat sie mittlerweile etwas intensiviert, auf ein paar Stunden in der Woche.

„Mehr ist beim besten Willen nicht möglich, dann tut mir alles weh“, sagt sie. Auch im letzten Spiel des Jahres Mitte Dezember beim Aufsteiger ESV Weil rechnet sie mit einem Einsatz, „danach muss ich hoffentlich nicht mehr ran“.

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In der Liga wird es erst im nächsten Jahr ernst, „dann werden wir das Ganze in der Tabelle korrigieren, da bin ich mir sehr sicher“, sagt Präsident Teichmann. Auch das Final Four im nationalen Pokal ist erst im Januar. Die Veranstaltung sollte in Hannover stattfinden, doch Eastside ist als Veranstalter eingesprungen.

Anfang Dezember wird der Titel in der Champions League ausgespielt

Ein Titel wird aber bereits im kommenden Monat vergeben, ein sehr wichtiger noch dazu. Die Champions League wird nicht wie üblich in Gruppen- und K.-o.-Spielen, sondern ab dem 2. Dezember in Linz innerhalb von sieben Tagen bis zum Finale durchgespielt.

Im Frühjahr hat wohl nur der coronabedingte Abbruch des Wettbewerbs Eastsides Titelgewinn verhindert. „Jetzt sehe ich unsere Chancen, den Titel zu holen, bei 60 Prozent“, sagt Teichmann.

Die Berlinerinnen treten in der stärkstmöglichen Besetzung an, mit den deutschen Nationalspielerinnen Shan und Mittelham, der Niederländerin Britt Eerland und Jessica Göbel. Für die Champions League, die ursprünglich erst 2021 in die entscheidende Phase gehen sollte, war Ye Lin aus Singapur verpflichtet worden, doch wegen des vorgezogenen Termins kann sie nicht spielen. Irina Palina wird in Linz natürlich dabei sein – nach jetzigem Stand allerdings nur als Trainerin.

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