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Ohne Netz und doppelten Boden. Nico Sturm hat wieder getroffen.

© dpa/Pavel Golovkin

Eishockey-Nationalmannschaft: Kein Fackeln im Sturm

Auch ohne viele seiner besten Angreifer überzeugt das deutsche Team bei der WM vor allem offensiv. Und das liegt nicht nur an Nico Sturm.

Ein Kommentar von Claus Vetter

Wohl der Eishockeynation, die solche Angreifer hat wie Leon Draisaitl, Tim Stützle, Marc Michaelis, Tom Kühnhackl, Tobias Rieder, Lukas Reichel, Matthias Plachta, Yazin Ehliz oder auch Patrick Hager. Mit diesen neun Spielern lassen sich sicher drei sehr gute Angriffsreihen von internationalem Niveau zusammenstellen. Oder besser: Ließen. Denn diese neun Herren sind aktuell bei der Eishockey-Weltmeisterschaft nicht im deutschen Aufgebot. Und trotzdem sind die Deutschen in Finnland aktuell auf dem Sprung ins Viertelfinale.

Nun lässt sich der Erfolg natürlich wie immer relativieren, eine Weltmeisterschaft im Eishockey ist immer eine labile Geschichte, weil eben viele der besten Spieler der Welt – und die kommen nun mal vor allem aus der National Hockey League (NHL) – die Veranstaltung nicht so weit oben auf ihrer Agenda haben.

Aber trotzdem, so ordentlich wie sich das deutsche Team mit der aktuellen Besetzung im Turnier verkauft, das ist in jedem Falle stark. Wer von den aktuellen Angreifern wäre denn am WM-Start, wenn die oben Genannten im Kader wären?

Die Antwort darauf ist müßig, klar wäre Nico Sturm, einer der Torjäger des Turniers, in jedem Fall dabei im deutschen Team. Erstaunlich ist an den Auftritten der Deutschen aber vor allem, dass sie ihre Torchancen nutzen und das bislang besser als jedes andere Team bei der WM. In der sogenannten „Scoring Efficiency“ belegen sie Rang eins. Die Deutschen haben mit 22 Treffern aus sechs Spielen die drittmeisten Tore aller 16 Teams erzielt und zudem ein klar positives Torverhältnis (das sie im Übrigen nicht mal 2018 bei Gewinn der Olympischen Silbermedaille hatten). Das gab es noch nie, schön gespielt haben sie häufiger, aber ihre Chancen oft zu selten genutzt – typisch für „kleinere“ Nationen im Eishockey.

Die Deutschen aber sind zu einer an den Großen kratzenden mittleren Größe gereift, der Auftritt von Finnland belegt bis hierhin, dass sie in der Breite an guten Angreifern besser aufgestellt sind denn je. Sicher, in der Defensive lief bislang vieles unrund, aber wenn man vorne die Tore schießt, dann passt das.

Träumen vom großen Wurf der ganz schön Mittelgroßen ist also erlaubt, auch wenn der mögliche Viertelfinalgegner Schweiz in diesem Jahr ein harter Brocken wird. Aber so weit sind wir noch nicht: Am Dienstag bietet sich im letzten Gruppenspiel gegen Frankreich die Chance, das Torkonto aufzustocken und den letzten Schritt in Richtung Viertelfinale zu machen.

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