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Sport: Eishockey: Neue Turbulenzen bei den Eisbären

Wenn schon auf dem Eis keine Kunststücke, dann doch wenigstens Kapriolen hinter den Kulissen: Wenige Stunden vor dem Berliner Lokalderby in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) im Sportforum Hohenschönhausen gab der EHC Eisbären am Freitag die Beurlaubung seines Generalbevollmächtigten Martin Müller bekannt. Die Belange des Klubs verantwortet nun vorerst Detlef Kornett, im Hauptberuf Geschäftsführer bei der europäischen Filiale des Eisbären-Eigners, der "Anschutz Entertainment Group".

Wenn schon auf dem Eis keine Kunststücke, dann doch wenigstens Kapriolen hinter den Kulissen: Wenige Stunden vor dem Berliner Lokalderby in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) im Sportforum Hohenschönhausen gab der EHC Eisbären am Freitag die Beurlaubung seines Generalbevollmächtigten Martin Müller bekannt. Die Belange des Klubs verantwortet nun vorerst Detlef Kornett, im Hauptberuf Geschäftsführer bei der europäischen Filiale des Eisbären-Eigners, der "Anschutz Entertainment Group".

Kornett ist der starke Mann beim Anschutz-Anleger in Europa, der Eishockey-Dependencen in der Schweiz, Deutschland, England und Tschechien unterhält. Und ausgerechnet die Filiale in Berlin, wo Anschutz so gerne eine neue, große Halle in der Nähe des Ostbahnhofs errichten will, bereitet der Zentrale in Denver die größten Sorgen. Sportlich, weil sich die Eisbären in dieser Saison zum zweiten Mal in Folge nicht für die Play-offs qualifizieren werden. Aber auch finanziell, denn bis jetzt hat Anschutz in Berlin nur dazu gezahlt. Und zwar so reichlich, wie sonst wohl nirgendwo in Europa.

In der Nacht zum Freitag hatte Detlef Kornett mit seinen Finanzexperten auf der Eisbären-Geschäftsstelle die Bücher gewälzt. Und dabei muss es ihm und den Herren von Anschutz wohl die Sprache verschlagen haben - auch wenn die offizielle Stellungnahme von Kornett bemüht belanglos daherkommt. "Wir sind bei einer betriebsinternen Überprüfung des Geschäftsbetriebes auf Unregelmäßigkeiten gestoßen", sagt der kommissarische Eisbären-Chef. "Mit der Beurlaubung nehmen wir die betreffende Person aus der Schusslinie, bis Klarheit geschaffen ist." Er gehe davon aus, so Kornett, dass die "Angelegenheit" in kürzester Zeit bereinigt werde und man "in Ruhe" die Arbeit bei den Eisbären fortsetzen könne.

Eisbären und Ruhe? Die plötzliche Demission von Martin Müller dürfte wohl einige Fragen aufwerfen. Auch wenn Kornett "nichts mehr dazu sagen möchte".

Es war kein schöner Abgang für Martin Müller, der die Eisbären ohnehin nach dieser Saison verlassen wollte. Zum 30. April wollte Müller sein Amt niederlegen, da er ein lukratives Angebot aus der deutschen Fußballbranche einem Verbleib in Berlin vorzieht. Seit 1991 war Müller beim EHC, zunächst als Berater, ein paar Wochen später schon als Schatzmeister.

Die schwierigste Phase in diesem Amt erlebte er in der Saison 1995/96, als er bei den Eisbären 16 Konkursanträge abwenden musste. 1996 wurde Müller Generalbevollmächtigter beim EHC. Das "Konzept SOS" habe er damals entwickelt, sagt Müller heute. Seine Absicht sei gewesen, den Klub finanziell zu konsolidieren. Am 3. September 1999 hatte Müller das geschafft: Mit dem Einstieg der nordamerikanischen Anschutz-Gruppe hatte er nicht nur einen potenten Geldgeber gefunden, sondern auch ein Unternehmen, dass als Eigentümer beim EHC einstieg.

Es wirkt schon ein wenig wie eine ironische Laune des Schicksals, dass nun ausgerechnet die Anschutz-Gruppe dafür sorgte, dass Müller keinen schönen Abgang von den Eisbären hat.

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