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Sport: Es ist sein Spiel

Leverkusens Coach Augenthaler kämpft bei seinem alten Klub gegen den Abstieg. Steht das Ergebnis schon fest?

Leverkusen. Ein Gerücht hat die Bundesliga überfallen. Erst schlich es sich langsam ein in die deutsche Fußballszene, durch kleine Spekulationen am Spielfeldrand wurde es genährt, und jetzt, kurz vor dem letzten Spieltag der Saison, ist es plötzlich allgegenwärtig. In jenen Regionen, die am Tag des Finales den Absturz in die Zweite Liga befürchten, gibt es nur noch ein Thema: das Gerücht vom verschobenen Abstiegsspiel zwischen Leverkusen und Nürnberg am Samstag (15.30 Uhr). Das Gerücht geht so: Der bereits abgestiegene 1. FC Nürnberg verliert gegen Leverkusen und verhilft Bayer damit zum Klassenerhalt. Folge: Arminia Bielefeld, schärfster Konkurrent von Leverkusen im Abstiegskampf, muss in die Zweite Liga.

Bayer Leverkusen, der deutsche Vizemeister, hat das Gerücht gewissermaßen zu sich eingeladen. Zuletzt wurde Trainer Klaus Augenthaler verpflichtet. Der war kurz zuvor beim 1. FC Nürnberg gefeuert worden.

Das war der Auftakt für wilde Spekulationen und dunkle Beschuldigungen. Schließlich sparte der Transfer den Nürnbergern teures Abfindungsgeld, das der Verein im anstehenden Lizenzverfahren für Liga zwei dringend braucht. Neue Nahrung bekam das Gerücht, als Nürnbergs Präsident Michael A. Roth freimütig bekannte, dass er die Leverkusener in der nächsten Saison lieber in der höchsten Klasse sähe. „Dann haben wir einen starken Konkurrenten weniger“, sagte Roth lapidar. Noch dazu bestätigte Roth einen geplanten Deal mit Mittelfeldspieler David Jarolim, den Augenthaler seinerzeit von den Bayern-Amateuren nach Nürnberg geholt hatte. Der soll nun für viel Geld nach Leverkusen wechseln – vorausgesetzt, Leverkusen gewinnt in Nürnberg und bleibt im Oberhaus. Seitdem all das bekannt ist, haben sie Angst in Bielefeld.

In Leverkusen ist man natürlich empört über solcherlei Schlagzeilen. „Man sollte das Ganze nicht auf die Goldwaage legen“, sagt Manager Reiner Calmund. Und sein Sozius Ilja Kaenzig meint, der Trommelwirbel aus Bielefeld gehöre eben zum Abstiegskampf in dieser Phase dazu. Dass Bielefelds Torwart Mathias Hain eine Absprache zu Ungunsten seines Verein befürchtet (siehe nebenstehendes Interview), darüber will in Leverkusen niemand viele Worte verlieren.

Und was ist mit den Personalien? Etwa mit dem Wechsel von Jarolim nach Leverkusen? Calmund sagt, dass es „keinen Kontakt“ zu Nürnberg in dieser Frage gebe, allein zu Jarolims Berater. Wie lange schon? „Länger“, antwortet Calmund.

Trainer Augenthaler sagte ebenfalls nicht viel zum Fall Jarolim. Nur, dass er den Spieler gut kenne. „Ich bin mir sicher, dass er sein Bestes geben wird.“ Zur Personalie Augenthaler wollte Augenthaler gar nichts sagen. Und die anderen Verantwortlichen von Leverkusen auch nicht.

Allein Nürnbergs neuer Trainer Wolfgang Wolf redete aus der Ferne gegen die Spekulationen an. „Es ist schlimm, was da aus der Bielefelder Ecke kommt. Die anderen Abstiegskandidaten sollten lieber vor ihrer eigenen Haustür kehren“, sagte Wolf. Der Coach versprach: „Wir werden alles tun, um uns ordentlich aus der Bundesliga zu verabschieden.“

Das Gerücht, das die Bundesliga ergriffen hat, wird jedoch bleiben bis zum letzten Abpfiff. Vielleicht auch deswegen, weil das Gerücht sich gut auskennt in Leverkusen. Das letzte Mal besuchte es die Bayarena im Mai 2001, nur haben es damals viele nicht so sehr wahrgenommen angesichts des finalen Duells um die Meisterschaft zwischen Bayern München und Schalke 04. Der noch von Berti Vogts trainierte Klub musste damals ebenfalls unbedingt gewinnen, um die Qualifikation zur Champions League zu sichern. Gegner damals: der VfL Bochum, der – eine verblüffende Parallele – bereits abgestiegen war. Auch damals sollte der beste Mittelfeldspieler des Gegners, Yildiray Bastürk, nach Leverkusen wechseln, nur um die Höhe der Ablöse stritt man sich noch. Und auch damals zählte Bastürk zum Lieblingsspieler des Coaches Klaus Toppmöller, der bald darauf bei Bayer vorgestellt wurde. Das Spiel war grausam, aber Leverkusen gewann mit größter Mühe und viel Glück 1:0. Ein Jahr später hätte Leverkusen fast die Champions League gewonnen.

Bastürk übrigens hatte nicht mitgespielt. Offiziell hieß es damals, er habe eine Muskelverletzung.

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