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Sport: Erfolg auf Rezept

Stefan Hermanns über die Rückkehr des VfB Stuttgart zu sich selbst

Den Deutschen wird ein sehr gespaltenes Verhältnis zu ihren Stars nachgesagt. Sie ergötzen sich anfänglich an ihren Erfolgen, vereinnahmen, wen sie nur vereinnahmen können, sind anschließend aber genauso Feuer und Flamme, wenn es wieder nach unten geht. Insofern müssten die Deutschen zurzeit sehr zufrieden sein mit dem VfB Stuttgart. Im Sommer als Überraschungsmeister noch Everybody’s Darling, ein paar Monate später Everybody’s Hanswurst.

Wer ist angesichts dieser schönen Geschichte schon an einer differenzierten Sicht der Dinge interessiert: Daran, dass die Stuttgarter wenig falsch gemacht haben? Dass sie sich der Schwierigkeiten, die auf sie zukommen würden, stets bewusst waren? Dass auch viele andere Vereine mit der Belastung durch die Champions League schon ihre Probleme hatten, zuletzt der HSV vor einem Jahr? Dass sie unter unglaublichem Verletzungspech zu leiden haben? Man kann eben objektiv alles richtig machen, und am Ende kommt trotzdem nichts Gutes dabei herum.

Andererseits kann man eben alles falsch machen müssen, und am Ende kommt trotzdem etwas Gutes dabei heraus. Am Samstag gegen Leverkusen sah sich Stuttgarts Trainer Veh dazu gezwungen, mehrere Spieler einzusetzen, die bis dahin über wenig bis gar keine Bundesligaerfahrung verfügten. Einer von ihnen, Andreas Beck, erzielte das einzige Tor und stoppte damit fürs Erste den Absturz des VfB. Beck, 20 Jahre alt, hatte in dieser Saison gerade fünf Minuten gespielt.

Die Stuttgarter könnten sich nun wundern, dass plötzlich klappt, was eigentlich nicht klappen dürfte; dass eine unerfahrene Mannschaft schafft, was die Routiniers zuvor nicht geschafft haben. Die Stuttgarter könnten sich aber auch ihrer eigenen Geschichte entsinnen. Genau so, mit Spielern ohne oder nur mit wenig Bundesligaerfahrung, ist der VfB in der vergangenen Saison Deutscher Meister geworden.

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