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Ego und Tattoos. Hat sich Thomas Schaaf (l.) Marko Arnautovic gezähmt?

© ddp

Enschede - Bremen: Marko Arnautovic - ein Grenzgänger auf Heimfahrt

Champions League: Heute kehrt Marko Arnautovic mit Bremen nach Enschede zurück. In seiner Zeit bei den Holländern erwarb er sich den Ruf des arroganten Genies.

Von Stadion zu Stadion sind es nur 214 Kilometer. Für international beschäftigte Vereine wie den SV Werder stellt die Distanz zwischen Bremen und Enschede also nur eine Kurzstrecke dar, weshalb die Profis ausnahmsweise mal nicht mit dem Flugzeug, sondern im Bus zum Champions-League-Auswärtsspiel beim grenznahen FC Twente in die Niederlande gereist sind (20.45 Uhr, live bei Sky). An Bord gibt es einen, der das Ziel dieser Dienstreise besonders gut kennt: Marko Arnautovic, der neue Bremer Grenzgänger.

Von 2006 bis 2009 spielte Arnautovic in Enschede, bis heute spricht der 21-Jährige nicht nur Deutsch mit Wiener Akzent und Serbisch, sondern auch vortrefflich Niederländisch. Und bis heute ist der Kontakt zu den Nachbarn nicht abgerissen, „ich habe die Mannschaft in diesem Jahr schon zwei Mal besucht, das sind gute Jungs“. Ganz so heimatlich fühlt sich der Offensivmann in Bremen offensichtlich noch nicht. Zwar hat der in Wien geborene Österreicher in der Hansestadt mittlerweile ein Haus bezogen und die ganze Familie ist von Wien mitgekommen, doch wirklich Fuß gefasst hat er noch nicht.

Seiner Gala am zweiten Spieltag beim 4:2 gegen Köln (zwei Tore, eine Torvorlage) hat der breitschultrige Kraftprotz bisher zumindest in Bremen keine weiteren Glanzleistungen folgen lassen. Seine provokanten Gesten und sein provozierendes Gehabe unterlässt er mittlerweile zwar weitgehend. Doch dafür stimmen weder Laufwege noch Passspiel, was vielleicht auch daran liegt, dass Thomas Schaaf ständig zwischen einem 4-4-2- und 4-2-3-1- System wechselt. Arnautovic spielt meist hinter der Spitze in einer Dreierreihe auf den Flanken, doch seine optimale Position hat er irgendwie noch nicht gefunden. Wenn Stürmerstar Claudio Pizarro schon die Fitness für 90 Minuten hätte, würde der teuerste österreichische Spieler der Fußball-Geschichte womöglich ausgerechnet gegen seinen früheren Klub auf der Bank sitzen.

Mit 17 ging Arnautovic in die Twente- Talentschule, wo so mancher Hochbegabte die ersten Schritte im Profifußball absolvierte. Auch Arnautovic debütierte früh in der ersten Mannschaft, seine besten Freunde waren die heutigen Bundesliga-Profis Edson Braafheid (Bayern München) und Eljero Elia (Hamburger SV). „Mit ihnen war ich in Enschede regelmäßig unterwegs“, erzählt er. Es war die Zeit, in der Arnautovic auch abseits des Platzes viel Aufsehen erregte und sich wegen seines Benehmens in Österreich den Beinamen „Arrogantovic“ einhandelte.

Eine Reihe prominenter Klubs wurde trotzdem aufgrund seiner unbestrittenen fußballerischen Fähigkeiten auf ihn aufmerksam. Im Sommer 2009 liehen ihn die Niederländer an Inter Mailand aus, diesen Sommer gaben sie ihn für rund 6,5 Millionen Euro nach Bremen ab. Dass Werders Nummer 7 in der Champions League gleich beide Klubs wiedertreffen würde, erfuhr er übrigens unmittelbar nach der Auslosung von seiner Mutter, „die hat mich angerufen, ich habe gedacht, ich träume“.

Nun warnt Arnautovic seine neuen Kollegen vor seinen alten. Er erklärt, dass der Niederländische Meister über eine begeisterungsfähige Mannschaft und mit Bryan Ruiz über einen überragenden Flügelstürmer verfügt und über ein begeisterungsfähiges Publikum. „De Grolsch Veste“ heißt das enge Stadion, das mit seinen 24 000 Zuschauern eine echte Festung bildet. „Die Atmosphäre ist gigantisch“, erklärt Arnautovic, „das ist das beste Publikum in Holland, die stehen 90 Minuten lang hinter ihrer Mannschaft, egal wie es läuft.“ Ihn werden sie in Enschede wohl – genau wie es vor drei Wochen die Fans von Inter Mailand taten – wieder bei jedem Ballkontakt gnadenlos auspfeifen. „Das ist nicht schön“, sagt Arnautovic, „aber da muss ich durch.“ Und dann geht es ja auch ganz schnell zurück.

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