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Sport: Ein Sieg mit Schmerzen

Der FC Bayern muss bis zum Ende der Hinrunde auf seinen Chefstatiker Bastian Schweinsteiger verzichten

Der Bruch im Spiel des FC Bayern München ereignete sich exakt in der 52. Minute. Als Neapels Mittelfeldspieler Gökhan Inler wuchtig in der Luft mit Bastian Schweinsteiger zusammenrauschte, der Münchner zu Boden fiel, noch kurz den linken Arm hob und sich dann gar nicht mehr regte. Im vierten Champions-League-Spiel der Saison hatten die Bayern den SSC Neapel bis dahin dominiert, sie führten 3:1. Am Ende, nach Schweinsteigers Auswechslung, hatten sie sogar noch Glück, dass sie die Partie mit 3:2 ins Ziel retteten. Die Verletzung sei ein Schock gewesen, erklärte Philipp Lahm, „das hat man der Mannschaft angesehen“. Mario Gomez, der alle drei Tore erzielt hatte (siehe Kasten), sagte gar: „Er gibt vor, wie wir spielen. Wir haben alle Halt gesucht, aber er war nicht mehr da.“ Den Sieg gegen Neapel, so viel stand fest, hatten die Bayern teuer bezahlt.

Spät am Abend stand dann auch die Diagnose fest: Schlüsselbeinbruch. Zumindest der noch schlimmere Verdacht, eine Schultereckgelenksprengung, hatte sich nicht bewahrheitet. Noch in der Nacht wurde Schweinsteiger operiert, dem Nationalspieler wurde eine kleine Platte eingesetzt. Bis heute soll er im Krankenhaus bleiben, wie die Bayern berichten, danach muss er zwei Wochen absolute Ruhe halten, ehe er mit dem Lauftraining beginnen kann. Die Hinrunde dürfte für Schweinsteiger beendet sein.

Die Verletzung trifft die Münchner hart. Im Mittelfelddreieck mit Toni Kroos und Anatoli Timoschtschuk (oder Luiz Gustavo) war er für die Statik des erfolgreichen Münchner Treibens verantwortlich. Er forcierte das Spiel, wenn es nötig war, nahm das Tempo heraus, wenn die Bayern Gefahr liefen zu überdrehen. Zum schlimmsten aller Zeitpunkte kommt Schweinsteigers Ausfall jedoch nicht: Die Bundesligatabelle führt der Klub mit vier Punkten Vorsprung recht komfortabel an, in der Champions League benötigen die Bayern nur noch einen Punkt aus den beiden abschließenden Spielen gegen den FC Villarreal und Manchester City, um sicher ins Achtelfinale einzuziehen. „Wir dürfen nicht lamentieren“, erklärte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge. Auch Trainer Jupp Heynckes blickte voraus: „Es ist uns bisher immer gelungen, verletzte Spieler zu ersetzen.“

Die Frage nach dem Wie dürfte die Bayern vor dem bayrischen Derby beim FC Augsburg (Sonntag, 17.30 Uhr) trotzdem beschäftigen. Die nominell logischste Lösung wäre ein defensives Mittelfeld mit den verbleibenden Sechsern Anatoli Timoschtschuk und Luiz Gustavo, die gewiss herausragende Defensivakteure sind. Viel wichtiger ist Schweinsteiger jedoch in seiner Rolle als Verbinder nach vorne, er ist eher Achter als reinrassiger Sechser, der das Bayern-Spiel ordnet und antreibt. Mit dieser Aufgabe wären sowohl Timoschtschuk als auch Gustavo überfordert.

Die wichtigste Rolle könnte somit Toni Kroos zukommen, der in den vergangenen Monaten auf der offensiven Spielmacherposition brillierte. Er hat bereits unter Louis van Gaal als Sechser ausgeholfen, kann die Rolle des Verbindungsspielers erfüllen, obwohl sie ihn in seinen offensiven Fähigkeiten merklich einschränkt. In vorderster Linie haben die Bayern zahlreiche Varianten: Thomas Müller könnte auf Kroos’ zentrale Position hinter Gomez rücken, erste Kandidaten für den freien Arbeitsplatz auf der Außenbahn wären Ivica Olic oder David Alaba. Oder natürlich Arjen Robben, wenn dieser irgendwann von seiner Hüftverletzung genesen ist. „Eins zu eins werden wir Bastian nicht ersetzen“, sagte Thomas Müller, „aber als Team werden wir das auffangen können.“ Eine noch beruhigendere Nachricht hatte schließlich Rummenigge parat: „Wir werden auch beim nächsten Spiel mit elf Mann auflaufen.“ Auch wenn mit Schweinsteiger der Chefstatiker des Münchner Spiel vorerst ausfällt.

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