zum Hauptinhalt

Sport: Experten gegen DNS-Tests für Radprofis

Verband und Nada wollen mehr normale Kontrollen

Berlin - Mit seiner Forderung nach DNS-Tests im Radsport stößt Radprofi Erik Zabel in der Öffentlichkeit auf offene Ohren. Unter Dopingkontrolleuren herrschen jedoch Zweifel, ob ein solcher Vorstoß bei den Kontrollen sinnvoll und umsetzbar ist. Dirk Clasing, medizinischer Experte der Nationalen Antidopingagentur (Nada), hält einen obligatorischen Test der Erbinformation DNS für überflüssig. „Die Athleten müssen sich einfach den Dopingtests stellen. Diese Tests gilt es zu verbessern“, sagt Clasing. Die Nada untersucht nach eigenen Angaben etwa 8000 Proben im Jahr, ein DNS-Abgleich würde pro Probe etwa 100 Euro kosten. „Diese Gelder sollten lieber in die Verbesserung der Nachweisverfahren investiert werden“, sagt der Mediziner.

Im Interview mit der italienischen Zeitung „Gazzetta dello Sport“ hatte Zabel gesagt: „Mit DNS-Tests hätten wir sofort Sicherheiten, und das ist es, was wir brauchen.“ Ein DNS-Abgleich – und die Speicherung des genetischen Fingerabdrucks eines Athleten – macht es möglich, Dopingproben den Sportlern zweifelsfrei zuzuordnen, auch im Nachhinein. Sylvia Schenk, Vizevorsitzende von Transparency International Deutschland und zuständig für Transparenz im Sport, äußert arbeitsrechtliche Bedenken gegen die Zwangsabgabe des genetischen Fingerabdrucks. „DNS-Informationen sind sehr sensibel, da sie Aufschluss über das komplette Erbgut eines Menschen geben“, sagt Schenk. Eine freiwillige Verpflichtung der Athleten zur Abgabe ist für Schenk unrealistisch: „Wenn die Freiwilligkeit darin besteht, ohne Abgabe keinen Profivertrag zu bekommen, kann man nicht von Freiwilligkeit sprechen.“ Vielmehr müsse versucht werden, die zuständigen Teamleiter, Trainer und Ärzte auszutauschen, die größtenteils noch die gleichen seien wie vor den großen Dopingskandalen der vergangenen Jahre.

Das Umfeld möchte auch Burckhard Bremer, Leistungssportdirektor beim Bund Deutscher Radfahrer (BDR), verändern. „Wir müssen das bestehende Kontrollnetz weiter verbessern, bis in den Jugendbereich“, sagt Bremer. Vor einem eventuellen DNS-Abgleich müsse immer eine positive Dopingprobe vorliegen. Dafür bedürfe es weiterer Kontrollen und neuer Nachweisverfahren. Der BDR befindet sich momentan mit Profiteams wie Gerolsteiner und Milram sowie weiteren Sponsoren in Verhandlungen, um die Leistungsüberwachung der Sportler und vor allem die medizinische Forschung finanziell zu unterstützen.

Die größte Macht im Radsport haben die finanzstarken Teams. Deren Ethik- Code soll die Verpflichtung von des Dopings verdächtigen Fahrern ausschließen. Das Team Discovery Channel hat aber den Italiener Ivan Basso unter Vertrag genommen, der wie Jan Ulrich in die Affäre um den mutmaßlichen spanischen Dopingarzt Eufemiano Fuentes verwickelt sein soll. Noch im Januar wollen die Teams entscheiden, wie sie darauf reagieren wollen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false