zum Hauptinhalt

Sport: EHC Eisbären: "Ich heiße doch nicht Komma"

Einen Moment ist Uli Egen irritiert. Nicht etwa, weil der Trainer des EHC Eisbären aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) mit dem just beendeten Spiel seiner Mannschaft gegen die Iserlohn Roosters unzufrieden ist.

Einen Moment ist Uli Egen irritiert. Nicht etwa, weil der Trainer des EHC Eisbären aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) mit dem just beendeten Spiel seiner Mannschaft gegen die Iserlohn Roosters unzufrieden ist. 7:3 haben die Berliner am Freitag gewonnen, aber: "Ich habe bei mir zu Hause das Licht angelassen." Vor dem verdienten Feierabend-Bier steht ein kurzer Gang ins Domizil an. "Ich muss schnell in meiner Platte vorbei", sagt der EHC-Coach. Als ein Journalisten einwirft, dass Egen aus Sicherheitsgründen in seiner - unweit der Eishalle im Sportforum Hohenschönhausen gelegenen - Plattenbauwohnung wohl nie das Licht ausknipsen würde, kontert er: "Klar, die Gegend ist ja viel zu gefährlich hier." Nun, das war ein Scherz von ihm. Das Licht hat Egen aus Versehen angelassen. Vorurteile gegenüber dem Bezirk Hohenschönhausen sind dem Allgäuer fremd: "Die Leute bei mir im Haus sind unglaublich freundlich, die grüßen mich immer."

Wenn ein Trainer des EHC Erfolg hat, dann wird er rund um das Sportforum besonders häufig gegrüßt. Egen betreut die Eisbären seit fünf Wochen, mit guter Bilanz. Zwölf Spiele, sieben Siege. Zum Vergleich: Mit Egens Vorgänger Glen Williamson hatte der EHC von 21 Partien nur sechs gewonnen. "Wenn die Saison erst zwölf Spieltage alt wäre," rechnet Peter John Lee vor, "dann wären wir jetzt Sechster." Der Ausflug ins Hypothetische bereitet dem Manager Freude, zumal er in der Ära Williamson wenig zu Lachen hatte. Trotzdem, das Erbe des Ex-Trainers ist eine schwere Last. Von einem Play-off-Rang sind die Berliner trotz der Erfolge unter Egen derzeit elf Punkte entfernt.

Dass im Hinblick auf die kommende Saison Änderungen beim Spielerpersonal dringend nötig sind, hat man erkannt. Manager Lee hat mit dem Sondieren begonnen. Pyka, Felski, Lindman, Laperriere und Tomlinson haben Verträge über die Saison hinaus, bei Torwart Jung hat der EHC eine Option. Torschützenkönig Walker wolle man halten, sagt Lee, ebenso Chabot. Der Fall Alex Hicks gestalte sich diffiziler. Es sei nicht ausgeschlossen, meint der Manager, dass Hicks im nächsten Jahr wieder in der nordamerikanischen Profiliga NHL spiele.

Bei etlichen anderen Akteuren kündigt sich unterdessen das Ende ihres Engagements beim EHC an. "Über viele Spieler musst du da nicht lange nachdenken", sagt Martin Müller, der Generalbevollmächtigte. Bis Februar werde man bezüglich etwaiger Vertragsverlängerungen Klarheit haben, meint Lee. Und wer kommt? Sven Butenschön zum Beispiel. An dem aus Itzehoe stammenden Verteidiger sind die Berliner interessiert. Butenschön konnte bei den Pittsburgh Penguins in der NHL in den letzten Jahren nicht Fuß fassen, der 23-Jährige will in die Heimat zurückkehren.

Ob im Frühjahr hinter den Kulissen beim EHC die bekannten Gesichter noch zu sehen sind, ist nicht geklärt. Bleibt der Generalbevollmächtigte? "Ich habe mich noch nicht entschieden", sagt Müller. Manager Lee möchte Berlin nicht verlassen. Diese Entscheidung liegt nicht in seiner Hand, sondern das ist Chefsache und wird beim Eisbären-Eigner, der Anschutz-Gruppe aus dem nordamerikanischen Denver entschieden. Dort hat man mit Lee noch nicht über einen neuen Vertrag gesprochen. Es gäbe hingegen schon "konkrete Überlegungen", Trainer Egen längerfristig zu binden, sagt Müller.

Uli Egen gibt sich in diesem Zusammenhang bescheiden, will nichts fordern. "Ich heiße doch nicht Komma." Dass dem EHC-Trainer Ähnliches widerfährt wie Michael Komma - dessen Forderungen nach einem neuen Kontrakt wurden bei den Capitals im November mit dem Rauswurf quittiert - ist unwahrscheinlich. Denn dazu ist der 44-Jährige in seinen Aussagen viel zu bedacht. So eloquent wie Egen war in Hohenschönhausen lange kein Eishockey-Lehrer mehr. Ob vor der Mannschaft oder in der Öffentlichkeit, sagt Egen, ein Trainer müsse eben die Kunst beherrschen, nicht jedes Mal das Gleiche zu erzählen. Da liege der Schlüssel zum Erfolg. "Denn sonst wird das allen zu eintönig", weiß Egen, "und du machst dich nur zum Gaudi-Bursch."

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false