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Nils van der Poel hat die Goldmedaille im Eisschnelllauf gewonnen.

© imago images/Bildbyran

„Ein Albtraum für die Menschenrechte“: Scharfe Kritik an den Olympischen Spielen und ein Nazi-Vergleich

Olympiasieger Nils van der Poel vergleicht die Spiele in Peking mit denen in Nazi-Deutschland. Auch Menschenrechtler ziehen eine verheerende Bilanz.

Kurz nach seiner Rückkehr aus China hat der schwedische Eisschnellläufer Nils van der Poel scharfe Kritik an der Austragung der Olympischen Winterspiele in China geäußert. Die Olympischen Spiele seien großartig, „ein fantastisches Sportereignis, weil sie die Welt vereinen und weil die Nationen sich treffen“, sagte der Goldmedaillengewinner der schwedischen Sportzeitung „Sportbladet“. „Aber das tat auch Hitler, bevor er Polen überfiel, und auch Russland, bevor es in die Ukraine einmarschierte.“

Es sei „extrem unverantwortlich“, die Spiele an ein Land zu vergeben, „das Menschenrechte so himmelschreiend verletzt, wie das chinesische Regime es tut“, zitierte auch die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch den Sportler.

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Mit seiner Kritik hat sich der 25-Jährige nach eigenen Angaben bewusst zurückgehalten, bis er aus China ausgereist war. „Ich weiß nicht, ob es schlau gewesen wäre, vorher China zu kritisieren, wenn ich da erst noch hin muss“, sagte er der Sportzeitung.

Während IOC-Präsident Thomas Bach die Spiele vor wenigen Tagen noch als „sehr erfolgreich“ bewertet hat, ziehen Menschenrechtler eine verheerende Bilanz. „Die Spiele waren ein Traum für Chinas Präsident Xi Jinping, aber ein Albtraum für die Menschenrechte“, sagte Minky Worden von Human Rights Watch am Freitag auf einer Online-Pressekonferenz mit Sportvertretern. Die Organisation kritisierte Menschenrechtsverletzungen in China wie die Verfolgung der Minderheit der Uiguren, Einschüchterung von Sportlern, chinesische Zensur und eine Politisierung der Spiele.

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Die kommunistische Führung habe die Spiele benutzt, „um ihre Menschenrechtsverstöße zu vertuschen, ihre Macht und ihre Rolle auf der Weltbühne zu legitimieren“, sagte Noah Hoffmann, dreifacher US-Skilanglauf-Meister und Olympia-Teilnehmer von 2018. „Das Internationale Olympische Komitee hat definitiv die falsche Wahl getroffen, indem die Spiele an Peking vergeben wurden.“ Die internationale Gemeinschaft müsse sicherstellen, „dass wir nie wieder in diese Lage kommen“.

Die Aktivisten äußerten scharfe Kritik am IOC. „Durch ihr Schweigen sind das IOC und ihre Unternehmenspartner zu Komplizen für Pekings Bemühungen geworden, Menschenrechtsverletzungen vor der Weltöffentlichkeit durch Sport zu übertünchen“, sagte Yaqiu Wang von Human Rights Watch. Menschenrechte seien eine „operative Voraussetzung für Olympische Spiele“, hob die Organisation hervor.

Rob Koehler von der Vereinigung Global Athlete bemängelte, dass das IOC bis heute der Forderung nicht nachgekommen sei, die UN-Menschenrechtserklärung in ihre Charta aufzunehmen. „Es ist eine Schande.“ Er verurteilte chinesische Drohungen an Sportler, dass sie mit Konsequenzen zu rechnen hätten, wenn sie in Peking ihr Recht auf freie Meinungsäußerung ausübten und Kritik äußerten.

„Ich habe mit vielen Athleten gesprochen, die mir gesagt haben, dass sie vorkommen und etwas sagen wollten, aber entschieden hätten, dass sich das Risiko nicht lohnt“, berichtete Sportvertreter Hoffmann. (Tsp, dpa)

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