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Der Fall Breno: Ein verlorener Sohn

Wütend wirft sich Bayern-Chef Uli Hoeneß schützend vor Breno, weil der Klub den Profi vernachlässigt hat.

Es war ein Wutausbruch, wie man ihn von Uli Hoeneß schon lange nicht mehr erlebt hat. Umso überraschender waren Zeitpunkt und Anlass. Schließlich sind im Fall Breno einige Fragen offen, selbst FC-Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge bekundet, dass „uns noch nicht alle Fakten bekannt sind“. Dennoch ließ Uli Hoeneß am Samstagabend nach dem 3:0 gegen Bayer Leverkusen alle Zurückhaltung fahren: „Was die Münchner Staatsanwaltschaft macht, ist eine absolute Katastrophe.“ Und: „Dass der Junge im Gefängnis sitzt, ist ein Ding der Unmöglichkeit.“ Bayern-Spieler Breno sitzt wie berichtet seit Samstagnachmittag wegen des dringenden Tatverdachts, sich einer schweren Brandstiftung schuldig gemacht zu haben, in Haft.

„Wir nehmen diese Aussagen zur Kenntnis, kommentieren und bewerten sie aber nicht, weil der FC Bayern kein Verfahrensbeteiligter ist“, erklärte Thomas Steinkraus-Koch, Sprecher der Staatsanwaltschaft, am Sonntag. Hoeneß hatte sich beschwert, man sei über das Vorgehen der Ermittler nicht informiert worden, die Öffentlichkeit hingegen schon. „Wir dachten, wir können das in Ruhe lösen“, sagte der Präsident des FC Bayern. Steinkraus-Koch erläuterte dazu, der Klub sei zwar Arbeitgeber des Beschuldigten, das allein sei aber kein Grund, den FC Bayern einzubeziehen. „Darüber hinaus sind wir nur der Auskunftspflicht nach dem bayerischen Pressegesetz nachgekommen.“

Hoeneß relativierte auch die Schwere der im Raum stehenden Vorwürfe: „Es sind ja keine Personen zu Schaden gekommen, der materielle Schaden muss natürlich ausgeglichen werden.“ Steinkraus-Koch wies jedoch darauf hin, es gehe um den Verdacht auf eine schwere Straftat, die mit „mindestens einem Jahr Freiheitsstrafe“ sanktioniert wird, käme es zu einer Verurteilung.

Die Reaktionen der Bayern-Oberen – auch Vorstandschef Rummenigge kritisierte die Ermittlungsbehörden – legen den Verdacht nahe, dass sie nun versuchen, ein Versäumnis wettzumachen. Sie betonen ja gern den familiären Charakter ihres Vereins und dass man sich um die Probleme der Spieler kümmere. Bei Franck Ribéry und seinen diversen Eskapaden war das auch schön zu beobachten. Die prekäre Lage Brenos scheint ihnen aber entgangen zu sein. „Der Junge hat anscheinend persönliche Probleme gehabt, die auch unbemerkt blieben, weil er seine normale Reha gemacht hat“, sagte Trainer Jupp Heynckes am Samstag.

Das Thema überschattet die erstaunliche sportliche Erfolgsgeschichte, die der FC Bayern seit Wochen schreibt. Unbeirrt eilt die Mannschaft von Sieg zu Sieg. Am Dienstag steht das mit Spannung erwartete Champions-League-Heimspiel gegen Manchester City an.

Aber bis dahin wird das Thema Breno die Bayern weiter beschäftigen, zum Beispiel die Frage, ob eine Aufhebung des Haftbefehls zu erreichen ist. „Wenn es eine Möglichkeit gibt, ihn auf Kaution freizubekommen, werden wir sicherlich alles tun“, sagte Hoeneß. Mit der Zahlung einer Kaution wäre es aber nicht getan, vermutete Steinkraus-Koch. Breno würde auch Angaben zum Hergang des Brandes machen müssen. Denn auch sein Schweigen habe dazu beigetragen, dass die Ermittlungsrichterin den Haftgrund der Verdunkelungsgefahr gesehen habe. In den nächsten Tagen erhoffen sich die Ermittler auch neue Erkenntnisse der Brandgutachter.

Der FC Bayern will nun zumindest Brenos Familie dabei helfen, „so schnell wie möglich nach Brasilien zu reisen und aus der Schusslinie zu kommen“, wie Uli Hoeneß sagte. Dorthin dürfte Breno sich mehr denn je sehnen. „In Brasilien hatte ich weniger Geld und weniger Luxus, aber ich war ein glücklicher Mensch“, sagte der Verteidiger vor einem Jahr. „Hier habe ich Geld, aber mir fehlt alles andere.“

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