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Sport: Ein Augenblick zum Feiern

Durch 1:0 über die Schweiz erreicht Deutschland zum ersten Mal seit 57 Jahren das WM-Halbfinale

Es war ein Augenblick, der gefeiert werden durfte. Die ausverkaufte Mannheimer Arena mit ihren 12 500 Zuschauern bebte gestern Abend um 22 Uhr 23. Zurecht aus Sicht des Gastgebers der Eishockey-Weltmeisterschaft. 57 Jahre sind im Eishockey eine sehr lange Zeit. Insofern war das, was sich in Mannheim ereignete, durchaus ein historischer Moment. Deutschland ist im Halbfinale der Eishockey-WM, durch einen hart erkämpften 1:0 (0:0, 1:0, 0:0)-Erfolg über die Schweizer. Seit 1953, damals wurden die Deutschen WM-Zweiter, kam ein deutsches Team nicht mehr so weit bei einem WM-Turnier. Die Deutschen treffen nun am Sonnabend im Halbfinale in Köln auf Weltmeister Russland, der Olympiasieger Kanada gestern mit 5:2 schlagen konnte.

Franz Reindl hatte vor dem Spiel von einem „historischen Viertelfinale“ gesprochen und damit hatte der Sportdirektor des Deutschen Eishockey-Bundes die Partie gegen die Schweizer schon einmal auf ein ganz großes Podest gehoben. Offensichtlich war sich auch die deutsche Mannschaft der hohen Erwartung und der großen Chance bewusst. Anfangs wohl zu sehr bewusst. Denn die Deutschen wirkten im ersten Drittel doch sehr nervös, was sich in ungenauem Spiel und mangelnder Durchschlagskraft illustrierte. Mehr als ein halbwegs gefährlicher Schuss von Justin Krueger landete zunächst nicht im Dunstkreis des Schweizer Tores. Die Schweizer dagegen boten eine vor allem in punkto Laufvermögen und Passgenauigkeit bessere Vorstellung, stellten aber den Augsburger Dennis Endras im deutschen Tor zunächst nicht vor unlösbare Momente.

Gegen Ende des ersten Drittels gab es dann allerdings eine Situation, die das Spiel in eine für die Deutschen günstige Richtung hätte lenken können. Nachdem der Schweizer Martin Plüss seinen Gegenspieler Christian Ehrhoff mit dem Stock in den Unterleib getroffen hatte, musste Plüss das Eis mit einer Spieldauerstrafe verlassen. In der folgenden fünfminütigen Überzahl zeigte sich dann aber wieder einmal, dass es am deutschen Powerplay noch viel zu verbessern gibt. Mehr als eine halbe Torchance durch den Düsseldorfer Daniel Kreutzer und einen vielversprechenden Konter spielten die Deutschen nicht heraus. Der Berliner André Rankel vergab allerdings auch diese Chance. Es war nicht unbedingt das Turnier des Stürmers der Berliner Eisbären, bei denen er vergangene Saison erfolgreichster Torschütze war.

Philip Gogulla stellte sich da schon geschickter an, nach 31 Spielminuten erlöste er die zitternden deutschen Zuschauer und hob den Puck über Gerber ins Schweizer Tor. Die deutsche Führung war zu diesem Zeitpunkt zwar glücklich, aber letztlich auch mit Entschlossenheit erarbeitet worden. Auf jeden Fall löste der Treffer die kleinen Verkrampfungen im Spiel der Mannschaft von Bundestrainer Uwe Krupp, die fortan forscher mitspielte und sich auch mal länger als nur ein paar Sekunden im Schweizer Drittel aufhalten konnte. Die Deutschen rangen und rannten um jeden Puck als hänge davon mehr ab als nur der Sieg in einem Eishockeyspiel. Der Wolfsburger Kai Hospelt hätte noch im zweiten Drittel beinahe auf 2:0 erhöht.

Das letzte Drittel wurde dann für die Deutschen zu einer ganz harten Angelegenheit. Aber die Mannschaft arbeitete den knappen Vorsprung am Ende über die Zeit. Das Tor von Gogulla reichte zum Erfolg. Der Berliner Angreifer Sven Felski hatte vor dem Spiel davon gesprochen, dass sich seine Mannschaft mit einem Erfolg im Viertelfinale „in die Geschichtsbücher eintragen“ würde. Anderthalb Drittel sah es dann am Donnerstag allerdings so aus, als müssten die Geschichtsbücher gar nicht erst ausgepackt werden. Am Ende eines dramatischen Spieles aber ließ sich ganz ohne Pathos konstatieren: Er war verdient, dieser erstaunliche Erfolg der deutschen Mannschaft bei der Weltmeisterschaft, die für das in diesen Tagen so beherzt wie noch nie aufspielende Team von Uwe Krupp nun am Sonnabend mit dem Halbfinale gegen Russland weitergeht.

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