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Sport: Ein Original bayerischen Barocks

Karl-Heinz Wildmoser, die Seele von 1860, ist tot

Eigentlich wäre Karl-Heinz Wildmoser besser am Morgen des 23. August 2000 zurückgetreten. Als einige Stunden später 56 000 Zuschauer in das Münchner Olympiastadion strömten, um Leeds United spielen zu sehen. Und natürlich die Blauen, den TSV 1860 München. Es ging um die Qualifikation zur Champions League und es war jener Zeitpunkt, an dem die Münchner kurz davor waren, zu den großen Fußballklubs Europas aufzuschließen. Und das war Karl-Heinz Wildmosers Lebenswerk.

Seit der Münchner Großgastronom – ihm gehörten der Donisl am Viktualienmarkt, der Gasthof Hinterbrühl und die Hühner- und Entenbraterei auf dem Oktoberfest – 1992 den TSV 1860 München als Präsident in der Bayernliga übernommen hatte, war es mit dem Traditionsklub stetig aufwärtsgegangen. Mit dem knorrigen Werner Lorant bildete Karl-Heinz Wildmoser ein denkwürdiges Gespann: Trainer Lorant unterhielt die Fans mit derben Sprüchen, Wildmoser streichelte die bayerische Seele mit seiner barocken Originalität. Aus der Bayernliga bis zum vierten Platz in der Bundesliga führten sie die Löwen. Und eben in jenes Spiel gegen Leeds United, das der TSV 1860 0:1 verlor. Seitdem ist es wieder abwärtsgegangen, bis in die Zweite Liga. Mancher Löwenfan macht Wildmoser auch für diesen Niedergang verantwortlich.

Sein persönlicher Tiefpunkt war der Bestechungsskandal 2004 beim Bau der neuen Münchner Arena, an der 1860 beteiligt war. Kurzzeitig saß er sogar in Haft, wurde jedoch von Karl-Heinz Wildmoser junior entlastet. Der „Heinzi“, wie der Vater den Sohn stets nannte, hatte alle Vorwürfe auf sich genommen. Der Senior trat anschließend zurück und wollte mit seinem TSV nicht mehr viel zu tun haben.

Am Mittwoch ist Karl-Heinz Wildmoser im Alter von 71 Jahren an einer Lungenembolie gestorben. Ein Fan rief ihm im Internet hinterher: „Pass von da oben auf unsere Löwen auf.“ Benedikt Voigt

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