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Eine besondere Beziehung: Die Füchse Berlin und der SC Magdeburg, hier bei einer Begegnung in der Max-Schmeling-Halle vor zwei Jahren.

© dpa / dpa/Andreas Gora

Eine besondere Beziehung: Füchse hoffen auf Sieg gegen Lieblingsrivalen Magdeburg

Die Begegnung zwischen den Berliner Füchsen und dem SC Magdeburg ist eine brisante. Nicht nur, weil hier der deutsche Meister auf den aktuellen Spitzenreiter trifft.

Fabian Wiede wirkt entspannt. Mit einem Kaffee in der Hand hat er auf dem Sofa im Trainingsareal der Füchse Platz genommen, von vermeintlicher Anspannung ist nichts zu spüren. „Ich freue mich einfach und bin heiß auf dieses Spiel“, sagt der Berliner und blickt nahezu euphorisch auf den Sonntagnachmittag und das bevorstehende Duell gegen den SC Magdeburg (14 Uhr/Sky).

Deutscher Meister gegen den aktuellen Spitzenreiter – die ohnehin schon brisante Partie bekommt in dieser Saison noch ein sportliches i-Tüpfelchen aufgesetzt. Nicht, dass das nötig wäre. Denn die Spiele der beiden Klubs waren sportlich meist eine enge Angelegenheit. So gut wie immer wurde die seit Jahren gepflegte Fanfeindschaft auf den Rängen innig ausgelebt.

Eine Partie, die sich bei Fabian Wiede besonders eingeprägt hat, war jene im Halbfinale des DHB-Pokals am 9. Mai 2015. „Das war leider ein negatives Erlebnis. Ich hatte den letzten Wurf und verpasste es, das Unentschieden zu machen. Danach waren wir raus. Das blieb hängen“, erinnert sich der gebürtige Brandenburger, der letztlich mit seiner Mannschaft 26:27 verlor.

Die Rivalität begann schon in der Jugend

Zu dieser Zeit hatte die Dominanz der Füchse gegenüber den Magdeburgern etwas nachgelassen, nachdem sie bis zum Vorjahr eine Dekade lang kein Spiel gegen diese verloren hatten.

„Die Rivalität war schon seit der Jugend immer da. Magdeburg und wir – das waren oft die letzten Mannschaften, wenn es um die A-Jugend-Meisterschaft ging“, erklärt Wiede. „An denen mussten wir vorbei. Deswegen ging es da schon ordentlich zur Sache..“ Er selbst kann die vielen Duelle gegen den SCM in seinen 14 Jahren für die Füchse schon kaum mehr zählen.

Eine Begegnung zwischen den beiden Vereinen, die nahezu sinnbildlich für die Spannung und Emotionalität des Derbys steht, ist das Weihnachtsspiel 2017. Damals, als Magdeburg mit einem souveränen Fünf-Tore-Vorsprung in die Halbzeit ging, schwand die Zuversicht auf den Rängen der Max-Schmeling-Halle schon. Einige heimische Fans hatten fast den Glauben an den Sieg verloren.

Fabian Wiede hat schon so oft gegen Magdeburg gespielt, dass er die Duelle kaum noch zählen kann.

© dpa / dpa/Jörg Carstensen

Doch die Berliner kämpften sich, angeführt von Petar Nenadic, wieder heran. Sekunden vor Schluss zeigte die Anzeige ein 23:23-Unentschieden. Der Krimi endete mit einem denkwürdigen Finale: Nach abgelaufener Spielzeit trat mit Robert Weber einer der souveränsten Schützen der Bundesliga zum Strafwurf an.

Zweimal versuchte er sein Gegenüber, Silvio Heinevetter, im Berliner Tor zu täuschen, doch der parierte eiskalt und gab dem Magdeburger direkt noch eine paar nette Worte mit auf den Weg. Von weihnachtlicher Gemütlichkeit war da nicht viel zu spüren. „Natürlich werden auch mal nicht so schöne Dinge gesagt, aber das ist der Sport. Danach ist das wieder abgehakt“, sagt Wiede.

Wir kennen uns schon lange. Mit vielen habe ich in der Nationalmannschaft gespielt.

Fabian Wiede, Rückraumspieler der Füchse Berlin

Nicht ganz freundschaftlich verlief auch das Europapokal-Final-Four in Magdeburg fünf Monate später. Schon in den Halbfinals hatten beide Fanlager im Fernduell die jeweils andere Mannschaft unterstützt, jubelte Berlin für St.-Raphael und Magdeburg für Göppingen.

Das alles war aber nur ein kleiner Vorgeschmack für das Finale, das Berlin nicht etwa gegen den Gastgeber, sondern die Franzosen bestritt.

So könnte man meinen. Denn Wiede und Co. mussten gefühlt gegen die gesamte Bördelandhalle antreten – und setzten sich trotz des gellenden Pfeifkonzertes durch. „Da wussten wir vorher, was kommt. Umso schöner ist es, die Halle zum Schweigen zu bringen und den Pokal am Ende hochzustrecken“, sagt Wiede. Der es insgeheim doch mag, gegen eine laute und schroffe Halle anzuspielen.

Im Europapokalfinale 2021 folgte dann jedoch die Revanche, diesmal in Mannheim und vor coronabedingt leeren Rängen. Diesmal hatten die Füchse nach einer desaströsen ersten Halbzeit schnell ihre Siegchancen verspielt. Diesmal feierte Magdeburg, liefen bei den Berlinern die Tränen. Doch auch da zeigte sich die Besonderheit dieser speziellen Beziehung.

Denn nach dem Abpfiff tröstete Magdeburgs Trainer Bennet Wiegert Füchse-Kapitän Paul Drux, lagen sich Fabian Wiede und Gegenspieler Matthias Musche in den Armen. „Wir kennen uns ja alle schon lange. Mit vielen habe ich in der Nationalmannschaft zusammengespielt und Matthias und ich sind sehr gute Freunde. Er ist auch zu meiner Hochzeit eingeladen“, sagt Wiede. Man kennt sich gut, man mag sich – solange man nicht gegeneinander spielt.

Nach zweieinhalb Jahren ohne Sieg gegen den Lieblingsrivalen hofft der 28-Jährige nun, am Sonntag das Feld wieder etwas ebnen zu können. Die Voraussetzungen dafür könnten nicht nur aufgrund der erwarteten Rückkehr von Mathias Gidsel kaum besser sein.

„Ich glaube, dass wir in diesem Jahr – einmal abgesehen von dem Ausrutscher in Minden – gefestigter sind. Die Mannschaft ist viel reifer und erfahrener geworden und wir können mit Drucksituationen besser umgehen“, sagt Linkshänder Wiede. Er und sein Team strahlen einiges an Zuversicht aus und da ist es nur verständlich, dass er nicht angespannt, sondern voller Vorfreude auf das Wochenende blickt.

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