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Sport: Eine Stadt will sitzen

Warum Wolfsburg eine neue Eishockeyhalle braucht

Dort, wo der Fremde nichts mehr vermutet, geht es doch noch weiter. Eine kleine Brücke führt über den Mittellandkanal. Ist sie überschritten, fällt der Blick auf das rechts liegende Gebäude des Automobilherstellers Skoda. Gegenüber dem Neubau, inmitten einiger Container, steht ein eigentümliches Gebilde, überspannt mit einer Plane in schmuddeligem Gelb. Es ist aber kein Zirkuszelt. Und ebenso wenig ein „Eispalast“, obwohl die Aufschrift am schmucklosen Eingang das behauptet. Auch wenn die Halle aussieht wie viele andere betagte kommunale Sportstätten in der niedersächsischen Provinz – hier wird erstklassiges Eishockey gespielt.

Wir sind in Wolfsburg, der Heimat des Volkswagen-Konzerns, und seit dieser Saison auch die eines Klubs der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), des EHC Wolfsburg. Sportlich schlägt sich das Team beachtlich. Der Abstiegskandidat, am Freitag beim EHC Eisbären zu Gast (19.30 Uhr, Sportforum), ist derzeit Tabellenelfter. Nur infrastrukturell, da ist Wolfsburg noch nicht in der DEL angekommen. Der kleine Eispalast fasst nur 2700 Zuschauer, gut 2000 sahen bislang im Schnitt die Heimspiele des Klubs – Minusrekord in der DEL, wo durchschnittlich 5500 Menschen die Spiele sehen. DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke hat längst festgestellt, „dass Wolfsburg den Zuschauerschnitt der Liga drückt“. Das soll bald ein Ende haben: Spätestens am 1. Januar 2006 muss der EHC eine neue Arena mit mindestens 4500 Plätzen vorweisen. Sonst droht der Ausschluss aus der DEL, das Projekt wäre gescheitert.

Doch in Wolfsburg sind sie selbstbewusst geworden. Spätestens seit hier der Aufstieg des Fußball-Klubs VfL aus der Oberliga in die Bundesliga geglückt ist und der Verein sich mit der neuen VW-Arena in der Spitzengruppe der Bundesliga festgesetzt hat, ist hier vieles möglich. Auch der Bau einer neuen Veranstaltungshalle innerhalb von zwölf Monaten. Finanziell ist der EHC gut ausgestattet. Seit fünf Jahren unterstützt die VW-Tochter Skoda den Klub.

Wenn es nach Axel Diedrich, dem Leiter der Volkswagen Sportförderung, geht, soll mit dem Eishockey „das zweite Standbein“ des Spitzensports in der Stadt entstehen. „Das Potenzial ist da. Außer Hannover gibt es keinen DEL-Klub in der Nähe“, sagt Diedrich. Mit einer neuen Halle, so glaubt er, würde auch das Zuschauerinteresse steigen.

Doch mit dem Neubau ist das so eine Sache. Beschlossen ist er, die Baupläne sind bewilligt, sagt Karl-Heinz Lorenz. Trotzdem schläft der Geschäftsführer des EHC derzeit schlecht. „Ich denke jeden Abend daran: Hoffentlich kommt morgen das Okay für den Spatenstich.“ In „drei bis vier Tagen“ soll es losgehen, hofft Lorenz. Der Bau muss auch bald beginnen, wenn der von der DEL geforderte Termin eingehalten werden soll. Beim Bauherrn, der Wolfsburg AG, einer Tochtergesellschaft von Stadt und VW, wird allerdings gemauert: Es gibt keine Auskunft über den Tag des Baubeginns. „Der Bauantrag ist bereits gestellt“, heißt es nur. Noch seien „Detailfragen mit dem potenziellen Investor“ zu klären.

Im Kopf der Verantwortlichen existiert die Halle schon, mit Videowürfel und 5400 Plätzen, davon 3600 zum Sitzen und „Logen wie Wohnzimmer“, wie EHC–Geschäftsführer Lorenz sagt. Denn stehen will der Wolfsburger nicht. „Wir haben nur 400 Sitzplätze im Eispalast. Die waren schon vor der Saison ausverkauft“, sagt Lorenz.

Die neue Halle soll gleich hinter der neuen Arena des VfL stehen, inmitten eines Erlebnisparks, mit Skihalle und Ferienwohnanlage. Noch allerdings ist hier mehr Parkplatz als Erlebnis.

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