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Sport: Er hatte fertig

Christian Tretbar über die Altersmilde von Giovanni Trapattoni

Und so verabschiedet er sich. Als Gentleman. Als Großer, der es nicht mehr nötig hat, herumzukrakeelen. Giovanni Trapattoni, der Ur-Vater aller Wutreden, absolviert am Wochenende als Trainer von Red Bull Salzburg sein letztes Spiel, bevor er irischer Nationaltrainer wird. Ein sportlicher Alterssitz. Längst schimpft Trapattoni nicht mehr, er bedankt sich lieber. Gestern bei den Österreichern, „für die Geduld mit mir und meiner Sprache und die Nachsicht, wenn ich mit der Kritik und den Analysen nicht einverstanden war“. Ein altersmilder Abschied in Würde.

Natürlich hätte es auch diesmal Grund zum Meckern gegeben. Bei seinem letzten Heimspiel hagelte es Pfiffe für Trapattoni, der nicht Meister wurde trotz allen Geldes und aller Erwartungen. Das wichtigste Saisonspiel hat sein Team glatt 0:7 gegen Rapid Wien, Österreichs neuen Meister, verloren. Aber er bleibt milde: „Es ist schon ein großer Erfolg, wenn zumindest 51 Prozent der Leute auf deiner Seite stehen, das habe ich gelernt.“ Brandreden hat er vor zehn Jahren gehalten, mit seiner „Ich habe fertig“-Rhetorik ging der damalige Bayern-Trainer in die deutsche Fußball- und Sprachgeschichte ein. Geholfen hat es ihm nicht viel.

Bis Dortmund hat sich das noch nicht rumgesprochen. Hier poltert BVB-Trainer Thomas Doll – wenn auch ohne italienischem Idiom. Nette Idee, und vielleicht hilft es ihm ja persönlich. Ob er damit aber die Mannschaft erreicht? Seinen Job retten kann? Eher nicht. Vor zehn Jahren wäre ein wütender Doll en vogue gewesen, heute wirkt sein Psycho-Kniff von gestern. Trapattoni ist längst weiter.

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