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Leon Draisaitl war an acht von elf deutschen WM-Toren beteiligt.

© AFP

Eishockey-WM: Viertelfinale mit Deutschland? "Wir sind im Rennen"

Das deutsche Eishockeyteam träumt weiter vom WM-Viertelfinale. Dafür braucht es aus den letzten drei Vorrundenspielen aber wohl zwei Siege.

In Dänemark, so wollen es Evaluierungen belegen, wohnen angeblich die zufriedensten Menschen der Welt. Das erscheint selbstverständlich übertrieben, denn im Nachbarstaat gibt es auch die Angst vor Fremden, Grenzkontrollen zum Beispiel trotz EU-Status und dann auf den Straßen viel Polizei. Und bei der aktuell in Herning stattfindenden Weltmeisterschaft im Eishockey haben die Sicherheitskräfte rund um die „Boxen Arena“ ihre Maschinenpistolen im Anschlag. Besucher müssen damit rechnen, dass ein riesiger Schäferhund ihre auf den Boden gelegte Tasche abschnüffelt. Aber sicher ist sicher und die gute Stimmung soll ja durch nichts gefährdet werden. In Herning ist jetzt die Atmosphäre in Sachen Eishockey besonders gut, am Mittwochabend schlugen die Gastgeber überraschend Favorit Finnland 3:2.

Die Zuschauer in der Arena von Herning hatten schon zuvor bei den klaren Niederlagen gegen die USA (0:4) und Kanada (1:7) ihre Mannschaft unermüdlich angefeuert, aber das Spiel am Mittwochabend übertraf alles für die 10.800 Fans in der Arena. Am Nachmittag hatte an derselben Stätte ein von weit weniger öffentlichem Interesse begleitetes Vorspiel stattgefunden, die deutsche Mannschaft hatte es 6:1 gegen die überforderten Südkoreaner gewonnen. Nach dem ersten Turniersieg der Abordnung des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) äußerte sich dann der Verbandspräsident endlich auch einmal zur mittelprächtigen Lage. Franz Reindl sagte: „Wir haben immer noch eine Chance. Es sind immer noch drei Spiele, wir sind im Turnier. Wir sind mit fünf Punkten dabei, wir sind im Rennen, es geht immer noch.“

Das Spiel gegen Finnland am Sonntagabend könnte entscheidend sein

Das stimmt, auch wenn es mit dem Sieg der Dänen nicht einfacher geworden ist. Nun müssen die Deutschen am Sonnabend Lettland (12.15 Uhr, Liveübertragung auf Sport1) schlagen und dann auch Finnland am Sonntag besiegen. Nur dann gäbe es wohl die Chance, Finnland in der Tabelle zu überholen – selbst wenn die deutsche Mannschaft danach das letzte Gruppenspiel gegen Kanada verlieren sollte. Die Dänen sind bei ihrem eher einfachen Restprogramm wohl schon weg im Tableau für das deutsche Team mit seinen nur fünf Punkten. Die Wahrscheinlichkeit, dass das deutsche Team das Turnier in Dänemark im tristen Tabellennirwana der Vorrunde beendet, ist somit einigermaßen hoch. Genauso aber ist es Unfug, die deutsche Mannschaft in den Abstiegskampf einzuordnen. Den hat Südkorea längst einsam verloren.

Natürlich glauben sie im deutschen Team noch an die Chance. Mental scheinen die Spieler stabil zu sein. Leon Draisaitl (Edmonton Oilers) ist sich sicher, dass das Turnier nicht mit der Vorrunde zu Ende sein muss. „Jetzt wollen wir weiter Punkte sammeln“, sagte der deutsche Starangreifer nach dem Sieg gegen die Koreaner, der ohne Draisaitl wohl nicht so klar ausgefallen wäre. Elf Tore haben die Deutschen bisher im Turnier erzielt, an acht Treffern davon war der gebürtige Kölner beteiligt, sechs Mal als Vorlagengeber, zwei schoss er selbst. Draisaitl ist einer der besten Scorer des Turniers und auch einer der besten Spieler in Dänemark: Seine Stärke legt aber auch das Dilemma der mit neun WM-Debütanten angetretenen deutschen Mannschaft offen: Das Team ist unerfahren und auf die wenigen Leistungsträger zu sehr angewiesen – und trotzdem: Die Mannschaft hat noch die Chance auf das Weiterkommen. Drei Spiele bleiben ihr noch.

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