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Sport: Ein Mythos verschwindet

Vermutlich ist es kein Zufall, dass der Abriss des Bökelbergs gestern mit der Nordkurve begonnen hat. Vermutlich gibt es dafür gute bauliche Gründe.

Vermutlich ist es kein Zufall, dass der Abriss des Bökelbergs gestern mit der Nordkurve begonnen hat. Vermutlich gibt es dafür gute bauliche Gründe. Ein symbolischer Akt ist es trotzdem: In der Nordkurve haben immer die echten Fans der Mönchengladbacher Borussia gestanden: harte Männer in ihren speckigen Kutten und vorlaute Jungs, die erst noch harte Männer werden wollten. Der Bökelberg steht für eine Zeit, als Fußball noch das Vergnügen des Proletariats war. Niemand ging ins Stadion, weil es dort so bequem war, sondern weil er Fußball sehen wollte. Das Stadion war der Ort, an dem der kleine Mann seine Leidenschaft ausleben konnte, manchmal über die Grenzen des Erlaubten hinaus. Der junge Oliver Kahn hat die rauen Sitten in der Gladbacher Nordkurve 1993 zu spüren bekommen, als er von einer Kastanie zu Boden gestreckt wurde.

Für die Fans von Borussia Mönchengladbach ist der Bökelberg längst ein mythischer Ort, die Stätte von Meisterschaften, grandiosen Siegen und fußballhistorischen Ereignissen wie Büchsenwurf und Pfostenbruch. Mit ihm verschwindet aber auch eine Fußball- und Fankultur, die in den gesichtslosen und durchvermarkteten Fifa-WM-Arenen nicht mehr vorgesehen ist. Stadien wie der Bökelberg werden in Deutschland allenfalls noch geduldet.

Früher, wenn auf dem Bökelberg die Zuschauer auf den teuren Sitzplätzen zu murren begannen, haben die Fans aus der Nordkurve ihnen voller Wut „Scheiß Tribüne!“ entgegengeschrien. Im neuen Borussia-Park hat das noch niemand gerufen. Geht ja auch kaum, wenn das komplette Stadion aus Tribünen besteht.

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