zum Hauptinhalt
Frings

© ddp

Werder Bremen: Falsch belastet, falsch behandelt?

Torsten Frings leidet wieder einmal an einer Bänderverletzung. Die Verletzung löst heftige Debatten aus.

Der Willkommensgruß an der Ortsgrenze im Sommer 2006 hätte herzlicher kaum ausfallen können. „Fringsthal“ hatten Einwohner von Lilienthal auf das gelbe Ortsschild geschrieben und damit den noblen niedersächsischen Vorort im Bremer Norden kurzerhand auf seinen prominentesten Bewohner umgetauft. Denn Torsten Frings, der sich mit seiner Familie seit seiner Rückkehr zu Werder Bremen nach der ländlichen Idylle sehnte, genießt hier Kultstatus. Man kennt die Karossen seines Fuhrparks, seine Frau, seine Kinder – und seine Leiden.

Die neuerliche Bänderverletzung im rechten Knie, der Anriss des Innenbandes, wird den 31-Jährigen wieder dazu zwingen, Lilienthal für längere Zeit den Rücken zu kehren. Denn weite Teile des Reha-Programms möchte Frings beim Nationalmannschafts-Physiotherapeuten Klaus Eder in Donausauf absolvieren. Für ihn ist und bleibt der neuerliche Rückschlag ein Rätsel. „Ich habe die Belastungen im Trainingslager überstanden, und es hat auch nach dem Testspiel in Düsseldorf überhaupt keine Warnsignale des Bandes gegeben“, ließ Frings mitteilen. „Ich habe aber volles Vertrauen in unseren Mannschaftsarzt.“ Und wie zur Demonstration drehte der Lädierte bereits am Freitagnachmittag mit einem Physiotherapeuten auf dem Trainingsareal am Osterdeich einsame Laufrunden, während die kickenden Kollegen bei Hajduk Split (2:2) ein Testspiel in Kroatien bestritten, um sich auf das DFB-Pokalspiel am Dienstag bei Borussia Dortmund vorzubereiten.

Um die künftige Behandlung des 70-maligen Nationalspielers ist sogar ein Streit zwischen den Managern Oliver Bierhoff und Klaus Allofs entbrannt. Bierhoff hatte im Hinblick auf das malade Knie des Mittelfeldantreibers sorgenvoll angemerkt: „Wir beobachten, dass bei Werder der Heilungsverlauf nicht immer ganz nach Wunsch verläuft.“ Diesen Vorwurf konterte Bremens Sportchef sofort. Allofs sagte: „Das ist eine völlig unnötige Aussage. Es sind hier keine falschen Diagnosen gestellt worden.“ DFB-Arzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt sei immer im Fall Frings mit einbezogen worden.

Doch selbst Bundestrainer Joachim Löw hatte angemahnt, dass keine Fehler mehr gemacht werden dürften. Damit befeuerten die DFB-Angestellten die latenten Vermutungen, dass die Verletztenzahl respektive Rückfallquote an der Weser ungewöhnlich hoch ist. Doch die Sportliche Leitung bei Werder wehrt sich vehement gegen die Kritik, die speziell Mannschaftsarzt Doktor Götz Dimanski trifft. Der Mediziner beschrieb die dritte Knieverletzung binnen sieben Monaten als „nicht vorhersehbares Unglück“. Es gebe auch nach heutigem Stand der Technik „kein Mittel und keine Methode, die verlässliche Aussagen darüber garantiert, dass ein verletztes Band wieder jeglicher Belastung standhält“. Man könne nie sagen, so Dimanski, dass ein Band „unreißbar“ ist.

Frings stützt die Verlautbarungen des Arztes und Vereins. „Bei größeren Verletzungen sitzen alle an einem Tisch und stimmen die wichtigsten Maßnahmen gemeinsam ab“, sagt er. Schließlich gilt er als verlängerte Hand von Trainer Thomas Schaaf, und sein Verhältnis zu Sportchef Allofs ist mehr als vertrauensvoll. Und in dem Kader mit 16 Nationalspielern ist er der uneingeschränkte Wortführer – nicht Kapitän Frank Baumann, nicht Torwart Tim Wiese oder Spielmacher Diego. Frings ist unantastbar, auch wenn manche emotionalen Aussagen ihn eigentlich angreifbar machen. Und: Wusste Werders Kollektiv seinen Ausfall in der Bundesliga blendend zu kaschieren, weil vor allem der Däne Daniel Jensen eine herausragende Hinrunde spielte, so wirkte sein Fehlen in der Champions League fatal. Hier fehlte einer wie Frings, der sich auflehnt und aufbäumt. Denn wie sagt Vereinsboss Jürgen L. Born über Frings? „Der Torsten hat so viel Charisma, dass er schon den Gegner einschüchtert, wenn er nur auf dem Platz steht.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false