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Sport: Eine Pause, die nur dem Bundestrainer gefällt

BERLIN .Wenn der Basketball-Bundestrainer ein seltener Gast in der Max-Schmeling-Halle wäre, hätte man mutmaßen können, es habe vielleicht mit ihm zu tun, daß die vier deutschen Nationalspieler von Alba Berlin beim 75:72-Sieg über Kinder Bologna so auftrumpften.

BERLIN .Wenn der Basketball-Bundestrainer ein seltener Gast in der Max-Schmeling-Halle wäre, hätte man mutmaßen können, es habe vielleicht mit ihm zu tun, daß die vier deutschen Nationalspieler von Alba Berlin beim 75:72-Sieg über Kinder Bologna so auftrumpften.Henrik Dettmann läßt sich allerdings nach Möglichkeit kein Europaligaspiel entgehen.Am Besuch des Finnen kann es also nicht gelegen haben, daß der Deutsche Basketball-Meister seine beste Saisonleistung zeigte.Jedenfalls wird er sich besonders gefreut haben, daß Henrik Rödl, Marko Pesic, Vladimir Bogojevic und Patrick Femerling eine Leistung boten, die auch für die nun anstehenden Länderspiele gegen Dänemark, Bulgarien, Slowenien und Belgien Anlaß zu großen Hoffnungen gaben.Dettmann dürfte der einzige gewesen sein, dem die zweieinhalb Wochen Ligapause Freude bereiten.Alba empfängt erst am 6.Dezember DJK Würzburg und vier Tage später Ülker Istanbul.

Schade für Alba, schön fürs Nationalteam.Denn endlich scheint der Knoten durchschlagen zu sein, die Lähmung überwunden, die das junge Berliner Team bei seinen vorangegangenen sieben Europaliga-Niederlagen zwar nur phasenweise, aber regelmäßig befiel.40 Minuten konzentriert in Angriff und Verteidigung hatte man die neuformierte Mannschaft von Trainer Svetislav Pesic noch nicht erlebt.Ausgerechnet gegen das beste Vereinsteam Europas, den Europaliga-Champion aus Bologna, klappte es.Ettore Messina, den Trainer der Italiener, hat das nicht überrascht."Alba hat gut gespielt, wie eigentlich immer", sagte er, "wir haben Alba Berlin immer respektiert." Und, nach einer kleinen Pause: "Das tun wir jetzt noch mehr."

Die Konkurrenz, die schon anfing, sich zu wundern oder gar ein bißchen lustig zu machen über den Viertelfinalisten der vergangenen Saison, wird vermutlich aufhorchen.Das war eine Leistung, angetan, an alte Zeiten zu erinnern.Alte Emotionen zu wecken."Schade, daß die Halle heute nicht voll war", sagte Marko Pesic später, der herausragende Spieler des Abends, "wir wollen diese Stimmung wiederkriegen." Unmittelbar nach dem Spiel weinte er Freudentränen, baute sich wie durchgeknallt vor den Presseplätzen auf: Schreibt das, was hier passiert ist, wollte er mit seinen Gesten wohl andeuten.Der einzige, der an Pesics Leistung herankam, Henrik Rödl, wälzte sich auf dem Parkett der Schmeling-Halle, und wenn das nicht so glatt wäre, hätte er vermutlich auch noch hineingebissen.Der ganze Frust der vergangenen Wochen mußte raus.Am liebsten wären die Spieler wahrscheinlich noch dreimal aus der Kabine in die Halle gerannt: nochmal Vorhang auf - wir sind wieder da!

Erleichtert war auch der Alba-Trainer.Aber wie immer, wenn alle abheben, bewies Pesic Bodenhaftung.Ein bißchen Glück sei dabeigewesen, taktisch sei er zufrieden, die Fitneß sei ganz gut.Und die zwei Punkte, na ja, die seien "auch nicht unwichtig".Dann lief ihm aber doch das Herz über: "Das ist das, was ich mir vorstelle.Wir müssen unsere Chance zunächst in der Verteidigung suchen.Darauf den Angriff aufbauen.Anders geht es nicht gegen Mannschaften solcher Qualität.Für unsere junge Mannschaft ist es nicht so einfach, die ganze Zeit den Mut und die Konzentration zu behalten." Schon gar nicht mit sieben Niederlagen im Hinterkopf.Und natürlich, wer will es dem Vater verdenken, war Pesic stolz und erleichtert über die Vorstellung seines Sohnes: "Ich freue mich vor allem für ihn, weil er zum Schluß zwei wichtige Würfe getroffen hat.Wenn er die nicht trifft, nützt das ganze gute Spiel vorher nichts." In solchen Situationen zeigt sich, das weiß Pesic senior wie Pesic junior, ob einer das Zeug zu einem guten oder sehr guten Spieler hat.

Der gelobte Spieler freilich gab das Lob schnell weiter."Bei uns ragen Henrik Rödl und Wendell Alexis heraus, der Rest ist ausgeglichen." "Jeder hat seinen Teil beigetragen", sagte Henrik Rödl.Mehr oder weniger, möchte man mit einem Blick auf die Statistik sagen.Steigerungsmöglichkeiten sind schon noch genügend da, vor allem bei Geert Hammink und Kiwane Garris, aber Schwamm drüber nach solch einem Spiel.Vielleicht bleibt der Trainer auch bei seiner gelungenen Variante, mit Vladimir Bogojevic als Spielmacher zu beginnen.Der 22jährige machte seine Sache ausgezeichnet, in Abwehr und Angriff."Das erste Mal haben wir in punkto Härte richtig gegengehalten", sagte er, "es war für uns der letzte Zug." Alba ist erstmal draufgesprungen, vielleicht läßt sich das Ziel, in der Europaliga zu bleiben, ja doch noch erreichen.Schade nur, daß der Europaliga-Expreß nun drei Wochen stillsteht.Dann kommt Ülker, dann muß sich zeigen, wo die Reise hingeht.

DIETMAR WENCK

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