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Fan im Exil: Mit Trikot, Schal und Fahne: Ein Bayer in Mailand

In Mailand ist man entweder Fan von Inter, vom AC oder vielleicht von Juve. Doch auch eine kleine Minderheit von Bayern-Fans gibt es in der Stadt. Einer von ihnen berichtet, wie er den großen Tag verbringt.

Von Anna Sauerbrey

Mailand ist vorbereitet. Drei Riesenleinwände sind in der Stadt aufgebaut, eine davon auf der Piazza del Duomo, dem Repräsentierplatz der Stadt, herrschaftliches Public Viewing sozusagen. Tausende Fans werden hier erwartet, wenn Inter in Madrid gegen Bayern im Champions-League-Finale antritt. Das Wetter soll gut sein, 24 Grad, Regenrisiko vier Prozent. Auch in den Birrerien, den Bierkellern der Stadt, werden viele Fans erwartet. Im „Carlsberg“, einer großen Fußballkneipe im Zentrum, sind schon 600 Reservierungen eingegangen. Für Jonas Kabisch, wohnhaft in Mailand, Fußballfan, wird der Abend mit einem Weißbier beginnen. Der deutsche Schüler wohnt mit seiner Familie in Mailand. Kabisch ist Bayern-Fan im Exil.

Auf die richtige Bar kommt es an

Der 17-Jährige ist in Rom geboren und war als Kind zunächst Fan des AS Rom. Mit sieben zog er mit seinen Eltern nach München. „Da wurde ich umerzogen“, sagt er heute. Als die Familie vor fünf Jahren wieder nach Italien zog, diesmal nach Mailand, war die fußballerische Sozialisation abgeschlossen. Kabisch war Bayern-Fan - und ist es auch bei Inter und Milan geblieben. Ein Geheimnis macht Kabisch auch in Mailand nicht aus seiner fußballerischen Gesinnung. Sich das große Spiel vor dem heimischen Fernseher anzusehen, kommt nicht in Frage. Mit Freunden von der Deutschen Schule wird er sich das Finale in einer der Bierstuben anschauen.

Die Bayern-Fans nutzen die Feindschaft zwischen den italienischen Klubs

Probleme gibt es meistens nicht, auch wenn Kabisch und seine Freunde mit Bayern-Schals, Trikots und Fahnen losziehen, wie auch an diesem Samstag. Denn Kabisch hat gelernt, die traditionelle Feindschaft zwischen den drei großen italienischen Klubs Inter, Milan und Juve zu nutzen. „Man muss nur je nach Gegner in die richtige Bar gehen. Wir gehen in eine Juve-Bar, die halten am Samstag zu Bayern.“ Trotzdem heißt es aufpassen, wenn die Stimmung hoch kocht. „Vor zwei Jahren, beim EM-Spiel Spanien gegen Italien waren ein paar Spanier beim Public Viewing“, erinnert sich Kabisch. „Die wurden von italienischen Fans bis in die U-Bahn gejagt.“ Auch er selbst hat sich schon einmal in die falsche Bar verirrt. Das war bei Bayern gegen Juve, das Champions-League-Gruppenspiel im Dezember. Die Bayern spielten großartig, Kabisch hielt es nicht auf seinem Stuhl. Der stehende Jubel aber verärgerte einen Juve-Fan dermaßen, dass er den Schüler an den Schultern wieder auf seinen Sitz drückte.

Die härtesten Inter-Fans haben sich Tickets für Madrid erkämpft

Am Samstag befürchtet Kabisch keine Zwischenfälle. Die härtesten Inter-Fans sind ohnehin nicht in der Stadt. Schon am Vorabend des Verkaufsstarts für die Final-Tickets am 15. Mai bildete sich eine lange Schlange in der Via Massaua vor der Verkaufsstelle. Es war kalt, es regnete, Inter-Präsident Massimo Muratti sprach den Wartenden persönlich Mut zu. 5000 Inter-Fans sind zum Spiel nach Madrid gefahren – freie Bahn für das kleine Trüppchen Mailänder Bayern-Fans. Und wie wird das Spiel ausgehen? Einen Tipp will Kabisch lieber nicht abgeben. „Immer wenn ich sage, die Bayern gewinnen, verlieren sie.“

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