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Sport: Ein Meter zu wenig

Georg Späth verpasst beim Springen von der Normalschanze nur knapp eine WM-Medaille

Plötzlich jubelten die deutschen Zuschauer in der Arena unterhalb der Schattenbergschanze und schwenkten schwarz-rot-goldene Fahnen. Sie hatten gerade einen deutschen Doppelsieg gesehen, allerdings nur auf der Leinwand neben der großen Schanze, auf der noch einmal der Schlussspurt der Nordischen Kombination vom Vortag wiederholt wurde (siehe nebenstehenden Artikel). Die Realität hingegen, die sich auf der linken Schanze abspielte, bot den deutschen Fans eine leichte Enttäuschung.

Äußerst knapp hat der Skispringer Georg Späth eine Medaille bei der Nordischen Skiweltmeisterschaft in Oberstdorf verfehlt. „Bei einem Meter mehr bewegen wir uns in Richtung Silber“, sagte Bundestrainer Peter Rohwein. So aber musste sich der Oberstdorfer beim Einzelspringen auf der Normalschanze mit dem fünften Platz zufrieden geben. Überraschend siegte der Slowene Rok Benkovic, der im ersten Durchgang bei wechselnden Windverhältnissen eine Aufwindphase zu einem Flug auf 101 Meter nutzte. „Er hat die Gunst der Stunde genutzt“, sage Späth. Von irregulären Bedingungen wollte er nicht reden. „Solche Wettkämpfe gibt es immer wieder.“ Späth musste im Zielraum erleben, wie ihn die letzten beiden Springer noch vom dritten Platz verdrängten.

Zweiter wurde der Tscheche Jakub Janda, auf Rang drei folgte der überragende Springer dieses Winters, Janne Ahonen. Der Finne hat gerade eine dreiwöchige Krankheit überstanden, weshalb er sich mit Bronze zufrieden gab. Bereits heute haben die Skispringer im Mannschaftswettbewerb die nächste Gelegenheit, Medaillen zu sammeln.

Bundestrainer Peter Rohwein sah den gestrigen Wettkampf mit gemischten Gefühlen. „Uns fehlte nur ein Meter“, sagte Rohwein, „das ist so frustrierend wie bei Martina Ertl.“ Die Skirennläuferin hatte vor kurzem bei der Weltmeisterschaft in Bormio die Bronzemedaille nur um vier Hundertstelsekunden verpasst. Späth hatte sich nach dem enttäuschenden Platz 47 vor einer Woche beim Weltcup in Pragelato überraschend schnell zurückgemeldet. „Es hat in Pragelato dramatischer ausgesehen, als es eigentlich war“, sagte Späth. „Heute waren es zwei sehr gute Sprünge, das gibt Selbstvertrauen.“ Auch der Rummel, der in den vergangenen Tagen in seiner Heimat auf ihn einstürzte, belastete ihn nicht. „Der Heimvorteil war keine Belastung für mich“, sagte Späth.

Auch Martin Schmitt bot mit Platz zwölf eine positive Leistung. Vor den Wettkämpfen schien es noch fraglich, ob der Weltmeister und Olympiasieger nach mäßigen Leistungen überhaupt nach Oberstdorf mitfahren würde. Nun hatte er im ersten Durchgang Pech mit dem Wind. „Er ist runtergekommen wie ein Stein“, hat Rohwein beobachtet. Schmitt fehlte der Aufwind, der andere Springer begünstigt hatte. „Platz zwölf geht in Ordnung, er ist jetzt schon der Sieger dieser Weltmeisterschaft“, glaubt Rohwein.

Michael Uhrmann sprang auf Rang 16. „Ich war im ersten Durchgang zu aggressiv“, sagte der 26-Jährige. Auch Michael Neumayer, der Platz 32 belegte, blieb unter seinen Möglichkeiten. „Er war übermotiviert“, sagte Rohwein. Trotzdem hat er Neumayer für den heutigen Mannschaftswettbewerb nominiert. „Wir haben es mannschaftlich drin, eine Medaille zu machen“, sagte Uhrmann.

In den Mannschaftswettbewerben hat das deutsche Team in dieser Saison bislang überzeugt. Ein erster und ein dritter Platz stehen zu Buche, das heutige Springen auf der Normalschanze ist eine gute Chance für die Skispringer von Peter Rohwein, die ersehnte WM-Medaille zu gewinnen. „Wir hatten die erste von vier Möglichkeiten“, ärgerte sich der Bundestrainer nach dem Einzelspringen. Vor zwei Jahren in Val di Fiemme hatte das Team keinen einzigen Platz auf dem Siegerpodest erobert. Dies war das Ende der langen Amtszeit von Bundestrainer Reinhard Hess. Das blüht Peter Rohwein jedoch nicht. Skisprung-Teamchef Rudi Tusch erklärte bereits: „Peter Rohwein bleibt unser Mann bis mindestens 2006, egal wie die WM ausgeht.“

Heute im Fernsehen:

WM-Mannschaftsspringen

live in der ARD und bei Eurosport

BEGINN 15.30 Uhr

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