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Herthas Lucas Tousart (li.) und Ivan Sunjic kämpfen mit Callum Hudson-Odoi um den Ball. 

© imago/Nordphoto / IMAGO/Juergen Engler

Eine unerfreuliche Serie endet: Hertha BSC kommt endlich zurück

In der Tabelle bringt Hertha das Unentschieden gegen Bayer Leverkusen nicht weiter. Aber das Team macht trotzdem einen wichtigen Schritt nach vorn.

Laut Statistik hätte Hertha BSC in der 49. Minute einen Haken an das Spiel gegen Bayer Leverkusen machen können. Da fiel das 0:1 durch Kerem Demirbay – und in der Disziplin „Punkten nach Rückständen“ ist Hertha seit langer Zeit zuverlässig gescheitert. In diesem Jahr war ein Rückstand, davon gab es vor allem in der Rückrunde der letzten Saison reichlich, bisher stets gleichbedeutend mit einer Niederlage gewesen.

Nun ist Hertha in der Fußball-Bundesliga endlich mal so zurückgekommen, dass es sich auf dem Punktekonto niederschlägt. 2:2 hieß es gegen Bayer Leverkusen. Damit punkteten die Berliner erstmals seit dem 18. Dezember 2021 nach einem Rückstand. Damals gab es ein 3:2 nach 0:1 gegen Borussia Dortmund.

Mit großen Teilen der unguten Serie hat Sandro Schwarz nichts zu tun gehabt, er ist erst seit Sommer da. Aber auch in dieser Saison lag sein Team gegen Leverkusen schon das vierte Mal im sechsten Ligaspiel zurück.

 Wir waren immer da. Das ist schön zu sehen.

Herthas Torwart Oliver Christensen

Anders als in der vorigen Saison blieb Hertha meist im Spiel. „Wir waren immer da. Das ist schön zu sehen“, sagte Torwart Oliver Christensen nach der Begegnung gegen Leverkusen. Und meinte damit auch die 0:1-Niederlagen bei Borussia Mönchengladbach und gegen Borussia Dortmund. Vor allem in Gladbach wäre gemessen am Spielverlauf viel mehr möglich gewesen. Jetzt gab es zumindest einen Teilerfolg.

Sein Team müsse nach Rückschlägen in den Spielen Widerstandsfähigkeit zeigen, betont Trainer Schwarz oft. Und als Gemeinschaft weiter arbeiten. „Aber wir können viel darüber reden. Wichtig ist, wenn du Widerstände im Spiel hast, dass du es so drehst wie wir es diesmal gemacht haben. Dass du das dann auch fühlst.“

Nun haben die Spieler erstmals nach langer Zeit dieses Gefühl kennengelernt und nun auch in der Praxis gemerkt, dass es geht. Das ist ein weiterer wichtiger Schritt nach vorn. Nicht in der Tabelle, da ging es sogar nach hinten, von Platz 13 auf Platz 15. Jedoch in der Entwicklung. Die Automatismen spielen sich immer mehr ein. Sicher auch bedingt dadurch, dass Schwarz im Gefüge recht wenig verändert. Gegen Bayer bot er jene Spieler in der Startelf auf, die auch beim FC Augsburg begonnen hatten.

Gegen Leverkusen sah es gut wie lange nicht aus, was Hertha BSC anbot. „Wir hatten sehr viele Sequenzen, in denen es so war, wie wir es haben wollen“, sagt Schwarz. Ein anschauliches Beispiel dafür war das Tor zum Ausgleich. „Herausragend“ fand der Trainer die gesamte Szene von Filip Uremovics Ballgewinn in der eigenen Hälfte bis zum Abschluss durch Suat Serdar.

Dass es trotz des folgenden Traumtores von Marco Richter nicht zum Sieg gereicht hat, sondern Patrik Schick ausglich, war der einzige Misston in Herthas ausgezeichneter Darbietung. Besonders ärgerlich war für die Gastgeber, dass ihnen in der Schlussphase ein Elfmeter nach Handspiel von Odilon Kossounou nicht zugesprochen worden war, der nach dem Dafürhalten vieler Beobachter hätte gegeben werden müssen.

Der Trainer war auch noch am Sonntag sauer, nachdem er eine Nacht über die Aufregerszene des Spiels geschlafen hatte. Vor allem, weil es beim Auswärtsspiel in Gladbach einen Elfmeter wegen eines Handspiels von Uremovic gegen Hertha gegeben hatte: „Danach wurde uns erklärt, dass der Ball aufs Tor geht und es eine unnatürliche Armbewegung war. Dann stellt man sich die Frage, was es am Samstag war.“

Schiedsrichter in Gladbach war Matthias Jöllenbeck, der diesmal als Videoschiedsrichter fungierte. „Es fühlt sich schlecht und ungerecht an, wenn es immer unterschiedliche Interpretationen gibt“, grollte Schwarz.

Davon abgesehen hatten die Zuschauer aber hörbar ihre Freude an diesem Nachmittag. Ein Besuch im Olympiastadion kann Spaß machen, viele Fans hatten das nach den oft desaströsen Auftritten in den Jahren der Dauerkrise rund um den Klub fast vergessen.

Und einige müssen sich daran wohl erst wieder gewöhnen. Die Zuschauerzahl von knapp über 40 000 ist ausbaufähig. „Wir müssen weiter in Vorleistung gehen“, fordert Schwarz beim Bemühen, die Fans wieder dauerhaft für Hertha zu begeistern. „Es ist wichtig, wie wir auftreten und welche Werte wir vermitteln.“

Erneute Werbung in eigener Sache bei den Fans kann die Mannschaft schon am kommenden Freitag machen. Dann tritt Hertha zum letzten Spiel vor der Länderspielpause beim FSV Mainz 05 an. In Mainz würde es sich anbieten, eine weitere unerfreuliche Statistik etwas aufzupolieren: Den letzten Sieg dort gab es im Februar 2015.

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