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Einer muss es machen. Richie Regehr ist derzeit Kapitän der Eisbären.

© Kitty Kleist-Heinrich

Ersatzkapitän Richie Regehr: Stark, fleißig und vor allem bescheiden

Richie Regehr ist für die Eisbären wertvoll wie nie, die neue Rolle als Kapitän aber will dann doch nicht ganz zu ihm passen. Seinen Vertrag in Berlin wird der Verteidiger wohl verlängern.

Von Katrin Schulze

Es ist immer das Gleiche. Wenn seine Kollegen sich schon längst umziehen, tritt Richie Regehr noch einmal an, macht ein paar Sprints und schmettert die Hartgummischeibe noch ein zwei, drei, vier Mal aufs Tor. „Sein Trainingseifer und seine Einstellung sind vorbildlich“, sagt sein Trainer Don Jackson. „So etwas wünscht man sich von jedem Eishockeyspieler.“ Beinahe vier Jahre lang macht Regehr den anderen Profis der Eisbären in Sachen Fleiß etwas vor, so gut wie in dieser Saison allerdings ist es im Wettbewerb für ihn noch nicht gelaufen.

Früher nannte man es am ehesten „solide“, was der 29 Jahre alte Kanadier aufs Eis brachte, er spielte meist zuverlässig, wirklich berauschend allerdings trat er selten auf. Klar, in Überzahl wuchtete er seine gewaltigen Schüsse oft ins Tor, aber sonst? Sonst hielt er sich auch gerne mal zurück – vor allem abseits der Eisfläche. Geht es beim Berliner Eishockeyunternehmen um die große Klappe, gibt es andere, die vorpreschen, und deshalb will seine neue Rolle auch nicht wirklich zu ihm passen. Angesichts der vielen verletzungsbedingten Ausfälle im Team wird Regehr auch am Freitag, wenn die Eisbären bei den Iserlohn Roosters antreten (19.30 Uhr), den Kapitän geben.

Das ist – rein von seinen Leistungen betrachtet – nur logisch. Er hat sich in dieser Saison zum bislang wertvollsten Spieler der Eisbären entwickelt, erzielt wichtige Treffer und ist der zweitbeste Scorer der Eisbären – für einen Verteidiger ist das eine erstaunliche Bilanz. „Jetzt, da ich Kapitän bin, schaut man etwas genauer auf mich. Und deshalb versuche ich mir besonders viel Mühe zu geben und vielleicht noch einen Tick besser zu spielen“, sagt Regehr. Das Einzige, was ihn im Moment etwas störe, sind die „vielen Fragen, die ich jetzt beantworten muss. Und das viele Sprechen“. Nein, die Sache mit dem Mittelpunkt wird nicht mehr die seine. Richie Regehr schwingt lieber den Golfschläger als große Reden, und er geht auch lieber angeln als auf Volksfeste.

Diese Mischung aus Bescheidenheit und guter Leistung kommt beim Berliner Manager Peter John Lee an, würde er seinen Vorzeige-Abwehrspieler doch gerne über die laufende Spielzeit hinaus an die Eisbären binden. Ja, über einen neuen Vertrag hätte er mit Lee kürzlich gesprochen, sagt Regehr, unterschrieben sei zwar noch nichts, aber es sehe gut aus. Die ganz große NHL-Karriere, wie sie sein Bruder Robyn hinlegt, hat sich für ihn ohnehin schon seit einer Weile erledigt. Der Kanadier hat sich mit dem Leben in Europa arrangiert, immerhin soll es ja hier auch ein paar nette Golfplätze und fischreiche Seen geben.

Dorthin reißt Richie Regehr gerne aus, wenn es ihm mal zu viel wird. Erst neulich war wieder so ein Moment. 1:2 unterlag seine Mannschaft da dem EHC aus München unter seiner Führung als Kapitän, doch es war nicht die Tatsache, dass auch ein Tabellenführer mal verlieren kann, sondern wie das zustande kam. „Da hat nicht jeder alles gegeben“, sagte Regehr. „Die Arbeitseinstellung passte bei einigen Spielern gar nicht.“ Und damit kann man jemanden wie ihn nun wirklich zum Ausflippen bringen.

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