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DEL - Eisbären Berlin - Augsburger Panther

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Eisbären: Allein unter Unzufriedenen

Die Eisbären beschweren sich über ihr Eis und vergessen dabei die herausragende Leistung ihres Torwarts.

Von Katrin Schulze

Berlin - Normalerweise ist der groß gewachsene Mann mit dem lichten Haar kein Mensch großer Gefühlsregungen. Don Jacksons Natur zeichnet sich eher durch Genügsamkeit und Zurückhaltung, ja fast schon Schüchternheit aus. Am Freitag schien er allerdings alle angestauten Emotionen der letzten Wochen auf einmal loswerden zu wollen. Erst schimpfte der Trainer der Eisbären ausgelassen über die Leistung des Schiedsrichters. Danach erhob er die Beschaffenheit des Eises zum Thema des Tages. Nicht einen vernünftigen Pass hätten seine Spieler im letzten Drittel auf dem schlechten Eis zustande bringen können.

Zwar gewannen die Berliner ein umkämpftes Eishockeyspiel gegen Nürnberg 3:2 nach Penaltyschießen, dennoch regten sich die Verantwortlichen maßlos über den Untergrund in ihrer neuen Arena auf. Auch Manager Peter John Lee äußerte sich ungewohnt deutlich über das „blöde Eis“. Da war sie wieder, die leidige Diskussion über die Eisfläche in der neuen Heimspielstätte der Eisbären – seit Saisonbeginn hält sich das Thema bei den Berlinern so hartnäckig wie ihr Wille, den Titel in der Liga zu verteidigen.

Nur einer zeigte sich am Freitagabend von der Debatte um die Beschaffenheit des Untergrunds völlig unbeeindruckt. Mit starrem Blick erwartete Rob Zepp in seinem Tor die auf ihn zulaufenden Profis des Gegners im Penaltyschießen. Gleich zwei Schüsse der Nürnberger wehrte er dabei ab und sicherte den Eisbären so einen Sieg, den sie eigentlich schon aus der Hand gegeben hatten: Nach einer schnellen 2:0-Führung ließen sich die Berliner zu einem gemütlichen Eishockeyspielchen ohne übermäßig viel Aggression verführen und wurden prompt mit zwei Gegentoren bestraft. Nur die Leistung ihres Torwarts hielt die Eisbären überhaupt in der Partie. „Es ist schön, der Matchwinner zu sein“, sagte Zepp nach der Partie.

Rob Zepp als Spielentscheider – das hatte nicht unbedingt jeder vor seinem Engagement bei den Berlinern erwartet. Vor der letzten Spielzeit kam er vom finnischen Klub SaiPa Lappeenranta, wo er zwei Jahre verbrachte. Zuvor hatte der Kanadier in vielen unteren Ligen Nordamerikas das Tor gehütet, weil er sich in der National Hockey-League bei den Atlanta Thrashers und den Carolina Hurricanes nicht durchsetzen konnte. Jetzt scheint Zepp angekommen zu sein – nicht in seiner nordamerikanischen Heimat, sondern in Berlin.

Schon in der vergangenen Saison war Zepps Leistung die Basis für den Gewinn der Meisterschaft: In den Play-offs steigerte er sich im Vergleich zur Hauptrunde noch einmal und ließ fast vergessen, dass die Eisbären mit dem jungen Youri Ziffzer immerhin einen deutschen Nationaltorwart im Team haben. Gerade, wenn es darauf ankommt, ist Ziffzers Konkurrent da. „Ich liebe den Druck,“ sagt Zepp. „Solche engen Spiele wie gegen Nürnberg machen einfach Spaß, weil man als Torhüter viel zu tun hat.“

Wer so viel Spaß an umkämpften Spielen auf höchstem Niveau hat, der empfiehlt sich quasi von selbst für einen Job in der Nationalmannschaft. Weil der 27 Jahre alte Torhüter aus Kanada wegen seines deutschstämmigen Vaters mittlerweile einen deutschen Pass besitzt, könnte er perspektivisch tatsächlich für Bundestrainer Uwe Krupp infrage kommen. „Wenn er mich anruft, würde ich sicher nicht auflegen“, sagt Zepp, der sich nun in Deutschland häuslich einrichtet. Zusammen mit seiner Frau besucht er zurzeit einen Sprachkurs und fühlt sich „immer wohler“ in Berlin, obwohl er anfangs schon mit einem „kleinen Kulturschock“ zu kämpfen hatte.

In seiner Eishockeykluft scheint Rob Zepp jedoch nichts so schnell schocken zu können. Auch nicht die tiefen Furchen im Eis, über die sich seine Chefs nach dem Spiel gegen Nürnberg so erregten. Für Montag haben sie zur Klärung des Problems nun eine Sitzung einberufen.

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