zum Hauptinhalt
Redebedarf. Der neue Trainer Jeff Tomlinson (hier ein Archivfoto) wundert sich, dass seiner Mannschaft in der Offensive nichts Konstruktives einfällt. Foto: dpa

© picture alliance / dpa

Sport: Erstaunlich harmlos

Nach dem 1:3 gegen Köln rutschen die Eisbären in der DEL auf Rang zwölf ab.

Berlin - Am Ende spielten auch die Nerven bei den Eisbären nicht mehr mit. „Es ist nicht normal, dass unsere Stürmer einen halben Meter vorbeischießen, wenn sie frei vor dem Tor stehen“, sagte Trainer Jeff Tomlinson am Sonntagabend und klagte, dass sein Team verkrampft gewesen sei. Da hatte der Deutsche Meister gerade vor 13 100 Zuschauern in der Arena am Ostbahnhof gegen die Kölner Haie mit 1:3 (0:0, 1:2, 0:1) verloren. Es war bereits die vierte Niederlage hintereinander, in der deutschen Eishockey-Liga (DEL) rutschten die Berliner auf den zwölften Tabellenplatz ab.

Die Neuauflage des vergangenen Finales war von vornherein kein Spitzenspiel: Sowohl die Eisbären als auch die Kölner waren an den ersten fünf Spieltagen der neuen DEL-Saison noch nicht in der Form der vergangenen Saison gewesen. Von 15 möglichen Punkten hatten die Rheinländer acht geholt, die Berliner gar nur sechs. Die Nerven waren auf beiden Seiten entsprechend angespannt.

Bei den ansonsten so offensivstarken Eisbären resultierte das in einer erstaunlichen Harmlosigkeit im Angriff: Nur zwei Tore hatten sie in den vergangenen drei Spielen erzielt, und auch gegen Köln vermochten sie lange nicht, Druck aufzubauen. Zu zaghaft, ungenau und umständlich war ihr Aufbauspiel. Selbst als sie im ersten Drittel nach einer Spieldauerdisziplinarstrafe für den Kölner John Tripp fünf Minuten lang in Überzahl auf dem Eis standen, schafften sie es nicht, auch nur eine einzige klare Torchance herauszuspielen. Den ebenfalls nicht sonderlich selbstbewussten Gästen gelang ihrerseits nicht viel Konstruktives, und so blieb das Spiel lange torlos.

Es war dann eine Einzelleistung, aus der das erste Tor resultierte: In der 30. Minute, als bei beiden Mannschaften jeweils ein Spieler auf der Strafbank saß, nutzte Kölns Angreifer Philip Gogulla den sich bietenden Raum, lief unbedrängt über die halbe Eisfläche und bediente Thorsten Ankert so mustergültig, dass der den Puck nur über die Linie drücken musste. Wenige Minuten später erhöhte Chris Minard die Führung, als die Kölner Haie in Überzahl spielten. Die Berliner Spieler wirkten angeschlagen, hatten aber Glück: Vier Sekunden vor der Pausensirene erzielte Shawn Lalonde den Anschlusstreffer. „Das Tor war ganz wichtig, es gibt uns neuen Schwung“, sagte Angreifer Barry Tallackson in der Pause.

Tatsächlich versuchten die Eisbären im Schlussdrittel alles, um den knappen Rückstand umzubiegen. Aber ihnen fehlte eben die Ruhe, um ein präzises, durchdachtes Kombinationsspiel aufzuziehen, und wenn sie dann doch zum Schuss kamen, zielten sie vorbei oder trafen den Pfosten, den gegnerischen Torwart oder einen Verteidiger – aber nicht mehr in das Kölner Tornetz.

Und so setzten die Gäste den Schlusspunkt: In der vorletzten Spielminute traf Minard ins verwaiste Berliner Tor, nachdem Torhüter Rob Zepp das Eis zugunsten eines sechsten Feldspielers verlassen hatte.

Trotzdem machte Verteidiger Frank Hördler die erfolglose Aufholjagd Hoffnung für die kommenden Spiele: „Das Aufbäumen im letzten Drittel ist das, was wir brauchen“, sagte er, „wir müssen wieder mehr Risiko eingehen.“ Und das mit der nötigen Geduld: „Wir dürfen jetzt auf gar keinen Fall in Panik verfallen“, sagt Hördler. Jan Schröder

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false