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Ich war’s, Herr Babbel. Tunay Torun macht nicht nur mit seinen Treffern für Hertha auf sich aufmerksam. Foto: dpa

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Sport: Erste Wahl bei der zweiten Chance

Beim HSV blieb Tunay Torun der Durchbruch verwehrt – mit Hertha kommt er nun in der Bundesliga an

Berlin - Für viele Profis ist Hertha BSC die zweite große Chance, sich als Stammspieler in der Fußball-Bundesliga zu etablieren. Torwart Thomas Kraft verlor bei Bayern München seinen Stammplatz nach einer halben Saison wieder. Peter Niemeyer kam bei Werder Bremen nicht ständig zum Einsatz, Andreas Ottl erging es bei den Bayern nicht anders. Und Tunay Torun? Dessen Schicksal beim Hamburger SV war noch ein wenig härter. Von der Saison 2008/2009 bis zur vergangenen Spielzeit pendelte er zwischen erster und zweiter Mannschaft. 27 Mal Bundesliga, zwei Tore – das ist Toruns Bilanz aus drei Jahren HSV.

Sechs Spiele, zwei Tore – das ist Toruns Bilanz nach ein paar Wochen Hertha BSC. Sein zweites Tor, das 2:1 beim 2:2 gegen Augsburg am vergangenen Sonnabend, feierte er so ausgelassen ausführlich, dass ihm sein Spaß beim neuen Arbeitgeber anzumerken war. Er fühle sich sehr wohl in Berlin, sagt der gebürtige Hamburger. „Aber die zwei Tore haben da gar keine Rolle gespielt.“ Er habe schon in der Vorbereitung gespürt, dass es mit Hertha und ihm etwas werden würde.

Nun ist es nicht so, dass Tunay Torun in Hamburg nicht seine großen Tage gehabt hätte. Schließlich war der HSV für den 21 Jahre alten Offensivmann ein Stück Heimat – auch wenn er vom FC St. Pauli kam. Die Fans beim HSV haben ihn auch schon frenetisch gefeiert, ihren Hamburger Jungen mit türkischen Wurzeln. Die Saison 2009/2010 war seine auffälligste – nicht nur, weil er sich da Respekt verschaffte, als er im März 2010 mit Ruud van Nistelrooy in der Kabine aneinandergeriet. Da gab es ein paar Spiele und eben die zwei Tore, die als Versprechen auf eine gute Zukunft von Torun erschienen. Doch das konnte er in Hamburg nicht einlösen, im April 2010 erlitt er im Training einen Kreuzbandriss. Torun kämpfte sich wieder heran, sechseinhalb Monate später stand er wieder auf dem Platz, doch der Stammplatz war weg, er wurde nur noch fünfmal ein- oder ausgewechselt, bevor er dann ablösefrei zu Hertha gehen konnte. Trotzdem liegt ihm der HSV noch am Herzen. „Ich hatte doch eine gute Zeit dort“, sagt er. „Es tut mir weh zu sehen, wie der Klub im Chaos steckt. Ich hoffe, dass die da rauskommen.“

Das Durcheinander beim Tabellenletzten ist nicht mehr das Problem von Torun, der vor der Saison nicht unbedingt erste Wahl im offensiven Mittelfeld von Hertha zu sein schien. Aber er hat sich da rein gespielt. Mit Markus Babbel scheint er den Trainer zu haben, der den talentierten jungen Mann auch dauerhaft von seiner Leistung dahin bekommen kann, wo ihn beim HSV kein Trainer hin bekam.

Sollten die gesundheitlich angeschlagenen Angreifer Adrian Ramos (Schmerzen nach Entfernung einer Zyste) und Pierre-Michel Lasogga (Oberschenkelverhärtung) am Sonntag beim Spiel in Bremen fehlen, könnte auch Torun für Hertha stürmen. „Das entscheidet der Trainer, aber ich weiß, was ich im Sturm zu machen habe“, sagt er. Das habe er ja beim HSV schon bewiesen. Der HSV ist eben noch allgegenwärtig bei Tunay Torun, der mit Änis Ben-Hatira nun einen anderen Spieler aus seinem ehemaligen Team in Berlin begrüßen kann. „Änis kann vorne spielen – genau wie ich“, sagt er.

An Selbstbewusstsein mangelt es dem jungen Mann nicht. Nach dem guten Saisonstart des Bundesliga-Rückkehrers Hertha mit neun Punkten aus sechs Spielen hält er Hertha am Sonntag bei den zu Saisonbeginn überraschend starken Bremern auch nicht für chancenlos. Werder habe ja nun die Abwehr umgestellt und „wenn sich da in der Abwehr etwas tut, dann heißt das, dass etwas mit der Abstimmung nicht funktioniert hat“. Das würden sie bei Hertha noch in der Videoanalyse studieren. „Wir müssen uns vor keiner Mannschaft verstecken“, sagt Torun.

Tunay Torun ist also angekommen in Berlin. Der junge Mann möchte aber noch weiter, er hat die Doppelstaatsbürgerschaft und bereits ein Länderspiel für die Türkei hinter sich. Nach Herthas Sieg in Dortmund vor knapp zwei Wochen habe er Kontakt mit Nationaltrainer Guus Hiddink gehabt. Aber für die ganz große Karriere im Nationalteam ist es sicher noch etwas zu früh für Torun. Erst einmal gilt es für ihn, sich bei Hertha zu etablieren. Das Fundament dafür hat er gelegt.

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