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Gruppenbild mit Trophäe. Die Eisbären feiern in Salzburg den größten internationalen Erfolg der Klubgeschichte.

© Gepa Pictures

Update

Eishockey: Eisbären Berlin holen European Trophy

Die Eisbären Berlin haben die European Trophy und damit den ersten Pokal der Saison gewonnen. Im Finale des hochkarätig besetzten Turniers bezwang der DEL-Klub den schwedischen Vertreter HV Jönköping mit 5:3.

Von Katrin Schulze

Als Erster war Denis Pederson dran. Der 34-Jährige, dessen Körper von zig Eishockeyspielen gezeichnet ist, dem man die Strapazen dieses Sports am ehesten von seinem feingliedrigen Gesicht ablesen kann, hat in seinen sieben Jahren bei den Eisbären schon einiges mitgemacht. Aber das hatte selbst er noch nicht erlebt. Um kurz nach 23 Uhr reckte der Kanadier am Sonntag als Kapitän des Berliner Klubs den Silberpokal, ein von der Optik her entfernter Verwandter der Champions-League-Trophäe im Fußball, in die Höhe. Im Sockel des Potts sind die Umrisse Europas eingraviert, drumherum steht in Großbuchstaben „European Trophy“.

Ein Stück Geschichte hielt Pederson in seinen Händen. Denn der Pokal wurde erstmals überhaupt vergeben – das Turnier ist ein weiterer Versuch, einen europaweiten Wettbewerb im Eishockey zu etablieren. Soweit wie dieses Mal sind die Berliner bei zurückliegenden Auflagen europäischer Vergleiche jedoch nie gekommen. Den Gewinn der European Trophy darf man getrost als ihren bislang größten Erfolg auf internationaler Ebene bezeichnen. „Ich bin stolz auf mein Team, wir haben etwas Großes geschafft, sagt auch Trainer Don Jackson. „Im Finale haben wir unser bestes Eishockey gezeigt – gegen eine Mannschaft, die von der Schnelligkeit und Härte auf höchstem Niveau spielt.“

5:3 besiegten Jacksons Eisbären HV 71 Jönköping aus Schweden im Endspiel von Salzburg. Und das in einer Manier, die Jackson das Wort „charakterstark“ abringt. Zweimal kamen die Schweden den Eisbären gefährlich nahe; erst holten sie beinahe einen 0:3-Rückstand auf, später kämpften sie sich noch auf 3:4 heran, ehe Angreifer Stefan Ustorf kurz vor Schluss den entscheidenden Treffer für die Eisbären erzielte. „Das war sehr harte Arbeit, wir haben wie schon während des ganzen Turniers gezeigt, wozu wir in der Lage sind“, befand Jackson. Binnen drei Tagen schlug seine Mannschaft bei der Endrunde der Trophy nacheinander den Finnischen Meister, den Schweizer Meister und den Schwedischen Meister.

Rob Zepp bester Spieler des Turniers

Dass die Eisbären in der zurückliegenden Spielzeit nach zwei Titeln in Folge selbst nicht zur Meisterschaft gekurvt waren, kommt dabei als Schönheitsfehler daher. Damals, im April dieses Jahres, mag ihnen der Appetit auf Siege vorübergehend vergangen sein, nun aber scheint er umso heftiger zurückgekehrt zu sein. „Vielleicht haben wir nach dem frühen Ausscheiden im letzten Jahr mehr getan als sonst“, sagt Stefan Ustorf. Mit der Kraft des Trotzes und einem unbändigen Willen fuhren die Eisbären sozusagen bis zur Klubeuropameisterschaft.

Jim Sharrow, für dessen Verpflichtung der Berliner Klub in der Sommerpause noch von der Ligakonkurrenz belächelt worden war, stand sinnbildlich dafür: Als Jönkönpig im Schlussdrittel das Tor der Eisbären bedrängte, stand er länger als die meisten seiner Kollegen auf dem Eis und warf sich jedem noch so starkem Schuss in den Weg. Nach dem Spiel wurde Sharrow zum besten Verteidiger der Trophy gewählt. Doch er war damit längst nicht die einzige Berliner Entdeckung des Wettbewerbs. Laurin Braun bekam die Auszeichnung für den besten Jungprofi, und Rob Zepp wurde nicht nur zum Torwart des Turniers, sondern gleich zum besten Spieler überhaupt gekürt.

Es hätte an diesem Sonntagabend also genug Anlässe für eine ausgelassene Party gegeben, die Eisbären feierten dennoch nur im kleinem Rahmen. Immerhin haben sie nicht mehr viel Zeit bis zu ihrem Saisonauftakt in der Deutschen Eishockey-Liga. „Die Erwartungen an uns sind jetzt natürlich sehr groß“, sagt Trainer Jackson und muss plötzlich laut loslachen. „Aber nachdem wir die anderen europäischen Meister bezwungen haben, möchten wir unsere Mission standesgemäß beenden.“ Am Freitag treffen die Eisbären auf die Hannover Scorpions. Den deutschen Eishockeymeister.

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