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Eishockey: Nur Gold glänzt

Den ersten Erfolg im Eishockey haben die Kanadier schon gefeiert: die Frauen siegten zum Auftakt 18:0. Vor allem von den Männern erwartet das Land aber den Olympiasieg – auch wenn die Konkurrenz groß ist.

Von Katrin Schulze

Sie haben sich warm gejubelt, die Kanadier. Und wie. Fast 17 000 Zuschauer klatschten sich am Sonnabend (Ortszeit) beim Spiel zwischen Kanada und der Slowakei die Hände wund. Sie sahen den höchsten Erfolg in einem olympischen Eishockeyspiel. Im Fraueneishockey. 18:0 bezwangen die Kanadierinnen ihren Gegner und verzückten die vornehmlich in Weiß-Rot gekleideten Massen auf den Rängen im Canada Hockey Place zu Vancouver.

Es war eine hübsche Einstimmung auf die eigentliche Hauptattraktion der Wettbewerbe. Denn für die viele Kanadier bestehen ihre Olympischen Spiele aus einem Eishockeyturnier, das zudem ein nettes, sportbuntes Rahmenprogramm bietet. Karten für das Eishockey-Finale am letzten Tag der Spiele gibt es schon lange nicht mehr – nur wer mehr als 7000 Dollar aufbringen kann, hat noch Chancen auf dem Schwarzmarkt. Was die kanadischen Fans von ihrem Team sehen wollen, darüber gibt es sowieso keine Zweifel. „Jeder erwartet von uns Gold und nichts anderes“, sagt Kanadas Torhüter Marc-Andre Fleury.

Dabei ist das alles gar nicht so selbstverständlich. 2002 in Salt Lake City holte die kanadische Eishockeynationalmannschaft ihre erste olympische Goldmedaille nach 50 Jahren. Nicht einmal Kanadas Über–Eishockeyspieler Wayne Gretzky hat es geschafft, olympisches Gold zu gewinnen. Nun soll es diese junge Mannschaft – 12 der 23 Spieler sind 25 Jahre oder jünger – vor heimischer Kulisse richten. Vor allem einer: der 22 Jahre alte Sidney Crosby, den sie im Land schon als Nachfolger Gretzkys feiern. Nationaltrikots mit der Nummer 87, der von Crosby, sind in fast allen Fanshops in und um Vancouver ausverkauft, was viel über die Erwartungshaltung an das Eishockeyteam verrät. „34 Millionen werden bei jedem Spiel einschalten“, sagt Trainer Mike Babcock. „Es geht um unser Land.“ Wenn es um Eishockey geht, wird der Kanadier schon mal pathetisch.

Für die Konkurrenz ist der Druck auf die Gastgeber jedoch eine willkommene Gelegenheit. „Der Heimvorteil könnte ein großes Plus sein“, sagt der russische Nationalcoach Wjatscheslaw Bykow. „Aber andererseits trägt das Team die Last einer ganzen Nation auf seinen Schultern.“ Die Russen könnten für das kanadische Team den Spielen tatsächlich zum größten Hindernis werden. Schon vor vier Jahren in Turin warfen sie die Kanadier im Viertelfinale raus, in den vergangenen beiden Jahren holten die Russen zudem den Weltmeistertitel, im Finale schlugen sie beide Male Kanada.

Auch wenn der frühere Kapitän Alexej Kowalew in Vancouver nicht zum Kader gehört, haben die Russen genug andere Spieler aus der nordamerikanischen Profiliga NHL – Alexander Owetschkin und Jewgeni Malkin zum Beispiel. Bevor es allerdings zu dem Duell der beiden Favoriten kommen kann, müssen sich Kanada und Russland gut durch die Vorrunde spielen. Russland startet am Dienstag gegen Lettland in das Turnier, die Kanadier treffen in ihrer Gruppe auf Norwegen.

Dass die Partien in Vancouver auf der kleineren NHL-Eisfläche und nicht auf der für internationale Wettbewerbe eigentlich vorgesehenen größeren ausgetragen werden, dürfte den Kandiern entgegen kommen. Ganz im Gegensatz zum deutschen Team, das am Mittwoch auf die Schweden trifft, danach warten Finnland und Weißrussland. Für die Deutschen kann es in Kanada ohnehin nur darum gehen, vor der WM im eigenen Land einen möglichst positiven Eindruck zu hinterlassen – mehr als das wäre eine Überraschung.

Ganz anders ist es bei Deutschlands Gruppengegner und Titelverteidiger Schweden und auch bei Finnland, obwohl die Finnen noch nie Olympiagold geholt haben. Und dann sind da noch die USA, die – ähnlich wie die Kanadier – mit einer sehr jungen Mannschaft angereist sind. Für die Gastgeber und ihre Anhänger sind das jedoch müßige Spekulationen. Nach dem Rekord-Auftaktsieg der Frauen geht es für sie nur ums Weiterjubeln. Bis zum Finale der Männer.

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